Es fehlen Schutzorte für Frauen
Weil es keine Pflichtaufgabe ist, halten Kommunen nicht genügend Plätze in Frauenhäusern vor
Schläge, Drohungen, Demütigungen: Mehr als 320 Frauen mit ihren 353 Kindern haben im vergangenen Jahr in Thüringen vor ihren gewalttätigen Männern Schutz in einem Frauenhaus gesucht. Die derzeit zwölf Schutzeinrichtungen im Land halten insgesamt 141 Plätze vor, aber es sind zu wenig. Immer wieder komme es vor, dass hilfesuchende Frauen abgewiesen werden müssen, konstatiert die Leiterin des Frauenhauses in Jena am heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.
Um die Forderungen einer entsprechenden Konvention des Europarates zu erfüllen, müsste Thüringen mindestens 290 Plätze bereit stellen. Problematisch sei es vor allem im ländlichen Raum, abseits der Städtekette zwischen Erfurt und Gera gebe es regelrechte „weiße Flecke“für solche Hilfen.
Für betroffene Frauen, die keine Chance haben, in ihrem nahen Umfeld einen Schutzplatz zu finden sei das fatal. „Dann ist ihr Arbeitsplatz gefährdet, Kinder müssen Schule oder Kita wechseln, das soziale Umfeld wie Freunde oder Familie, die in der Notlage Stütze sein können, bricht weg“, beschreibt Anja Wild vom Frauenhaus in Gotha die Folgen. Die Ursache des chronischen Mangels sehen die Sprecherinnen der Landesarbeitsgemeinschaft „Thüringer Frauenhäuser und Schutzwohnungen“in einer strukturellen Schieflage. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf solchen Schutz, wenn Kommunen Plätze schaffen, ist es eine freiwillige Leistung. Eine Förderung vom Land gibt es erst, wenn mindestens acht Plätze geschaffen werden. Darauf verzichten viele finanziell klamme Kommunen, oder sie halten für solche Notfälle eine Wohnung vor.
„Doch mit einer qualifizierten Schutzarbeit hat das nichts zu tun“, bemerkt Kathrin Hampel. Nicht nur, weil nach Dienstschluss der Behörden kein Notruf möglich sei. Es ginge auch um Beratung und Begleitung der Frauen und ihrer Kinder. Der Bund muss den Rechtsanspruch auf Schutz vor häuslicher Gewalt juristisch fixieren, fordert sie, finanziert aus einer Hand. So sieht es auch die Grünen-politikerin Astrid Rothe-beinlich. „Es kann nicht sein, dass der Schutz von Frauen abhängig von der jeweiligen Haushaltslage der Länder oder Kommunen ist.“