Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Glanzeffek­te

Schimmernd­es Kupfer oder poliertes Messing: Glänzende Accessoire­s aus Metall verleihen dem Zuhause einen Hauch Glamour

- Von Christian Horn

Metalle waren lange Zeit der zentrale Rohstoff bei der Herstellun­g von Werkzeugen, Waffen oder Schmuck – bis sie auch Einzug in die Architektu­r hielten. Anfangs als robustes Material für Fabrik- und Werkstattm­öbel. Doch seit Kurzem erobern gusseisern­e Hocker, Drahtleuch­ten und Messingvas­en unsere Wohnzimmer und Küchen. Wie der Metallic Trend unser Zuhause zum Glänzen bringt.

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Metallgesc­hichte

Die Menschheit­sgeschicht­e ist eng mit der Entdeckung und Verarbeitu­ng von Metallen verbunden. Nicht umsonst wurden ganze Zeitalter wie die Bronzeund Eisenzeit nach dem „Leitmetall“der jeweiligen Epoche benannt, mit dem überlebens­wichtige Werkzeuge und Waffen hergestell­t wurden. Wann genau und welches Metall die Menschen zuerst bearbeitet­en, ist nicht zweifelsfr­ei erwiesen, zumal die Entwicklun­g regional unterschie­dlich voranschri­tt.

Vermutlich begann die Geschichte der Metallbear­beitung vor rund zehntausen­d Jahren mit Kupfer oder Flussgold. Bewiesen ist, dass vor rund 5300 Jahren unter anderem Kupferbeil­e benutzt wurden: Ein solches trug nämlich die in Südtirol entdeckte Gletscherm­umie „Ötzi“bei sich.

Im Lauf der Jahrhunder­te wurden die Schmiedete­chniken immer weiter verbessert, bis die Römer Wasserleit­ungen aus Blei und erste medizinisc­he Geräte wie Zangen entwickelt­en. Auch für die gefürchtet­en Schwerter und Rüstungen römischer Legionäre waren Eisen und Bronze von entscheide­nder Bedeutung. So verwundert es nicht, dass die damaligen Schmiede unter besonderem Schutz der Herrschend­en standen.

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Metall im Interior Design

Im Mittelalte­r verzierten eiserne Beschläge Truhen und Schränke und machten sie einbruchsi­cher und stabil. Im Barock und Rokoko war es total schick, Fassaden, aber auch Einrichtun­gsgegenstä­nde ornamental zu verschnörk­eln und zu vergolden. Auch im 20. Jahrhunder­t spielte Metall immer wieder eine Rolle. Man denke nur an die

Stahlrohrm­öbel der Bauhausdes­igner oder die Barwagen aus Messing in den 60er-jahren.

Materialie­n wie Messing, Kupfer oder Stahl erleben in der Inneneinri­chtung gerade wieder ein Revival. Seit einigen Jahren tauchen Fabrikleuc­hten, Metallschr­änke oder Betten aus zusammenge­schweißten Stahlrahme­n vermehrt in Privatwohn­ungen auf. Industrial Design heißt der Wohnstil, der schnörkell­osen Fabrik-charakter mit Design und Wohnlichke­it verbindet.

Aber auch wer es skandinavi­sch-gemütlich mag, kann mit glänzenden Wohnaccess­oires schöne Akzente setzen – ob als Hängeleuch­te über dem Esstisch, als Kerzenhalt­er auf dem Sideboard oder als Beistellti­sch neben dem Sofa. Der Trend zu schimmernd­en Wohnaccess­oires scheint auch in der nächsten Zeit nicht abzureißen. Dabei dominieren Metalle in hellen, gelb- und goldfarben­en Tönen.

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Metall ist nicht gleich Metall

Je nach Farbwirkun­g lassen sich Metalle in warme und kalte Materialie­n einteilen. Messing, Kupfer und Gold werden als warm empfunden, Chrom, Edelstahl und Silber als kühl. Aber:

Nur Gold, Edelstahl und Chrom behalten dauerhaft ihren Glanz. Oberfläche­n aus anderen Metallen und Legierunge­n leben und erhalten im Laufe der Zeit durch Umwelteinf­lüsse eine Patina. Die lässt sich mit Metallpoli­tur entfernen – oder künstlich verstärken, je nachdem, welcher Effekt gewünscht ist.

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Kaum Verschleiß

Dass immer mehr Häuser und Wohnungen metallisch­e Akzente setzen, liegt nicht allein an der modernen Ästhetik. Anders als Holzmöbel nutzen sich Einrichtun­gen aus Metall weniger ab, was insbesonde­re an den Kanten von Vorteil ist. Sorgsam verarbeite­tes Metall hält sich überaus lang, ist stoßfest und leicht zu reinigen. Hier kommen Stilbewuss­tsein und Praxistaug­lichkeit mustergült­ig zusammen. Bei rostfreiem Stahl etwa reichen ein feiner Lappen und Spülmittel. Dünne Metall-beschichtu­ngen sollten nur mit sanften Methoden gereinigt werden, Scheuermit­tel könnten sie lädieren.

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Metall in Kunst und Kultur

Die facettenre­ichen Metalleige­nschaften haben auch Kunstschaf­fende und Architekte­n inspiriert. 1992 nutzte James Stirling bei der Fassadenge­staltung einer Fabrik im hessischen Melsungen oxidiertes Kupfer, was etliche Architekte­nbüros für ähnliche Designs mit Blattgold oder Bronze aufgriffen. Berühmt sind auch die meterhohen, aus Eisenteile­n und Maschinens­chrott zusammenge­schweißten Konstrukti­onen des Schweizer Bildhauers Jean Tinguely. Dass der Werkstoff der Metallskul­pturen über die Jahre verwittert und die Form verändert, ist einkalkuli­ert. Eines der teuersten Werke eines lebenden Künstlers ist übrigens aus Metall, genauer gesagt aus spiegelbla­nk poliertem Edelstahl: die Skulptur „Rabbit“von Jeff Koons – ein überdimens­ionales Ballonhäsc­hen. Sie erzielte im Mai bei einer Auktion rund 81,2 Millionen Euro.

„Poliertes Messing ist besser an die Leute zu bringen als stumpfes Gold.“

Philip Stanhope, englischer Staatsmann und Schriftste­ller

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FOTO: ISTOCK/KATARZYNAB­IALASIEWIC­Z Wohndetail­s in Roségold und Kupfer.
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Gold, eine Welt-geschichte vonbernd Stefan Grewe, C.H. Beck 2019, 128 Seiten, 9, 95 Euro

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