Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Wie ein Fisch auf dem Rad
Jeder gegen jeden. Das war mal eine Quizsendung im Fernsehen. Aber es könnte auch ein geeigneter Titel sein für turbulente Tage im Lager der deutschen Eisschnellläufer. Dass jenes große Durcheinander sich längst auf die sportlichen Leistungen niederschlägt, ist nicht erst seit dem Fehlstart in die Weltcup-saison der Kufenflitzer vor wenigen Tagen in Minsk offenbar geworden.
Ausgerechnet Claudia Pechstein, inzwischen zarte 47 Jahre alt, gelang beim Auftakt in den Winter der einzige deutsche Top-ten-platz, was als ein weiterer sportlicher Tiefpunkt gewertet werden darf. Für die letzte olympische Medaille muss man fast schon in der Historie kramen und bis ins Jahr 2010 zurückblättern.
Mag sein, dass manche Strukturen auf Trainerebene neu geregelt sind. Aber damit sind ja keine Probleme gelöst. Wenn Bundestrainer Erik Bouwman eine Betreuung von Claudia Pechstein ablehnt, deren Lebensgefährte den Verband attackiert und nach dem Rücktritt der entnervten Verbandschefin Stefanie Teeuwen wiederum jener Mann von Pechstein als möglicher Präsident ins Gespräch gebracht wird, dann zeigt allein das die Zerrissenheit im Eisschnelllauf-lager.
Für die Zukunft der Sportart bedeuten all die Grabenkämpfe, dass sie jeden sportlichen Lichtblick in den Schatten stellen würden, gäbe es aktuell welche. Solange nur jeder gegen jeden kämpft, bleiben internationale Medaillen – wenn überhaupt – die Ausnahme. Eher lernt ein Fisch das Fahrradfahren.