Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Celin Hinske: Vor dem Sterben muss der Mensch keine Angst haben
Die 20 Jahre alte Mühlhäuserin hat ein Jahr lang im Hospiz gearbeitet und möchte Bestattungsfachkraft werden
Der Tod ist kein Thema, mit dem sich die meisten Menschen häufig oder gerne beschäftigen, schon gar nicht jüngere. Die 20jährige Celin Hinske aus Mühlhausen ist da eine Ausnahme. Und das hat einen nahe liegenden und sehr emotionalen Grund. Als Celin 13 Jahre alt war, starb ihr Vater.
Seitdem hat die junge Frau sich viele Fragen rund um den Tod gestellt. Wie sterben wir? Was bedeutet „gutes Sterben“? Wie ist es, wenn man weiß, dass das Leben bald zu Ende geht?ihr Schulpraktikum hat sie in einem Bestattungshaus gemacht, später half sie ein zweites und drittes Mal freiwillig dort aus. Vor einem guten Jahr machte Celin Hinske ihren Realschulabschluss in Mühlhausen. Ihr Berufswunsch: Bestattungsfachkraft. Nun absolvierte die junge Frau einen achtmonatigen Bundesfreiwilligendienst in einem stationären Hospiz für Erwachsene – auch, um vielleicht Antworten auf ihre Fragen zu finden.
In einem Hospiz können Todkranke ihre letzten Tage und Wochen verbringen. Die Regeln in Sachen Schmerzmedikation seien weniger streng als zuhause, erläutert Celin Hinske. Aber in einem Hospiz findet keine Sterbehilfe statt, das ist in Deutschland verboten.
Zeitweise das Leben wie in einer großen Familie
Manchmal verbringen die Sterbenden nur wenige Tage bis zum Tod im Hospiz, einige sind aber auch über mehrere Monate dort. Es sei die würdevolle Vorbereitung auf den Tod. Es herrschte eine liebevolle Atmosphäre in der Einrichtung, meint Celin Hinske. „Man fühlt sich geborgen.“
Auch sie fühlte sich wohl bei ihrer Tätigkeit. Zeitweise habe es sich angefühlt, wie eine große Familie. Neben der Routine, wie dem Erfragen und Zubereiten der Mahlzeiten, ging sie auch mit den Menschen spazieren und kam mit ihnen ins Gespräch. „Wenn Zeit war, saß ich auch bei ihnen am Bett und habe mich mit ihnen unterhalten und war einfach für sie da“, sagt die 20Jährige.
Man müsse als Mitarbeiter eines Hospizes für den Sterbenden da sein. Es sei wichtig, ihn zu nichts zu zwingen. Es seien vorwiegend Gäste, so die offizielle Bezeichnung, die unheilbar an Krebs erkrankt sind. 230 derartige Einrichtungen gibt es in Deutschland, zu wenig, findet Celin Hinske. Die Wartelisten seien lang und viele Menschen könnten das Angebot nicht wahrnehmen. Es gebe einen großen Unterschied zwischen dem Hospiz und etwa einer Palliativstation im Krankenhaus.
Die Erkenntnis: „Vor dem Sterben braucht man keine Angst zu haben.“Die vielen Gespräche, die Celin Hinske geführt habe, hätten sie nachdenklich gemacht und bewusster für das Leben.
„Ich bin froh und dankbar für diese Erfahrungen“, sagt sie. Es habe Begegnungen geben, die sie sehr berührt hätten, Momente, in denen ihr und den Mitarbeitern die Tränen kamen – gerade, wenn lieb gewonnene Menschen verstarben. Denn obwohl klar ist, was am Ende eine
Hospizaufenthaltes steht, kommt der Tod bisweilen überraschend. „Manchmal geht das Sterben schnell, manchmal dauert es länger“, hat Celin Hinske festgestellt.
Zu den Erinnerungen im Hospiz gehört die Unterhaltung mit einem Mann, der nach dem Berufswunsch der jungen Frau fragte.
Später erzählte er dann davon, dass er ein Autofan sei und sich vorstellen könnte, seine „letzte Fahrt“in einem Maserati anzutreten.
Die Hospizarbeit sollte mehr in den Mittelpunkt gerückt werden, findet Celin Hinske. Es helfe dem Sterbenden, wenn die Angehörigen besser mit dem Thema vertraut seien. Dass der Betroffene nicht mehr leiden müssten, sei eine Erleichterung für beide Seiten.
Nun möchte Celin Hinske sich um einen Ausbildungsplatz zur Bestattungsfachkraft kümmern – am liebsten in einem Familienunternehmen, bei dem der Mensch im Vordergrund steht.
Ihre Erfahrungen mit dem Tod hat Celin Hinske auf ihrer Internetseite zusammengetragen unter: www.meinheutigesleben mitdemtod.jimdo.com.