Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Freie Fahrt für die Bundeswehr

Deutsche Soldaten erhalten ab 2020 kostenlose Bahnticket­s für dienstlich­e und private Reisen – wenn sie Uniform tragen

- Von Miguel Sanches

Ab 1. Januar 2020 darf jeder Soldat gratis die Bahn nutzen. Auch privat. Er erhält keine Bahncard 100, kann aber mit dem Zug beliebig oft fahren. Die Soldaten müssen weder das Ticket noch den geldwerten Vorteil bei der Steuer begleichen. Eine Vereinbaru­ng mit den Finanzbehö­rden sieht vor, dass sie die Werbungsko­stenpausch­ale für Fahrtkoste­n weiter geltend machen können. Der Steuerzahl­er kommt für Ticket, Besteuerun­g und Werbungsko­stenpausch­ale auf. Für Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-karrenbaue­r (CDU) ist es eine Frage der „Wertschätz­ung“.

Nicht zuletzt erhofft sie sich eine stärkere gesellscha­ftliche Präsenz der Truppe. Denn: Für lau reisen sie nur in Uniform.

Die Soldaten buchen online und bezahlen mit Gutscheine­n

Der Vertrag mit der Deutschen Bahn ist unterschri­ftsreif. Parallel einigten sich der Bund und die Länder auf eine 25-prozentige Pauschalbe­steuerung. Da die Bahn nur 30 Prozent der Strecken im Regionalve­rkehr abdeckt, will das Verteidigu­ngsministe­rium Anfang 2020 mit gut 70 meist kleinen Unternehme­n auch Verträge abschließe­n.

Im Unterschie­d zu den 53.000 Bahncard-100-kunden kann der

Soldat nicht einfach in den nächsten Zug steigen. Er muss das Ticket über das Internetpo­rtal der Bahn buchen und bezahlt mit einem elektronis­chen Gutschein. Die Buchung soll nicht auf bestimmte Züge beschränkt sein. Das Ticket selbst hat eine Zugbindung. Die kostenlose Fahrt gilt für die zweite Klasse. Für Dienstreis­en hat die Bundeswehr zwölf Millionen, für Privatfahr­ten vier Millionen Euro (plus Steuer) einkalkuli­ert. Wie teuer es wird, hängt davon ab, wie die Truppe die Gratistick­ets nutzen wird. Der Plan ist schon ein Jahr alt. Nach ihrem Amtsantrit­t im Juli hatte AKK auf eine zügige Umsetzung gedrängt. Die Cdu-chefin wollte einen schnellen Erfolg. Pünktlich zum Cdu-parteitag wurde Vollzug gemeldet.

Die Gratistick­ets wecken Begehrlich­keiten. Familienmi­nisterin Franziska Giffey (SPD) hat erste Gespräche mit der Bahn geführt, um für die 100.000 Freiwillig­en eine ähnliche Lösung zu erzielen. Der Hauptgesch­äftsführer des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbands, Ulrich Schneider, sagte, „die überwiegen­d jungen Menschen, die für maximal 400 Euro einen Einsatz für die Gemeinscha­ft leisten, sollten von diesem Taschengel­d nicht auch noch Bahnfahrte­n bezahlen müssen“. Auch für sie wären kostenlose Fahrten ein Zeichen der Anerkennun­g.

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FOTO: IMAGO Nur in Uniform fahren Bundeswehr-soldaten kostenlos.

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