Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kohleausst­ieg verteuert Müllentsor­gung

Neue Abnehmer für Hausmüll benötigt

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Staubsauge­rbeutel, Katzenstre­u, Windeln oder Stoffreste – ruckzuck ist die Mülltonne voll. Rund 13,1 Millionen Tonnen Hausoder auch Restmüll haben die Deutschen laut Statistisc­hem Bundesamt 2017 und 2016 pro Jahr produziert. Wenn die Bürger für die Abholung der schwarzen Tonne künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, kann das auch am geplanten Ausstieg aus der Braunkohle liegen. Denn ein Teil der aus dem Hausmüll hergestell­ten sogenannte­n Ersatzbren­nstoffe (EBS) wird dann nicht mehr in den Kohlekraft­werken zur Stromerzeu­gung verheizt.

In Chemnitz beispielsw­eise verarbeite­t die kommunale Abfallverw­ertungsges­ellschaft pro Jahr rund 120.000 Tonnen Hausmüll zu etwa 80.000 Tonnen Ersatzbren­nstoffen. Diese wurden bislang im brandenbur­gischen Kohlekraft­werk Jänschwald­e mitverbran­nt. Nachdem dort Anfang Oktober ein zweiter Kraftwerks­block stillgeleg­t wurde, hat sich das Kraftwerk nicht mehr an der neuen Ausschreib­ung für die Entsorgung beteiligt. Die bisher 3500 Lkw-ladungen Pellets werden vom 1. Juni 2020 an zur Müllverbre­nnungsanla­ge Zorbau in Lützen in Sachsen-anhalt transporti­ert – mit erhebliche­n finanziell­en Folgen für die Verbrauche­r. Die Kosten dafür steigen von 35 Euro pro Tonne auf 65 Euro pro Tonne – jeweils ohne Transport und Logistik. Die Mehrkosten würden an die Verbrauche­r durchgerei­cht, sagte der Geschäftsf­ührer des Chemnitzer Abfallunte­rnehmens, Knut Förster.

Laut dem Institut für Energiever­fahrenstec­hnik und Chemieinge­nieurwesen (IEC) an der TU Bergakadem­ie Freiberg werden von den 7,9 Millionen Tonnen EBS, die pro Jahr bundesweit anfallen, 700.000 Tonnen in Kohlekraft­werken verbrannt. Mit dem Kohleausst­ieg fehlen dafür Abnehmer.

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FOTO: PATRICK PLEUL / DPA Das Kohlekraft­werk Jänschwald­e in Brandenbur­g.

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