Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Herrenstraße 1 mit Glasdach und Tresor
Wohnungsbaugesellschaft Bad Langensalza investiert über eine Million Euro in uraltes Gebäude
Es ist eines der ältesten Häuser der Stadt. Bis ins 16. Jahrhundert soll die Geschichte des Gebäudes Herrenstraße 1 zurückreichen. Nun wird es für viel Geld auf Vordermann gebracht. Ende des kommenden Jahres – so die vorsichtige Schätzung der Verantwortlichen – sollen die neuen Mietwohnungen bezugsfertig sein.
Schon jetzt, unsaniert, ist die Außenansicht beeindruckend. Zwar ist die Fassade an vielen Stellen aufgeplatzt, Verzierungen an den Wänden sind gebrochen, die Fenster sind alt und das Portal hat auch schon bessere Tage gesehen. Dennoch dominiert die Hausfront die Umgebung. Es ist eines von zwei noch unsanierten Gebäuden am sonst runderneuerten Entenlaich.
Eigentümerin ist die Wohnungsbaugesellschaft Bad Langensalza (WBL). Das Haus steht unter Denkmalschutz und soll trotz seines Zustandes erhalten bleiben. „Damit kommen wir einem Auftrag des Aufsichtsrates nach. Das Kerngeschäft der WBL ist es, bezahlbaren Wohnraum in Bad Langensalza zu schaffen. Aber natürlich wollen wir auch zur Verschönerung des Stadtbildes beitragen“, sagte Wbl-geschäftsführer Dirk Lindner bei einer Baustellen-begehung am Freitag.
Entscheidung gegen große Wohnungen
Ihm und dem Wbl-baubetreuer Torsten Beck ist während des Rundgangs die Mischung aus Freude an ihrer Arbeit und einer gewissen Portion Galgenhumor angesichts der Herausforderung anzumerken. Denn ähnlich wie bei der Sanierung der Langen Straße 60 ist es in der Herrenstraße 1 nicht mit frischer Farbe und neuen Fenstern getan. Auf 1,2 Millionen Euro werden die Kosten derzeit veranschlagt.
Das Gebäude muss von Grund auf erneuert werden. „Das Haus hat eine lange Baugeschichte hinter sich, wurde immer wieder erweitert und umgebaut. Das sieht man an mehreren Stellen, wenn verschiedene Fachwerke aufeinandertreffen. Es ist verwinkelt“, beschreibt Torsten Beck.
Momentan wirken die Innenräume riesig und sollen durch neue Wände neu aufgeteilt werden. Mehrere Stellen im Haus zeugen von der mitunter kuriosen Geschichte. Im Erdgeschoss gab es eine Art Raum im Raum. Ein Tresor, von einem früheren Bewohner offenbar dazu gedacht, die eigene Habe vor Feuer zu schützen. Vom Dach bis ins Erdgeschoss zog sich ein Lichtschacht, durch eine Glasdecke im Dach wurde Licht bis nach unten geleitet. Das zu erhalten, sei unmöglich, sagte Beck. Im Obergeschoss gibt es einen uralten handgemachten Parkettboden. Dieser wiederum muss erhalten bleiben, soll aber abgedeckt und durch einen modernen, plan ausgerichteten Boden ergänzt werden. Ebenso erhalten bleiben das Treppenhaus mit Holzgeländer sowie die riesigen Flügeltüren.
Entstehen sollen acht Zwei- bis Drei-raum-wohnungen zwischen 50 und 60 Quadratmetern mit einem Mietpreis von 7,80 Euro pro Quadratmeter. „Die Entscheidung über die Wohnraumaufteilung war nicht einfach. Wir hätten auch große Vier-raum-wohnungen mit 120 bis 140 Quadratmeter machen können. Aber diese werden nur selten nachgefragt. Bei dem zu erwartenden Mietpreis war uns das zu riskant“, erklärte Dirk Lindner.
Ergänzt werden die Wohnungen – bis auf eine – durch Loggien auf der Rückseite des Gebäudes. Dort, auf der dem Entenlaich abgewandten Seite, soll es zudem Stellplätze geben. Der Innenhof soll begrünt werden.