Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Glanzeffekte
Schimmerndes Kupfer oder poliertes Messing: Glänzende Accessoires aus Metall verleihen dem Zuhause einen Hauch Glamour
Metalle waren lange Zeit der zentrale Rohstoff bei der Herstellung von Werkzeugen, Waffen oder Schmuck – bis sie auch Einzug in die Architektur hielten. Anfangs als robustes Material für Fabrik- und Werkstattmöbel. Doch seit Kurzem erobern gusseiserne Hocker, Drahtleuchten und Messingvasen unsere Wohnzimmer und Küchen. Wie der Metallic Trend unser Zuhause zum Glänzen bringt.
1
Metallgeschichte
Die Menschheitsgeschichte ist eng mit der Entdeckung und Verarbeitung von Metallen verbunden. Nicht umsonst wurden ganze Zeitalter wie die Bronzeund Eisenzeit nach dem „Leitmetall“der jeweiligen Epoche benannt, mit dem überlebenswichtige Werkzeuge und Waffen hergestellt wurden. Wann genau und welches Metall die Menschen zuerst bearbeiteten, ist nicht zweifelsfrei erwiesen, zumal die Entwicklung regional unterschiedlich voranschritt.
Vermutlich begann die Geschichte der Metallbearbeitung vor rund zehntausend Jahren mit Kupfer oder Flussgold. Bewiesen ist, dass vor rund 5300 Jahren unter anderem Kupferbeile benutzt wurden: Ein solches trug nämlich die in Südtirol entdeckte Gletschermumie „Ötzi“bei sich.
Im Lauf der Jahrhunderte wurden die Schmiedetechniken immer weiter verbessert, bis die Römer Wasserleitungen aus Blei und erste medizinische Geräte wie Zangen entwickelten. Auch für die gefürchteten Schwerter und Rüstungen römischer Legionäre waren Eisen und Bronze von entscheidender Bedeutung. So verwundert es nicht, dass die damaligen Schmiede unter besonderem Schutz der Herrschenden standen.
2
Metall im Interior Design
Im Mittelalter verzierten eiserne Beschläge Truhen und Schränke und machten sie einbruchsicher und stabil. Im Barock und Rokoko war es total schick, Fassaden, aber auch Einrichtungsgegenstände ornamental zu verschnörkeln und zu vergolden. Auch im 20. Jahrhundert spielte Metall immer wieder eine Rolle. Man denke nur an die
Stahlrohrmöbel der Bauhausdesigner oder die Barwagen aus Messing in den 60er-jahren.
Materialien wie Messing, Kupfer oder Stahl erleben in der Inneneinrichtung gerade wieder ein Revival. Seit einigen Jahren tauchen Fabrikleuchten, Metallschränke oder Betten aus zusammengeschweißten Stahlrahmen vermehrt in Privatwohnungen auf. Industrial Design heißt der Wohnstil, der schnörkellosen Fabrik-charakter mit Design und Wohnlichkeit verbindet.
Aber auch wer es skandinavisch-gemütlich mag, kann mit glänzenden Wohnaccessoires schöne Akzente setzen – ob als Hängeleuchte über dem Esstisch, als Kerzenhalter auf dem Sideboard oder als Beistelltisch neben dem Sofa. Der Trend zu schimmernden Wohnaccessoires scheint auch in der nächsten Zeit nicht abzureißen. Dabei dominieren Metalle in hellen, gelb- und goldfarbenen Tönen.
3
Metall ist nicht gleich Metall
Je nach Farbwirkung lassen sich Metalle in warme und kalte Materialien einteilen. Messing, Kupfer und Gold werden als warm empfunden, Chrom, Edelstahl und Silber als kühl. Aber:
Nur Gold, Edelstahl und Chrom behalten dauerhaft ihren Glanz. Oberflächen aus anderen Metallen und Legierungen leben und erhalten im Laufe der Zeit durch Umwelteinflüsse eine Patina. Die lässt sich mit Metallpolitur entfernen – oder künstlich verstärken, je nachdem, welcher Effekt gewünscht ist.
4
Kaum Verschleiß
Dass immer mehr Häuser und Wohnungen metallische Akzente setzen, liegt nicht allein an der modernen Ästhetik. Anders als Holzmöbel nutzen sich Einrichtungen aus Metall weniger ab, was insbesondere an den Kanten von Vorteil ist. Sorgsam verarbeitetes Metall hält sich überaus lang, ist stoßfest und leicht zu reinigen. Hier kommen Stilbewusstsein und Praxistauglichkeit mustergültig zusammen. Bei rostfreiem Stahl etwa reichen ein feiner Lappen und Spülmittel. Dünne Metall-beschichtungen sollten nur mit sanften Methoden gereinigt werden, Scheuermittel könnten sie lädieren.
5
Metall in Kunst und Kultur
Die facettenreichen Metalleigenschaften haben auch Kunstschaffende und Architekten inspiriert. 1992 nutzte James Stirling bei der Fassadengestaltung einer Fabrik im hessischen Melsungen oxidiertes Kupfer, was etliche Architektenbüros für ähnliche Designs mit Blattgold oder Bronze aufgriffen. Berühmt sind auch die meterhohen, aus Eisenteilen und Maschinenschrott zusammengeschweißten Konstruktionen des Schweizer Bildhauers Jean Tinguely. Dass der Werkstoff der Metallskulpturen über die Jahre verwittert und die Form verändert, ist einkalkuliert. Eines der teuersten Werke eines lebenden Künstlers ist übrigens aus Metall, genauer gesagt aus spiegelblank poliertem Edelstahl: die Skulptur „Rabbit“von Jeff Koons – ein überdimensionales Ballonhäschen. Sie erzielte im Mai bei einer Auktion rund 81,2 Millionen Euro.
„Poliertes Messing ist besser an die Leute zu bringen als stumpfes Gold.“
Philip Stanhope, englischer Staatsmann und Schriftsteller