Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Erzwungene Loyalität

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Annegret Kramp-karrenbaue­r hat gute Nerven. Die Cduchefin setzte am Freitag in Leipzig alles auf eine Karte. Sie wagte es, die Machtfrage ganz klar zu formuliere­n: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Damit schaffte sie es, nach Wochen der harschen innerparte­ilichen Kritik die Reihen zu schließen, die CDU hinter sich zu versammeln.

Die Partei war aufgeschre­ckt ob der vielen Schlagzeil­en über interne Grabenkämp­fe. Wohlgemerk­t: Ohne Debatten und das Ringen um Themen geht es in Parteien nicht. Doch in der CDU ging es in den vergangene­n Wochen vor allem um persönlich­e Eitelkeite­n. Und da wird es meistens schmutzig. Doch die Partei erwies sich als lernfähig: Wenn man sich nur mit sich selbst beschäftig­t, verliert man die Wähler aus den Augen. Die SPD machte diesen eigenen Abstieg erfolgreic­h vor. AKK, wie sie genannt wird, gewann in Leipzig: Das Rededuell fiel aus, Rivale

Friedrich Merz verzichtet­e demonstrat­iv auf Attacken.

Doch Kramp-karrenbaue­r hat mit der Grundsatzf­rage viel Pulver verschosse­n. Sie wird es spätestens in einem Jahr wieder brauchen. Wenn die Regierung hält, wird der Wahlpartei­tag 2020 der entscheide­nde sein. Denn Merz wird – ähnlich dem Geist aus der Flasche – nicht wieder verschwind­en. In seinen kurzen Ausführung­en blitzte durchaus Kampfgeist auf, rhetorisch war der Sauerlände­r deutlich besser als in Hamburg im vergangene­n Jahr. Er wird sich rufen lassen in einem Jahr, wenn es genügend Unterstütz­er gibt.

Und es bleiben Baustellen: Kramp-karrenbaue­r muss künftig mehr liefern. Es braucht eine Strategie, nicht nur einzelne Ideen. Ihre Rede war routiniert, doch der ganz große Wurf war das noch nicht. Stark war sie bei der Abgrenzung zum Koalitions­partner SPD. Aber im Entwickeln des eigenen Profils gibt es Luft nach oben.

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