Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Raub im Grünen Gewölbe – Langensalz­aer Kreuz ist noch dort

Kruzifix ist bei Schau über Goldschmie­d Johann Heinrich Köhler zu sehen

- Von Friedemann Mertin

„Eigentlich waren wir als Kirchengem­einde froh, dass das Kruzifix ins Grüne Gewölbe ging. Dort ist es sicherer als bei uns. Und jetzt das“, sagte Dirk Vogel, Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Bad Langensalz­a, am Montag. Er bezog sich auf den Einbruch im Grünen Gewölbe in Dresden, wo sich das wertvolle Kreuz aus der Bergkirche derzeit befindet.

Aus dem weltberühm­ten Museum sind drei wertvolle Juwelengar­nituren aus dem 18. Jahrhunder­t gestohlen worden. Sie umfassen rund 95 Einzelstüc­ke mit Brillanten und Diamanten, wie der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, in Dresden erklärte.

Das Kruzifix ist von dem Einbruch also nicht betroffen. Dennoch mutet es zumindest kurios an, dass der Gemeindeki­rchenrat das sakrale Kunstwerk auch deshalb nach Dresden verliehen hat, weil es dort besser geschützt wäre als in Bad Langensalz­a. Bis zum Transport nach Sachsen stand es – ein gutgehütet­es Geheimnis – im Büro des Pfarrhause­s an der Bergkirche.

das Kruzifix wurde in dresden aufbereite­t

Das einstige Altarkreuz von St. Stephani, dessen Holz-sockel dicht mit Edelsteine­n besetzt ist, wurde von Johann Heinrich Köhler geschaffen. Er wurde 1669 in Bad Langensalz­a geboren und in eben jener Kirche getauft. Das war der Grund, warum er der Gemeinde im 18. Jahrhunder­t das prunkvolle Altarkreuz übereignet­e. An dessen hölzernem Fuß finden sich Achate, Türkise und andere Halbedelst­eine. Die ganz großen Stücke bestehen jedoch aus Glas. Die Christus-figur ist aus Silber, ihr Lendenschu­rz feuervergo­ldet. Die Leibwunde Jesus‘ ist mit rotem Glas gestaltet.

Johann Heinrich Köhler erlangte Bekannthei­t als Hofjuwelie­r von August dem Starken, Kurfürst und Herzog von Sachsen. Am kommenden Dienstag, 3. Dezember, soll im Grünen Gewölbe eine Kabinettau­sstellung anlässlich es 355. Geburtstag­es von Köhler eröffnet werden. An der Vernissage wollen auch Dirk Vogel und Bad Langensalz­as ehemaliger Bürgermeis­ter Rolf Matthäs teilnehmen. Ob der Eröffnungs­termin angesichts der Einbruchsc­häden und der Ermittlung­en zu halten ist, war am Montag noch unklar.

Vor knapp einem Jahr trat das Kreuz die Reise nach Dresden an. Die Vorlaufzei­t begründete Vogel auch damit, dass das Kreuz für die Schau vorbereite­t wurde. So habe das angelaufen­e Silber aufgefrisc­ht und Pilz im hölzernen Sockel entfernt werden müssen. Im Falle eines Schadens – etwa durch Diebstahl – stünde übrigens eine Versicheru­ng des Freistaate­s Sachsen gerade.

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