Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Die Kosten für das Entsorgen von Klärschlamm steigen
Thema beschäftigt Abwasser-verbände im Kreis. Verbrennen erscheint vielen als Alternative
Der Abwasserzweckverband Mittlere Unstrut in und um Bad Langensalza will der Klärschlammkooperation Thüringen beitreten. Das beschloss die Verbandsversammlung. Hintergrund ist, dass die Entsorgung des Fäkalschlamms zunehmend schwierig wird und die Kosten stark steigen werden. Der Verband will sich darum an einer großen Lösung – dem Bau einer gemeinsamen Verbrennungsanlage vieler Verbände – anschließen. Weitere Zweckverbände im Kreis haben das Thema teils ebenfalls auf der Tagesordnung.
In die Verbrennung oder aufs Feld – das waren bisher die gängigen Wege, den Schlamm zu entsorgen, der in Kläranlagen am Ende der Reinigung neben Wasser übrig bleibt. Doch die Lage verschärft sich: In der Landwirtschaft sinke die Akzeptanz, auch weil die Düngemittelvorschriften immer schärfer würden, sagte der Mittlere-unstrutwerkleiter Matthias Vogt. Was nach dem bereits geltenden Deponierungsverbot und verschärften Vorgaben zur Phosphorrückgewinnung noch alles komme, sei unklar.
Aber auch wenn die Vorschriften noch nicht so streng sind und Verschärfungen
zunächst vor allem große Verbände mit über 50.000 Einwohnern betreffen: Die Preise für die Entsorgung des Schlamms steigen stark. Das kann sich auch auf die Gebühren für die Verbraucher auswirken. 30 Cent pro Kubikmeter machen sie im Mittlere-unstrut-verband derzeit aus. Auch deshalb sei „das Thema für uns sehr wichtig“, so Vogt.
Wie entwickeln sich die Preise für die Verbrennung?
Bis 2018 zahlte der Verband, bei dem 3500 Tonnen pro Jahr anfallen, pro Tonne getrocknetem Schlamm 278 Euro für landwirtschaftliche Verwertung. Dieses Jahr sind es schon 570 Euro. Die Verbrennung kostet 389 Euro pro Tonne. Die Preise steigen 2020 bis 2022 auf 634 (Landwirtschaft) und 679 Euro (Verbrennung) pro Tonne, so Vogt. Dann läuft der aktuelle Entsorgungsvertrag aus und es müsse neu verhandelt werden.
Deshalb hätten sich landesweit über 25 Verbände, die die Abwässer von 1,1 Millionen Thüringer entsorgen, zusammengetan, um eine gemeinsame Lösung als Dachzweckverband anzustreben. Diese soll in Form einer zentralen Trocknungsund Verbrennungsanlage am Hermsdorfer Kreuz entstehen. Sie solle Energie erzeugen und zudem Phosphor zurückgewinnen. Der Vorteil: Damit bleibe die Entsorgung in kommunaler Hand und erfolge kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert. Die Alternative wäre, sich dem freien Entsorger-markt und damit einer unsicheren Preisentwicklung auszuliefern, so Vogt.
Der Beitritt zum Zweckverband ab 2023 sei mit einer Umlage verbunden für eine Übergangslösung, Planung und Bau der Anlage und deren Betrieb. Die Versammlung ermächtigte einstimmig den Vorsitzenden Mathias Reinz, den Beitritt in die Wege zu leiten.
Der Phosphor im Klärschlamm als Zünglein an der Waage
Die großen Abwasserzweckverbände im Raum Mühlhausen haben sich in Sachen Klärschlamm noch nicht klar positioniert. Winfried Kaufhold vom Zweckverband Obereichsfeld (WAZ), der unter anderem die Kläranlage Horsmar mit 15.000-Einwohner-werten betreibt, sieht mittelfristig die Verbrennung von Klärschlamm als alternativlos an. Die Frage sei, ob das in einer Mono-verbrennungsanlage erfolgen solle, bei der der Phosphor dann aus der Asche herausgeholt wird. Andererseits suche man nach Möglichkeiten, bereits beim Prozess
in den Kläranlagen selbst Phosphor aus dem Abwasser herauszuholen. Denn danach könnte der Klärschlamm auch in der Region verbrannt werden.
Die Techniken für beide Varianten sieht Kaufhold als nicht optimal ausgereift an. Man wolle sich noch nicht auf einen Entsorgungsweg festlegen sondern individuelle Strategien entwickeln. Bei der Verbrennungsanlage am Hermsdorfer Kreuz spiele der Umweltaspekt durch den Lkw-transport mehrerer hundert Tonnen Schlamm jährlich eine Rolle, so Kaufhold. 2023 wolle der WAZ ein Konzept vorstellen.
„Wir sind in der Entscheidungsfindung“, erklärt Rüdiger Dutschmann vom Zweckverband Abwasserentsorgung Mühlhausen und Umland. Es liefen intensive Gespräche. Bisher habe der Verband noch feste Entsorgungsverträge für die nächsten beiden Jahre, danach stehe, wie in Bad Langensalza, eine Neuausschreibung an.
Beim Trink- und Abwasserzweckverband „Notter“sieht man aktuell keinen akuten Handlungsbedarf. Die Mengen an Klärschlamm seien mit 1000 Tonnen jährlich aus der Kläranlage Großengottern sehr gering im Vergleich zu großen Städten mit dem bis zu 40-fachen, erklärt Geschäftsleiter Klaus Hänseroth.