Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Wachstum durch digitale Akten
Erfurter Firma PDV legt bei Umsatz zu. 40 neue Mitarbeiter gesucht
Ob Hundesteuer oder neuer Personalausweis, ob Autozulassung oder Baubescheid – das alles sollen die Deutschen ab Ende 2022 online erledigen können, ohne den Weg ins Amt. So sieht es das Onlinezugangsgesetz des Bundes vor. Danach müssen 575 Verwaltungsleistungen digitalisiert werden.
Für die Erfurter Firma PDV, die sich seit Jahren auf die digitale Verwaltung spezialisiert hat, bedeutet dies ein enormes Auftragsplus. „Wir haben unter anderem die Stadtverwaltung Crimmitschau, den Norddeutschen Rundfunk, das Thüringer Landesbergamt, die Evangelische Kirche Mitteldeutschland und die Generalstaatsanwaltschaft Dresden als neue Kunden gewinnen können“, bestätigt Pdv-geschäftsführer Dirk Nerling.
Mit Niedersachsen und Sachsenanhalt sei zudem die Verwaltung von zwei weiteren Bundesländern hinzugekommen, die die E-akte und die Systeme von PDV nutzen. Damit wuchs die Zahl der Länderverwaltung unter den Kunden der Erfurter Firma auf sieben. Auch Bremen, Baden-württemberg, Sachsen, Schleswig-holstein und Thüringen setzen auf das Angebot von PDV.
Der Umsatz des Unternehmens stieg im zurückliegenden Geschäftsjahr auf 25 Millionen Euro. Statt der geplanten 2,5 Millionen Lizenzen für das Produkt Vis-suite verkaufte man 3,1 Millionen. Der gewachsenen Nachfrage trug die Firma durch Neueinstellungen Rechnung. Die Zahl der Beschäftigten kletterte in den letzten Monaten von 120 auf aktuell 210.
Bis zur Mitte kommenden Jahres sollen weitere 40 Mitarbeiter eingestellt werden. Dafür kooperiert man mit der Technischen Universität Ilmenau sowie den Hochschulen in Schmalkalden, Gera und Eisenach.
Aber auch die Bewerbungen von Itinteressierten Quereinsteigern sind willkommen.
Da das Firmengebäude im Erfurter Südosten zu eng wurde, hat PDV in einem benachbarten Bürogebäude zwei Etagen angemietet. Zudem verlagert man Entwicklungskapazitäten zu den Niederlassungen, unter anderem in Berlin, Chemnitz, Kiel und Stuttgart. Eine weitere Niederlassung ist laut Nerling in Hannover geplant, eine Repräsentanz für München.
Die Teams in den Niederlassungen sollen laut Nerling zunehmend mehr Verantwortung für das operative Geschäft in den Regionen erhalten, geführt würden sie von den jeweiligen Niederlassungsleitern. Dadurch könne man auf Kundenanforderungen flexibler reagieren.
Er gehöre nicht zu den Skeptikern, die das Erreichen der Vorgaben für die Verwaltungen binnen der nächsten drei Jahre schon abgeschrieben hätten, so Nerling. Mehr Mut zur Innovation bei der Umsetzung der digitalen Verwaltung habe er daher auch von den rund 200 Anwendern der Lösungen des Unternehmens gefordert, die sich vor ein paar Tagen im Parksaal des Erfurter Steigerwaldstadions versammelten.
Mittlerweile setzen laut Nerling bereits mehr als 89.000 produktive Nutzer auf das Vis-suite-system von PDV. Das habe offenkundig auch die Leser der Fachzeitschrift „egovernment Computing“überzeugt. Sie gaben zum wiederholten Male ihre Stimme für das Erfurter Unternehmen ab. „Dadurch konnten wir zum vierten Mal in Folge den Platin-award für unsere E-akte entgegennehmen“, so Nerling.
Im Oktober 2020 kann die Erfurter Firma auf 30 Jahre am Markt zurückblicken. „Ein Jubiläum, das wir gebührend feiern werden“, sagt Nerling.