Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Freie Fahrt für die Bundeswehr
Deutsche Soldaten erhalten ab 2020 kostenlose Bahntickets für dienstliche und private Reisen – wenn sie Uniform tragen
Ab 1. Januar 2020 darf jeder Soldat gratis die Bahn nutzen. Auch privat. Er erhält keine Bahncard 100, kann aber mit dem Zug beliebig oft fahren. Die Soldaten müssen weder das Ticket noch den geldwerten Vorteil bei der Steuer begleichen. Eine Vereinbarung mit den Finanzbehörden sieht vor, dass sie die Werbungskostenpauschale für Fahrtkosten weiter geltend machen können. Der Steuerzahler kommt für Ticket, Besteuerung und Werbungskostenpauschale auf. Für Verteidigungsministerin Annegret Kramp-karrenbauer (CDU) ist es eine Frage der „Wertschätzung“.
Nicht zuletzt erhofft sie sich eine stärkere gesellschaftliche Präsenz der Truppe. Denn: Für lau reisen sie nur in Uniform.
Die Soldaten buchen online und bezahlen mit Gutscheinen
Der Vertrag mit der Deutschen Bahn ist unterschriftsreif. Parallel einigten sich der Bund und die Länder auf eine 25-prozentige Pauschalbesteuerung. Da die Bahn nur 30 Prozent der Strecken im Regionalverkehr abdeckt, will das Verteidigungsministerium Anfang 2020 mit gut 70 meist kleinen Unternehmen auch Verträge abschließen.
Im Unterschied zu den 53.000 Bahncard-100-kunden kann der
Soldat nicht einfach in den nächsten Zug steigen. Er muss das Ticket über das Internetportal der Bahn buchen und bezahlt mit einem elektronischen Gutschein. Die Buchung soll nicht auf bestimmte Züge beschränkt sein. Das Ticket selbst hat eine Zugbindung. Die kostenlose Fahrt gilt für die zweite Klasse. Für Dienstreisen hat die Bundeswehr zwölf Millionen, für Privatfahrten vier Millionen Euro (plus Steuer) einkalkuliert. Wie teuer es wird, hängt davon ab, wie die Truppe die Gratistickets nutzen wird. Der Plan ist schon ein Jahr alt. Nach ihrem Amtsantritt im Juli hatte AKK auf eine zügige Umsetzung gedrängt. Die Cdu-chefin wollte einen schnellen Erfolg. Pünktlich zum Cdu-parteitag wurde Vollzug gemeldet.
Die Gratistickets wecken Begehrlichkeiten. Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hat erste Gespräche mit der Bahn geführt, um für die 100.000 Freiwilligen eine ähnliche Lösung zu erzielen. Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, sagte, „die überwiegend jungen Menschen, die für maximal 400 Euro einen Einsatz für die Gemeinschaft leisten, sollten von diesem Taschengeld nicht auch noch Bahnfahrten bezahlen müssen“. Auch für sie wären kostenlose Fahrten ein Zeichen der Anerkennung.