Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Ran an die Löffel

Lecker, kräftig, reicht für viele: Die Erbsensupp­e ist ein echter Klassiker – und überrasche­nd vielseitig

- Von Sarina Hunkel

Über Geschmack lässt sich bekanntlic­h streiten und über Erbsensupp­e allemal. Die einen lieben sie, erinnern sich nostalgisc­h an Oma und volle Bäuche. Die anderen hassen sie, bringen sie mit Ausflügen in grausigen Schullandh­eimen in Verbindung oder denken an Kantinenei­nerlei. Unbestritt­en ist, dass sich die Erbsensupp­e in unserer Esskultur so wacker hält wie Sauerkraut und dass sie richtig zubereitet durchaus schmackhaf­t und gesund sein kann.

Für Manfred Handke hat die Erbsensupp­e nichts Provokativ­es. „Sie schmeckt allen gut und ist ein echter Klassiker“, sagt der Besitzer des Catering-unternehme­ns „Zum Dorfkrug Werther“, der auch Vorsitzend­er im Sportverei­n ist. Um Spenden für den Verein zu erhalten, kam ihm 2007 die Idee, an Ostern und bei der Kirmes mit seinem Planwagen durch die Straßen von Großund Kleinwerth­er zu fahren und Erbsensupp­e zu verkaufen. „Alle stehen dann mit Schalen und Löffeln vor der Haustür und warten auf ihre Portion“, sagt er. Was die originale Rezeptur des traditione­llen Gerichtes anbelangt, darüber lässt sich streiten. Als Grundzutat­en, so viel ist sicher, landen getrocknet­e Erbsen, Majoran und Pökelfleis­ch im Topf. Hier in Thüringen kommen häufig noch Wurzelgemü­se, Kartoffeln und manchmal ein Klacks Senf dazu. Die hessische Erbsesupp’ hingegen verzichtet vollends auf Suppengemü­se. Und so könnte man das ewig weiterführ­en. Jede Familie hat ihr eigenes Rezept, das selbstvers­tändlich am besten ist.

Dieses Suppe ist internatio­nal Dabei lohnt sich der Blick über den Tellerrand beim Thema Erbsensupp­e durchaus. Zahlreiche Länder der Welt besitzen ihre eigene Variante des herzhaften Eintopfs. Die Schweden kochen ihre Ärtsoppa mit gelben Erbsen und Fleischwur­st, in der Türkei genießt man den Eintopf mit Rinderhack und Tomaten, in Indien mit Curry. Schon bei Seemännern war die Suppe der Schlager, weil sich getrocknet­e

Erbsen so gut hielten. Mancher Kapitän soll seine Mannschaft ausschließ­lich mit Erbsensupp­e versorgt haben, weswegen in einer Hamburger Schifffahr­tsrolle aus dem 19. Jahrhunder­t zu lesen ist, wie häufig Erbsensupp­e gereicht werden durfte.

Mit Ziegenkäse oder Minze Nahrhaft ist der sämige Klassiker allemal. Er besteht zum größten Teil aus Gemüse und liefert neben Vitaminen hochwertig­es Eiweiß aus Erbsen. Die Hülsenfrüc­hte machen satt und schmecken am nächsten Tag aufgewärmt ohnehin am allerbeste­n. Selbst an Feinschmec­kergaumen hat es das Gericht geschafft, verfeinert mit Ziegenkäse, Minze oder Garnelen.

Wer darauf angewiesen ist, große Mengen für viele Hungrige zuzubereit­en, für den ist Erbsensupp­e ideal. 250 Liter kocht Caterer Handke auf einmal. Er verwendet Kasseler als Fleischein­lage und schwört auf Knoblauch – „davon reichlich!“. Damit bringt er auch die grimmigste­n Kritiker zum fröhlichen Löffeln.

„Alle stehen dann vor der Haustür und warten auf ihre Portion Erbsensupp­e.“

Manfred Handke, Gastronom

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FOTO: ISTOCK/SZAKALY Jetzt was Warmes! Deftige Erbsensupp­e mit Bauchspeck.

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