Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Bischof beklagt Verrohung der Sprache
Ulrich Neymeyr sieht in öffentlichen Debatten eine zum Teil barbarische Unkultur gewachsen
Bischof Ulrich Neymeyr hat eine Verrohung der Sprache in öffentlichen Debatten beklagt. „In Internetforen, in Chats und Kommentaren ist in Bild und Text eine zum Teil barbarische Unkultur gewachsen“, erklärte er am Donnerstag laut Redemanuskript zum Elisabethempfang des Bistums Erfurt für Thüringer Politiker. Dass solche Worte in Taten umschlagen könnten, habe der Anschlag im Oktober in Halle gezeigt. Damals versuchte ein schwer bewaffneter Mann, ein Massaker in der dortigen Synagoge anzurichten. Nachdem sein Vorhaben scheiterte, erschoss er zwei andere unbeteiligte Menschen.
Neymeyr monierte, dass sich auch Politiker persönlich und öffentlich beleidigen. Auch wenn manche ihre Kritik an ihren unflätigen Aussagen als „Maulkorb“oder als „Diktat der political correctnes“abtun, wird die Mahnung von Altbundespräsident Köhler immer akuter: „Es braucht wieder mehr Menschen, die sagen: Das tut man nicht“, betonte der Bischof. Zudem müsse im Meinungsstreit die Privatsphäre von Personen des öffentlichen Lebens respektiert werden. Es sei „unerträglich, wenn Privathäuser oder -wohnungen von Politikern zum Ort öffentlicher Meinungsäußerung gemacht werden“. Bedenklich
sei auch, wenn Politiker ihre Familie öffentlich präsentierten. Respekt vor der Privatsphäre heiße aber nicht, dass die sittliche Lebenseinstellung eines Menschen nicht maßgeblich zu seiner Überzeugungskraft beitrage. Deswegen halte er es für richtig, dass Menschen, die sich mit ihrem Beruf für das Gemeinwohl einsetzten, ihre Einkünfte öffentlich machen und sich nicht heimlich Vorteile verschaffen. Noch wichtiger sei für Politiker der korrekte Umgang mit ihren Einkünften.