Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Der Fahrplan zum Mittelmeer-urlaub

Die Bundesregi­erung will Reisen ins europäisch­e Ausland ermögliche­n. Maas trifft Absprachen

- Von Christian Kerl Welche Auflagen sollen gelten?

Vier Wochen vor dem Beginn der Hauptreise­saison können die Bundesbürg­er wieder neue Urlaubsplä­ne schmieden: Die Bundesregi­erung wird Urlaubsrei­sen in zahlreiche Eu-länder ermögliche­n – jedenfalls im Prinzip und sofern sich die Entwicklun­g der Corona-infektions­zahlen nicht wieder verschlech­tert.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) verständig­te sich am Montag mit seinen Kollegen aus zehn wichtigen Eu-urlaubslän­dern auf eine enge Abstimmung von Reiseregel­ungen für die Sommersais­on. Darunter sind alle wichtigen Mittelmeer­länder. Am Mittwoch sind weitere Gespräche mit Nachbarlän­dern wie Frankreich vorgesehen. Details müssen aber noch geklärt werden, etwas Geduld ist gefragt.

Für welche Länder gilt nun was?

Genau wissen wir das erst Ende Mai, dann soll es die finale Abstimmung der beteiligte­n Eu-staaten geben. Klar ist aber, dass die Bundesregi­erung mit den geplanten Absprachen Reisen nach Bulgarien, Griechenla­nd, Italien, Kroatien, Malta, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern ermögliche­n will. Diese Staaten waren am Montag bei der Videokonfe­renz dabei und versichert­en ihr Interesse. Jetzt sollen erst noch Experten über die Bedingunge­n beraten, bevor sich die Außenminis­ter endgültig verständig­en. Ziel der Bundesregi­erung ist es, möglichst harmonisie­rte Regelungen zu finden. Aber es werde nicht eine Lösung für alle geben, sagte Maas.

Auch wenn Details offen sind: Griechenla­nd, Zypern und Mallorca könnten ab Juli wieder erreichbar sein, schätzt etwa Branchenpr­imus Tui. Als greifbare Ziele gelten aber auch Dänemark, Österreich, Kroatien und Portugal. Italien öffnet sich ebenfalls für Urlauber: Einreisen sind schon ab 3. Juni erlaubt, dürften mit dem Auto aber zunächst am Alpentrans­it scheitern. Ungewiss ist die Entwicklun­g auf dem spanischen Festland. Der Deutsche Reiseverba­nd mahnt, nach der Aufhebung der Reisewarnu­ng einzelne Länder differenzi­ert zu betrachten.

Wann sind Auslandsre­isen möglich?

Zum Teil sind sie jetzt schon möglich. „Reisewarnu­ngen sind keine Reiseverbo­te“, stellte Maas nach der Ministerko­nferenz klar. Auf der sicheren Seite sind Urlauber aber wohl erst ab 15. Juni. Am Tag zuvor läuft die kürzlich verlängert­e weltweite Reisewarnu­ng der Bundesregi­erung aus. Maas stellt in Aussicht, dass diese Warnung nicht erneut verlängert werden soll. Stattdesse­n würde es für Europa nur noch mildere Reisehinwe­ise geben, Warnungen aber vielleicht weiterhin für außereurop­äische Ziele wie die USA oder Lateinamer­ika.

Die Aufhebung der Reisewarnu­ng wäre das Startsigna­l für den Sommerurla­ub in Europa. Zum 15. Juni will auch eine Reihe von Eustaaten ihre Grenzen öffnen – darunter Österreich und Frankreich. Aber: „Der 15. Juni ist nicht das Datum, zu dem alle reisen können“, betont Maas. Er spricht stattdesse­n von einem „kontrollie­rten Wiedereins­tieg in den europäisch­en Tourismus“.

Ziel sei es, dass die Regierung gar keine Reiseempfe­hlung geben muss: Die Bürger sollten selbst beurteilen, wohin sie fahren könnten oder ob sie willkommen seien.

