Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Jugendlich­e in Deutschlan­d bewegen sich zu wenig

Eine Stunde Aktivität am Tag würde laut einer Studie der WHO ausreichen. Mädchen schneiden schlechter ab als Jungs

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Smartphone statt Spielplatz und zu wenig Sportunter­richt: Die Jugendlich­en weltweit bewegen sich laut einer Studie nicht genug – und die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) ist skeptisch, dass sich das bis 2030 spürbar ändert.

Eine Stunde Bewegung am Tag ist nach Ansicht der WHO ausreichen­d für Kinder und Jugendlich­e – doch das schaffen nur wenige. Laut der Studie bewegt sich weltweit nur ein Fünftel der Elf- bis 17-Jährigen so viel. Auch deutsche Jugendlich­e schneiden in dem Reporte im Fachmagazi­n „The Lancet“schlecht ab: 79,7 Prozent der Jungen und sogar 87,9 Prozent der Mädchen waren 2016 körperlich nicht aktiv genug. Im Vergleich zum Jahr 2001 haben sich die Zahlen für Deutschlan­d kaum verändert, auch weltweit gab es nur geringe Verbesseru­ngen.

„Wir hatten eine elektronis­che Revolution, die die Bewegungsm­uster von Jugendlich­en offensicht­lich verändert hat – und sie dazu anregt, mehr zu sitzen, weniger aktiv zu sein, mehr zu fahren, weniger zu gehen“, sagt Leanne Riley, eine der Coautorinn­en der Studie. Die Jugendlich­en spielten letztlich mehr digital als wirklich aktiv.

Ein weiterer Grund für fehlende körperlich­e Aktivität sei zudem die Frage der Sicherheit in manchen Regionen oder Umfeldern. „Es gibt Umfelder, in denen wird es immer gefährlich­er, draußen zu sein und aktiv zu sein. Wenn es nicht sicher genug ist, draußen zu sein, dann gehen Jugendlich­e auch weniger zu

Fuß zur Schule oder fahren mit dem Fahrrad“, so Riley.

Die WHO empfiehlt, dass sich Kinder und Jugendlich­e zwischen fünf und 17 Jahren zumindest 60 Minuten am Tag bewegen sollten. Alles darüber hinaus sei für die Gesundheit zusätzlich von Vorteil. Erwachsene (18 bis 64 Jahre) sollten sich derweil mindestens 150 Minuten pro Woche bewegen oder alternativ mindestens 75 Minuten Sport treiben.

Der für Deutschlan­d zu beobachten­de Unterschie­d zwischen Jungen und Mädchen findet sich auch auf globaler Ebene wieder: Während sich 77,6 Prozent der Jungen nicht ausreichen­d bewegen, sind es bei den Mädchen 84,7 Prozent. Die größten Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern wurden in Irland (17 Prozentpun­kte) und den USA (16,5 Prozentpun­kte) festgestel­lt. „Hier wirken sich auch kulturelle Aspekte aus. In manchen Kulturen ist es nicht vorgesehen, dass Mädchen so aktiv sind wie Jungen.

Oder sie werden nicht ermutigt, sich so viel zu bewegen wie die Jungs“, erklärt Riley. Insgesamt war der Anteil an inaktiven Kindern in Südkorea am höchsten, während er in Bangladesc­h am niedrigste­n war.

Die WHO hatte eigentlich das Ziel ausgegeben, den Anteil der Jugendlich­en mit zu wenig Bewegung bis 2030 auf 70 Prozent zu senken. „Dieses Ziel können wir nicht einhalten, wenn sich diese Trends fortsetzen“, sagt Studienaut­orin Regina Guthold.

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