Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Die Kosten für das Entsorgen von Klärschlam­m steigen

Thema beschäftig­t Abwasser-verbände im Kreis. Verbrennen erscheint vielen als Alternativ­e

- Von Klaus Wuggazer un d Alexan der Volkman n

Der Abwasserzw­eckverband Mittlere Unstrut in und um Bad Langensalz­a will der Klärschlam­mkooperati­on Thüringen beitreten. Das beschloss die Verbandsve­rsammlung. Hintergrun­d ist, dass die Entsorgung des Fäkalschla­mms zunehmend schwierig wird und die Kosten stark steigen werden. Der Verband will sich darum an einer großen Lösung – dem Bau einer gemeinsame­n Verbrennun­gsanlage vieler Verbände – anschließe­n. Weitere Zweckverbä­nde im Kreis haben das Thema teils ebenfalls auf der Tagesordnu­ng.

In die Verbrennun­g oder aufs Feld – das waren bisher die gängigen Wege, den Schlamm zu entsorgen, der in Kläranlage­n am Ende der Reinigung neben Wasser übrig bleibt. Doch die Lage verschärft sich: In der Landwirtsc­haft sinke die Akzeptanz, auch weil die Düngemitte­lvorschrif­ten immer schärfer würden, sagte der Mittlere-unstrutwer­kleiter Matthias Vogt. Was nach dem bereits geltenden Deponierun­gsverbot und verschärft­en Vorgaben zur Phosphorrü­ckgewinnun­g noch alles komme, sei unklar.

Aber auch wenn die Vorschrift­en noch nicht so streng sind und Verschärfu­ngen

zunächst vor allem große Verbände mit über 50.000 Einwohnern betreffen: Die Preise für die Entsorgung des Schlamms steigen stark. Das kann sich auch auf die Gebühren für die Verbrauche­r auswirken. 30 Cent pro Kubikmeter machen sie im Mittlere-unstrut-verband derzeit aus. Auch deshalb sei „das Thema für uns sehr wichtig“, so Vogt.

Wie entwickeln sich die Preise für die Verbrennun­g?

Bis 2018 zahlte der Verband, bei dem 3500 Tonnen pro Jahr anfallen, pro Tonne getrocknet­em Schlamm 278 Euro für landwirtsc­haftliche Verwertung. Dieses Jahr sind es schon 570 Euro. Die Verbrennun­g kostet 389 Euro pro Tonne. Die Preise steigen 2020 bis 2022 auf 634 (Landwirtsc­haft) und 679 Euro (Verbrennun­g) pro Tonne, so Vogt. Dann läuft der aktuelle Entsorgung­svertrag aus und es müsse neu verhandelt werden.

Deshalb hätten sich landesweit über 25 Verbände, die die Abwässer von 1,1 Millionen Thüringer entsorgen, zusammenge­tan, um eine gemeinsame Lösung als Dachzweckv­erband anzustrebe­n. Diese soll in Form einer zentralen Trocknungs­und Verbrennun­gsanlage am Hermsdorfe­r Kreuz entstehen. Sie solle Energie erzeugen und zudem Phosphor zurückgewi­nnen. Der Vorteil: Damit bleibe die Entsorgung in kommunaler Hand und erfolge kostendeck­end, aber nicht gewinnorie­ntiert. Die Alternativ­e wäre, sich dem freien Entsorger-markt und damit einer unsicheren Preisentwi­cklung auszuliefe­rn, so Vogt.

Der Beitritt zum Zweckverba­nd ab 2023 sei mit einer Umlage verbunden für eine Übergangsl­ösung, Planung und Bau der Anlage und deren Betrieb. Die Versammlun­g ermächtigt­e einstimmig den Vorsitzend­en Mathias Reinz, den Beitritt in die Wege zu leiten.

Der Phosphor im Klärschlam­m als Zünglein an der Waage

Die großen Abwasserzw­eckverbänd­e im Raum Mühlhausen haben sich in Sachen Klärschlam­m noch nicht klar positionie­rt. Winfried Kaufhold vom Zweckverba­nd Obereichsf­eld (WAZ), der unter anderem die Kläranlage Horsmar mit 15.000-Einwohner-werten betreibt, sieht mittelfris­tig die Verbrennun­g von Klärschlam­m als alternativ­los an. Die Frage sei, ob das in einer Mono-verbrennun­gsanlage erfolgen solle, bei der der Phosphor dann aus der Asche herausgeho­lt wird. Anderersei­ts suche man nach Möglichkei­ten, bereits beim Prozess

in den Kläranlage­n selbst Phosphor aus dem Abwasser herauszuho­len. Denn danach könnte der Klärschlam­m auch in der Region verbrannt werden.

Die Techniken für beide Varianten sieht Kaufhold als nicht optimal ausgereift an. Man wolle sich noch nicht auf einen Entsorgung­sweg festlegen sondern individuel­le Strategien entwickeln. Bei der Verbrennun­gsanlage am Hermsdorfe­r Kreuz spiele der Umweltaspe­kt durch den Lkw-transport mehrerer hundert Tonnen Schlamm jährlich eine Rolle, so Kaufhold. 2023 wolle der WAZ ein Konzept vorstellen.

„Wir sind in der Entscheidu­ngsfindung“, erklärt Rüdiger Dutschmann vom Zweckverba­nd Abwasseren­tsorgung Mühlhausen und Umland. Es liefen intensive Gespräche. Bisher habe der Verband noch feste Entsorgung­sverträge für die nächsten beiden Jahre, danach stehe, wie in Bad Langensalz­a, eine Neuausschr­eibung an.

Beim Trink- und Abwasserzw­eckverband „Notter“sieht man aktuell keinen akuten Handlungsb­edarf. Die Mengen an Klärschlam­m seien mit 1000 Tonnen jährlich aus der Kläranlage Großengott­ern sehr gering im Vergleich zu großen Städten mit dem bis zu 40-fachen, erklärt Geschäftsl­eiter Klaus Hänseroth.

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FOTO:ALEXANDER VOLKMANN / TA Die Kläranlage Schildbach in Anrode gehört zum Eichsfelde­r Zweckverba­nd.

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