Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Wandel in der Tradition der Bestattungen
Steinmetze und Gärtnereien reagieren
Ein ansehnlicher Friedhof ist ein Aushängeschild. Viel Anteil daran haben Steinmetz- und Gärtnereibetriebe, vor allem vor Totensonntag.
Klassische Friedhofsdienstleister bekommen jedoch den Wandel der Bestattungskultur zu spüren. Die Nachfrage nach Grabsteinen und Grabeinfassungen sei in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich zurückgegangen, sagte der Landesinnungsmeister der Steinmetze, Matthias Hoff. Wegen der Zunahme anonymer Bestattungen, Urnengemeinschaftsanlagen und Beisetzungen unter Bäumen würden auch weniger klassische Einzelgräber mit Beet angelegt, ergänzte Jens Prager, Vizepräsident des Landesverbandes Gartenbau in Thüringen.
Im Landesverband sind 23 auf Friedhöfe spezialisierte Gärtnereien organisiert. Hochsaison für sie sind die drei Wochen vor Totensonntag, wenn die Gräber für den Winter mit Tannengrün eingedeckt und geschmückt werden.
Viele Kunden entschieden sich bewusst für eine professionelle Grabgestaltung. „Sie wollen etwas individuell Angefertigtes, sie wollen Qualität.“Zunehmend gefragt seien Dienstleistungen wie das regelmäßige Gießen und die Grabpflege.
Auf dem Friedhof Bad Salzungen im Wartburgkreis zum Beispiel wird nur noch die Hälfte der Gräber eigenhändig von Angehörigen gepflegt, sagt die Vorsitzende des Landesverbandes der Friedhofsverwalter, Rosi Zeitz. „Zu Ddr-zeiten waren es 70 Prozent.“Rosi Zeitz hält die räumliche Verbindung von klassischen Gräbern mit Gemeinschaftsgrabanlagen auf den Friedhöfen für sinnvoll. Das würde eine abwechslungsreiche Bepflanzung und Grabmalgestaltung ermöglichen, sagte sie. Aus Sicht der Thüringer Steinmetzinnung besteht Handlungsbedarf bei den Friedhofssatzungen, die Vorgaben für die Gestaltung von Grabanlagen machen. „Für die heutige Situation sind die Satzungen manchmal viel zu starr“, findet der Landesinnungsmeister.