Gedenkjahr in Jena für Opfer des NSU
Auseinandersetzung mit rechtem Terror
Zehn Jahre nach dem Auffliegen der Nsu-terrorgruppe will Jena 2021 mit einem Gedenkjahr ein Zeichen setzen. Mit den Mitteln von Wissenschaft und Kunst soll ein Bogen von den 1990er Jahren geschlagen werden, in denen sich die Rechtsterroristen in Jena und Umgebung radikalisiert haben – bis hin zum Rechtsextremismus und -populismus der Gegenwart.
„Wir sind die Stadt, aus der die Täter stammten“, verwies Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) auf die Verantwortung der Jenaer. Zwar sei Jena stark im Kampf gegen Rechts, mit dem Thema NSU habe sie sich aber noch nicht ausreichend auseinandergesetzt. „Das erwartet die Stadtbevölkerung aber.“Zudem sei diese Auseinandersetzung geboten, um vorzubauen und die Widerstandsfähigkeit der Stadt zu stärken.
Die Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe waren Ende der 1990er Jahre untergetaucht. Als Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“(NSU) töteten sie unter anderem zwischen 2000 und 2007 acht türkischstämmige und einen griechischstämmigen Kleinunternehmer sowie eine Polizistin. Im November 2011 flog die Gruppe auf – Mundlos und Böhnhardt nahmen sich das Leben, Zschäpe stellte sich der Polizei.
Zehn Jahre später will die Jenaer Stadtgesellschaft nun auf vielfältige Weise nachforschen, wie es zu dieser Terrorserie kommen konnte und was daraus gelernt werden kann, wie der Leiter von Jenakultur, Jonas Zipf, sagte. Dazu wird sich etwa der Wettbewerb der städtischen Kulturpreise mit dem Thema NSU auseinandersetzen. Es soll ein Kunstwerk im öffentlichen Raum geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Nationaltheater und dem Kunstfest Weimar soll zudem die mehrteilige Arbeit eines türkischen Regisseurs entstehen, die sich mit dem Nsu-prozess in München beschäftige. Als Höhepunkt ist ein mehrwöchiges, dezentrales Theaterprojekt geplant, in das alle Städte mit Bezug zu Nsu-opfern eingebunden werden.
Thomas Nitzsche (FDP), Oberbürgermeister von Jena