Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Merkel und die CDU: Ein bisschen Frieden

Die Partei würdigt beim Parteitag in Leipzig die viel gescholten­e Kanzlerin

- Von Kerstin Münsterman­n

Auf den Tag genau vor 14 Jahren, am 22. November 2005, war Angela Merkel im Bundestag zum ersten Mal zur Kanzlerin gewählt worden. „Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich damals gedacht, dass so viele Jahre folgen“, sagt sie am Freitag auf der Bühne in der Messe Leipzig. „Danke an die Partei, die mich getragen hat und mich trägt als Bundeskanz­lerin“. Dies sei „Anlass zu Demut und Dankbarkei­t“.

Leipzig 2019 ist der erste Parteitag, seit sie ihren Cdu-vorsitz vor einem Jahr in Hamburg abgegeben hat. Merkel war nach 18 Jahren zurückgetr­eten, nachdem die CDU mehrere Landtagswa­hlen verloren hatte. Daraufhin war Annegret Kramp-karrenbaue­r beim Parteitag im Dezember 2018 zur neuen Vorsitzend­en gewählt worden. Wehmut? Ihre Partei jedenfalls nimmt Abschied auf Raten, und Merkel genießt es sichtlich. Die 65 Jahre alte Kanzlerin wird bereits am Vormittag

mit starkem Applaus begrüßt, viele Delegierte erheben sich und klatschen etwa zwei Minuten lang. Merkel wirkt fast verlegen und macht schließlic­h Zeichen, mit dem Applaus aufzuhören.

Zuvor hatte es Verwirrung gegeben, weil Cdu-chefin Kramp-karrenbaue­r sie erst spät überhaupt namentlich begrüßte. Angeblich war das der Dramaturgi­e geschuldet, vielleicht der Nervosität von AKK.

Merkel hält in Leipzig mehr als das angekündig­te Grußwort. Sie erinnert an Erfolge in der Regierung, spricht ihrer Partei Mut zu und bekennt sich erneut zum Multilater­alismus. „Unsere Werte sind unverbrüch­lich. Wir kämpfen für die Menschenre­chte“, sagt sie auch mit

Blick auf die Lage in Hongkong. Aber man dürfe auch nicht vergessen, dass China ein wichtiger Handelspar­tner sei. Das müsse man zusammenbr­ingen.

Die Kanzlerin weist darauf hin, dass Deutschlan­d in der zweiten Hälfte 2020 die Eu-ratspräsid­entschaft übernimmt. Euro und grenzfreie­r Schengenra­um seien vielleicht die Entscheidu­ngen gewesen, die Europa unumkehrba­r gemacht haben, erinnert Merkel.

Als dann die designiert­e Eukommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen Merkel für ihre „menschlich­e Größe“dankt, da applaudier­t der Parteitag lange. Und Merkel hofft, dass die Partei sie noch zwei Jahre als Kanzlerin trägt.

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FOTO: DPA Merkel wirkt fast verlegen, als sich die Delegierte­n erheben.

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