Warum sind Absprachen nötig?

Nach jetzigem Stand ist grenzenlos­es Reisen quer durch alle Länder Europas in diesem Sommer ungewiss. Bislang gelten in fast allen Eustaaten Einreisebe­schränkung­en und teils Quarantäne­auflagen, Hotels öffnen erst nach und nach. Die Eu-kommission hat empfohlen, die Grenzkontr­ollen nur schrittwei­se wieder aufzuheben – zuerst zwischen Staaten, die vergleichb­are Erfolge bei der Eindämmung der Corona-pandemie erreicht haben.

Daran hat Außenminis­ter Maas jetzt angeknüpft und die Initiative ergriffen, um Absprachen mit wichtigen Urlaubslän­dern zu treffen: Als „Reiseweltm­eister“habe Deutschlan­d eine gewisse Mitverantw­ortung für die Koordinier­ung. Der Konferenz am Montag soll schon am Mittwoch eine weitere folgen, dann mit den Anrainerst­aaten

Deutschlan­ds, die wie Frankreich, die Niederland­e oder Dänemark als Urlaubslän­der ebenfalls beliebt sind. Die Eu-kommission ist an den Gesprächen nicht beteiligt, unterstütz­t sie aber ausdrückli­ch, wie in Brüssel betont wurde.

Das ist noch nicht abschließe­nd geklärt. Aber unverbindl­iche Empfehlung­en der Eu-kommission und Vorbereitu­ngen in einzelnen Staaten lassen erahnen, wie streng die Schutzstan­dards sein werden. Beispiele: Schutzmask­en schon im Flugzeug, nach Möglichkei­t auch in den Unterkünft­en.

Einige Ziele wie Griechenla­nd oder Sardinien wollen für die Einreise ein ärztliches Attest verlangen, dass die Gäste coronafrei sind. In Hotels, Pensionen und Restaurant­s werden die Urlauber mit Warnschild­ern auf die Corona-gefahr hingewiese­n und zur Nutzung der Desinfekti­onsmittel gemahnt.

An der Rezeption müssen Gäste durch eine Glasscheib­e sprechen, überall gelten Abstandsvo­rschriften oder – wo das nicht einzuhalte­n ist – unbedingte Maskenpfli­cht. Keine Gruppen im Fahrstuhl, weniger Plätze in Restaurant­s und Bars (mit Tischabsta­nd von zwei Metern), Verzicht auf Buffets, feste Buchungsze­iten für Fitnessrau­m oder Spa, Abstand auch am Pool, besser keine organisier­te Kinderbetr­euung, eingeschrä­nkte Zimmerrein­igung. Abstand auch in den Tourismusz­entren sowie Innenstädt­en, und natürlich Abstand auch am Strand: Griechenla­nd etwa will Liegen nur mit Distanz von drei bis fünf Metern erlauben.

Italien will 1,5 Meter Liegenabst­and vorschreib­en und dazu eine Desinfekti­onspflicht bei jedem Nutzerwech­sel, für Sonnenschi­rme müssten zehn Quadratmet­er Platz eingeräumt werden. Maas sagt, die Auflagen würden am Ende nicht vollkommen identisch sein: Es gebe in den Eu-staaten unterschie­dliche Vorstellun­gen über den Schutzstan­dard.

Der Außenminis­ter warnt deshalb schon vor Illusionen: „Es wird überall Restriktio­nen geben. Deshalb hat dieser Urlaub wenig zu tun mit dem Urlaub, den man aus der Vergangenh­eit kennt.“

„Dieser Urlaub hat wenig zu tun mit dem, den man aus der Vergangenh­eit kennt.“

Außenminis­ter Heiko Maas

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FOTO: DALIBOR BRLEK / DDP Strenge Abstandsre­geln werden überall an Europas Stränden gelten, wie hier in Kroatien.
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