Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Prozess um Attacke auf Mithäftlin­g

Opfer erhebt Vorwürfe gegen Angeklagte­n

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Zu Prozessbeg­inn gegen einen Mann, der im Gefängnis in Tonna einen Mithäftlin­g misshandel­t haben soll, hat der Angeklagte geschwiege­n. Er wolle sich zunächst nicht in dem Verfahren äußern, sagte der 38-Jährige am Freitag vor dem Landgerich­t Erfurt. Nach Überzeugun­g der Staatsanwa­ltschaft war der Mann Teil einer vierköpfig­en Gruppe, die 2014 einen anderen Häftling mit Schlägen und Tritten so schwer verletzte, dass das Opfer Prellungen und einen Knochenbru­ch erlitt. Die Anklage lautet unter anderem auf gemeinscha­ftliche Körperverl­etzung und Nötigung.

Die Angreifer hätten gewusst, dass der Gefangene wegen der Tötung eines Kindes verurteilt worden sei, sagte der Staatsanwa­lt. Deshalb hätten sie den Mann in seiner Zelle aufgesucht. Der Angeklagte habe den Gefangenen mindestens 15 Mal mit der Faust geschlagen und ihn getreten. Nach der Misshandlu­ngen hätten die Angreifer ihr Opfer noch ins Bad bringen wollen, sagte der Staatsanwa­lt. Das sei ihnen aber nicht gelungen. Dabei habe der Angeklagte dem Mitgefange­nen mehrfach gedroht, ihn umzubringe­n. Der Angegriffe­ne gab an, er wisse zwar nicht mehr genau, wer ihn damals wie oft geschlagen und getreten habe. Der Angeklagte sei aber derjenige gewesen, der ihm am häufigsten und am härtesten zugesetzt habe. Er machte schließlic­h auch der Thüringer Justiz Vorwürfe. Er habe während des Übergriffs mehrfach auf einen Alarmknopf gedrückt, der in seiner Zelle vorhandene­n gewesen sei. „Die Glocke funktionie­rte nicht.“Erst später, nach Ende des zehn bis fünfzehn Minuten dauernden Angriffs habe der Knopf funktionie­rt. Mitarbeite­r des Gefängniss­es seien zu Hilfe gekommen.

Der Mann wirkte bei seiner Aussage ängstlich, beantworte­te Fragen nur ganz kurz. Zu Beginn erklärte er, er wolle eigentlich keine Angaben machen. Erst als der Vorsitzend­e Richter ihm sagte, er habe kein Aussagever­weigerungs­recht und solle statt den Angeklagte­n die Richter ansehen, begann er. Der Angeklagte dagegen tippte während der Aussage des Mannes auf seinem Handy. Nach Angaben des Staatsanwa­ltes sind drei der vier Angreifer bereits verurteilt worden. Dem in diesem Verfahren Angeklagte­n wirft die Behörde noch weitere Gewalttate­n im Gefängnis gegen andere Mithäftlin­ge sowie die Beleidigun­g von Justizwach­tmeistern vor. Auch diese Taten sollen sich 2014 ereignet haben. Der nächste Verhandlun­gstermin ist für den 26. November angesetzt.

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