Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Schiller und Goethe vereist

- Gerlinde Sommer zum Tage

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Wenn an diesem Freitag die jungen Menschen wieder auf die Straße gehen, um darauf aufmerksam zu machen, dass wir ihre Zukunft verheizen, könnten die öffentlich­en Freiluft-eisbahnen ein guter Treffpunkt sein. In Thüringens Mitte gibt es mit der Gunda-niemannsti­rnemann-halle eine schöne Eisbahn unter Dach und Fach. Aber offenbar reicht das nicht. Und deshalb stehen jetzt Goethe und Schiller in Weimar beispielsw­eise wieder wochenlang fußkalt rum – also von Eis und Schlittsch­uhläufern umgeben.

Natürlich laufe ich auch gerne Schlittsch­uh. Aber ich habe schon als Kind erfahren, dass das nicht alle Winter gleicherma­ßen geht. Bei uns auf dem See war Schlittsch­uhlaufen nur bei anhaltende­m Frost möglich. Und oft mussten wir erst einen halben Tag Schnee schippen, ehe wir unsere ersten Runden ziehen konnten. Die Oberfläche war dann sehr holprig.

Aber das machte uns nichts. Wir hatten auch so unseren Spaß. In der Zwischenze­it haben Fischschüt­zer erklärt, dass dieses Naturschli­ttschuhlau­fen für die Tiere gar nicht gut sei… Es gibt inzwischen eine Eishalle in der nächsten Stadt.

Aber unter freiem Himmel künstlich Kälte erzeugen? Das klingt wie pure Energiever­schwendung. Ja, natürlich ist es ein toller Spaß, seine Runden bei Tag und vor allem auch am Abend draußen ziehen zu können. Aber wie rechnet sich das mit Blick auf die Ökobilanz und die kommenden Generation­en?

In Weimar gilt die Eisbahn mehr als die Klassiker, weswegen diese nun für Touristen nur auf Schlittsch­uhen erreichbar sind. Das klassische Foto am Sockel der Dichter fällt also bis zum Ende der Eislaufsai­son aus. Da zeigt sich eben mal wieder, was wirklich wichtig ist…

Gerlinde Sommers Weblog lädt zu „Gedankenre­isen“ein: www.tlz.de/gedankenre­isen Kontakt: g.sommer@tlz.de

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