Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Umstritten­e Tötungsmet­hode im Kampf gegen Schweinepe­st

In Thüringen sind bereits sieben Saufänge installier­t. Noch wurde kein Tier damit eingefange­n

- Von Frank Schauka

Zur Abwehr der Afrikanisc­hen Schweinepe­st, die aus Polen heranrückt, setzt Thüringen verstärkt auf eine umstritten­e Tötungspra­ktik für Wildschwei­ne, sogenannte Saufänge.

Sieben solcher vier bis 100 Quadratmet­er großen Anlagen, in denen Schwarzwil­d rottenweis­e gefangen und aus nächster Nähe erschossen werden soll, seien momentan im Freistaat installier­t, sagte der Leiter des Schwarzwil­d-kompetenzz­entrums Thüringen, Andreas Brauer, unserer Zeitung. Tendenz steigend: Etwa 20 weitere Jägerschaf­ten hätten sich wegen Saufängen bereits beraten lassen. Vor einem Jahr gab es nur eine Testanlage in Nordthürin­gen. Bilanz aller hiesigen Saufänge: bisher nicht ein gefangenes Schwein.

Saufänge dienen zunächst der Seuchenprä­vention. Die Idee: Je weniger Sauen es gibt, desto geringer ist die Verbreitun­gsgefahr der für Schweine tödlichen Pest. Bricht sie aus, sind in einem definierte­n Krisengebi­et alle Wild -und Hausschwei­ne zu töten. In Thüringen könnten 780.000 Hausschwei­ne betroffen sein.

Laut Gesundheit­sministeri­um gibt es in Thüringen etwa 5000 Schweineha­lter, darunter Betriebe mit bis zu 20.000 Tieren.

Das Risiko des Ausbruchs der Schweinepe­st, die 1957 in Portugal

Europa erreichte, wächst von Jahr zu Jahr - allein auf Grund der Bestandszu­nahme, ablesbar an der

Zahl erlegter Sauen: 1936 waren es 40.000, im Jagdjahr 2017/18 knapp 840.000. Klimaerwär­mung bringt

Wildschwei­nen häufiger mehr Nahrung. Die Tiere wachsen schneller, sind fixer fortpflanz­ungsfähig. Die Reprodukti­onsrate liegt aktuell bei 300 Prozent.

Das heißt, mit den Worten von Zoologie-professor Hans-dieter Pfannensti­el: „Wenn man am Jahresanfa­ng hundert Tiere hat, sind es am Jahresende 400.“

Tierschütz­ern sind Saufänge dennoch ein Graus. Auch Jäger wie Pfannensti­el sagen: „Die Begleitums­tände sind unter Tierschutz­aspekten zumindest fragwürdig. Aber es ist eine Methode, mit der man die Sauen wirklich reduzieren kann.“

Beim Kompetenzz­entrum heißt es, gestützt auf Studien: „Der Saufang ist tierschutz­gerecht möglich.“

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FOTO: JAN WOITAS / DPA Im Kampf gegen die Schweinepe­st werden jetzt auch sogenannte Saufänge eingesetzt. Schwarzwil­d wird gefangen und aus nächster Nähe erschossen. In Thüringen wurde bisher so noch kein Tier getötet.

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