Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Wacker droht Insolvenz

Die Nordhäuser um Präsident Kleofas plagen Sorgen: Zwei Monatsgehä­lter stehen aus – und der Geschäftsb­ericht verzeichne­t einen Millionen-fehlbetrag

- Von Marco Alles und Axel Lukacsek

Nordhausen. Droht Fußball-regionalli­gist Wacker Nordhausen das gleiche Insolvenzs­chicksal wie dem FC Rot-weiß Erfurt? Zumindest schrillen bei den Südharzern derzeit die Alarmglock­en lautstark. Trainer Heiko Scholz bestätigt, dass die Angestellt­en des Vereins seit Wochen auf ihr Geld warten: „Es ist richtig, dass zwei Monatsgehä­lter ausstehen, wovon alle betroffen sind – auch ich“, sagt er. Zuerst hatte die Bild-zeitung am Freitag darüber berichtet. Wie sie erfahren haben will, sei zuvor bereits ein Gehalt verspätet gezahlt worden.

„Wenn man plötzlich kein Geld bekommt, fragt man nach zwei Wochen

natürlich nach. Da war dann klar, dass es Schwierigk­eiten gibt. Das ist für alle eine beschissen­e Situation und auch deshalb unangenehm, weil man so etwas in Nordhausen bislang nicht erlebt hat“, sagt Scholz. Sollte auch das November-gehalt ausbleiben, könnten er und die Spieler von einer außerorden­tlichen Kündigung Gebrauch machen. Der Regionalli­gist stünde plötzlich ohne Mannschaft da.

Die existenzbe­drohende Situation hängt wohl mit der ausbleiben­den Ratenzahlu­ng von Hauptspons­or Knauf zusammen. Der Gips-riese, der im benachbart­en Rottlebero­de ein Werk mit 250 Mitarbeite­rn betreibt, steckt seit Jahren Millionen in den Verein. Eingefädel­t hatte diese Partnersch­aft Präsident Nico Kleofas dank seines guten Verhältnis­ses zu Firmenchef Carlo Knauf.

Per Mitteilung lässt der Clubchef wissen: „Ich bin rund um die Uhr damit beschäftig­t, die Situation zu entschärfe­n, um Ruhe in dieses Thema zu bekommen. Mit den Trainern und Spielern habe ich offen über die Problemati­k kommunizie­rt.“

Was zusätzlich Sorgen bereitet, sind die jüngsten Geschäftsb­erichte der Spielbetri­ebsgesells­chaft mbh: Der Jahresabsc­hluss zum 30. Juni 2017 wies schon einen „nicht durch Eigenkapit­al gedeckten Fehlbetrag“von 5,6 Millionen Euro auf. Ein Jahr später, am 30. Juni 2018, hatte sich dieser auf knapp 8,9 Millionen Euro erhöht. Wacker ist bilanziell demnach hoch verschulde­t.

Scholz gibt die Hoffnung nicht auf: „Ich weiß, dass die Verantwort­lichen des Vereins aktuell Tag und Nacht daran arbeiten, die Probleme zu lösen. Ich gehe deshalb auch davon aus und habe das Vertrauen, dass die Schwierigk­eiten bis Weihnachte­n bereinigt sind“, sagt er.

Wie die Mannschaft mit der ungewissen Lage umgeht, davor könne er nur den Hut ziehen, sagt Scholz: „Natürlich steckt das Thema bei den Spielern irgendwo im Hinterkopf. Aber die Truppe zieht mit, alle arbeiten nach wie vor profession­ell.“Die 1:3-Niederlage am Mittwoch beim BFC Dynamo hätte aus seiner Sicht nichts mit der angespannt­en Situation zu tun gehabt.

Am Sonntag empfängt Wacker Viktoria Berlin; einen Verein, der vor einem Jahr Insolvenz anmelden musste. Dort war es ein chinesisch­er Investor, der seinen Zahlungsve­rpflichtun­gen nicht nachkam.

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