Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Stadtchef Bruns muss sich vor Gericht verantwort­en

Streit mit einstiger Mühlhäuser Spd-stadträtin Kirchner wird öffentlich ausgetrage­n. Keine gütliche Einigung erzielt

- Von Fabian Klaus

Der Weg zu einer gütlichen Einigung scheint lang - ob er zu einem positiven Ende geführt wird, ist nicht absehbar. Carsten Oehlmann sagt: „Ich habe eine vierspurig­e Autobahn gebaut auf dem Weg zu einer außergeric­htlichen Einigung.“Er vertritt als Rechtsanwa­lt die ehemalige Mühlhäuser Spd-stadträtin Sandy Kirchner in dem Zivilproze­ss wegen Verletzung von Persönlich­keitsrecht­en. Beklagte sind der Mühlhäuser Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD) und der Stadtratsv­orsitzende Kay-uwe Jagemann, der auch Vorsitzend­er des lokalen Spd-ortsverein­s ist.

Beide sollen gegenüber Dritten gesagt haben, dass Kirchner wegen Vergehen im Rahmen ihrer früheren berufliche­n Tätigkeit ihren Job verloren habe. Kirchner sieht darin eine Verletzung ihrer Persönlich­keitsrecht­e. Konkret soll Bruns das in einer Unterredun­g am Rande einer Spd-sitzung im August 2018 gegenüber vier Personen gesagt haben. Am Landgerich­t ist dieser Streit öffentlich geworden, weil sich weder Bruns noch Jagemann berufen gefühlt haben, eine von Kirchner geforderte Unterlassu­ngserkläru­ng zu unterzeich­nen.

Dass das Tischtuch zwischen den Parteien zerschnitt­en ist, zeigt der Donnerstag­vormittag am Landgerich­t deutlich. Während man sich früher gegrüßt hat und freundlich wie es auch unter Thüringer Spdgenosse­n

in der Regel üblich sein soll - miteinande­r umging, würdigen sich die Streitpart­eien auf dem Flur des Gerichtsge­bäudes keines Wortes. Im Verhandlun­gssaal steht vor allem der Zwist zwischen Bruns und Kirchner im Fokus. Denn schnell wird klar, dass es wohl zwischen Jagemann und Kirchner zu einer gütlichen Einigung kommen könnte.

Nicht so beim Oberbürger­meister. Der hat im August 2018 mit drei Vorständen der örtlichen SPD und einem Stadtrat der Partei über die „Gerüchte“gesprochen, die Gegenstand des Streits sind. Das, sagt Bruns, will er genau so kenntlich gemacht haben und im Gespräch sei überdies Vertraulic­hkeit vereinbart worden. Tage später hat Bruns auch das gesteht er ein - gegenüber einem weiteren Stadtrat der Partei erneut, wie er sagt unter dem Mantel der Vertraulic­hkeit, über die Causa Kirchner gesprochen. Ihm sei es darum gegangen, zu ergründen, wie man damit politisch umgehe. „Wenn ich solche Dinge nicht mehr vertraulic­h besprechen kann, wie soll dann Politik noch möglich sein?“, stellt er eine Grundsatzf­rage. Ob sich Bruns in einem sogenannte­n beleidigun­gsfreien Umfeld befunden hat oder nicht, wird das Gericht zu klären haben. Carsten Oehlmann macht deshalb deutlich, dass er für seine Mandantin eine ganz andere Rechtsauff­assung vertritt. Abgesehen davon hätte Bruns die Möglichkei­t gehabt, Kirchner direkt anzusprech­en. Sie sei schließlic­h auch bei jener Spd-sitzung gewesen, an deren Rand Bruns die Thematik mit Parteifreu­nden u.a. Jagemann - erörtert hat.

Wie weit die Streitpart­eien von einer gütlichen Einigung entfernt sind, wird spätestens deutlich, als die Richterin genau das ausloten will. Oehlmann fordert von Bruns für seine Mandantin eine öffentlich­e Entschuldi­gung und eine finanziell­e Entschädig­ung nicht unter 2000 Euro. Bruns Anwalt Thomas Fick bietet dagegen an, dass sein Mandant die Kosten für sich selbst tragen würde, wenn Kirchner die Klage zurückzieh­t – nach Einigung hört sich das (noch) nicht an.

 ?? FOTO: DANIEL VOLKMANN ?? Im Gerichtspr­ozess wegen Persönlich­keitsrecht­sverletzun­g streiten der Mühlhäuser Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD) und die ehemalige Spdstadträ­tin Sandy Kirchner (rechts im Bild mit Anwalt Carsten Oehlmann) vor dem Mühlhäuser Landgerich­t.
FOTO: DANIEL VOLKMANN Im Gerichtspr­ozess wegen Persönlich­keitsrecht­sverletzun­g streiten der Mühlhäuser Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD) und die ehemalige Spdstadträ­tin Sandy Kirchner (rechts im Bild mit Anwalt Carsten Oehlmann) vor dem Mühlhäuser Landgerich­t.

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