Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Der Silberschatz von Ammern
Archäologen entdecken bei Grabungen im Gewerbegebiet mehr als 60 römische Münzen
An der Unstrut bei Ammern haben Archäologen den bisher größten römischen Münzschatz in Thüringen entdeckt. Mehr als 60 Silberdenare wurden bei einer Grabung im Gewerbegebiet Im Sande entdeckt. Sie sollen in den kommenden Monaten restauriert werden.
Wie der für Nordthüringen zuständige Gebietsreferent Christian Tannhäuser vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie erklärte, stammen die Münzen aus dem 2. Jahrhundert nach Christus und wurden im Römischen Reich geprägt. Als Zahlungsmittel wurden sie eher nicht eingesetzt, denn Thüringen gehörte nie zum Römischen Reich. Wohl eher der reine Silberwert war ausschlaggebend für den Besitzer.
Die Fundstelle, die im Zusammenhang mit dem Bau eines Einkaufsmarktes untersucht wurde, ist Teil eines alten Siedlungsgebietes an der Unstrut zwischen Reiser und Ammern. Über viele Epochen hinweg ließen sich die Menschen dort nieder. Der fruchtbare Boden, vor allem wohl aber die verkehrsgeografische Lage an der Handelsstraße zwischen Harz und Thüringer Wald machten das Gebiet so interessant für unsere Vorfahren, meint Tannhäuser. Die Erwartungen der Archäologen seien auch dieses Mal wieder bestätigt worden. Sie fanden auf relativ kleiner Fläche neben dem Münzschatz auch zwei Armreifen aus der Bronzezeit (10. Jahrhundert vor Christus) sowie eine vollständig erhaltene Keramik aus dem frühen Mittelalter (8. bis 10. Jahrhundert nach Christus).
Artefakte im Travertinsand sehr gut erhalten
Womöglich gehören sie zu angrenzenden Siedlungen aus anderen Epochen, die hier nur „einen Steinwurf voneinander entfernt sind“, wie Tannhäuser sagt. Eine Vielzahl von Scherben, Schildnägel sowie mehrere Spinnwirteln aus Ton wurden ebenfalls entdeckt – Alltagsgegenstände, die oft in ehemaligen Abfallgruben gefunden werden. Doch sie sind besonders wertvoll für die Archäologen.
Die Funde wurden nur rund 30 Zentimeter unter der Erde im Travertinsand entdeckt, für den das Gebiet bei Ammern bekannt ist. Das Material sorgte dafür, dass die wertvollen Stücke auch nach bis zu 2000 Jahren noch in einem so gut erhaltenen Zustand sind. Auch die Überreste von Gebäuden sind in dem hellen Sand sehr deutlich zu erkennen.
Anfang April hatte ein Grabungsteam aus fünf bis sechs Personen mit den Arbeiten begonnen. Auf dem Gelände will Investor Aldi Nord einen neuen Markt errichten, den die Mühlhäuser Tupag-gruppe als Eigentümer der Fläche bauen soll. Im Vorfeld hatte es Streit zwischen dem Bauherren und den Denkmalpflegern darüber gegeben, wer die Ausgrabungen bezahlen soll. Zwischenzeitlich drohte sogar das gesamte Bauprojekt zu scheitern.
Man habe eine Lösung gefunden, erklärte Christian Tannhäuser. Nur ein Teil der etwa 5500 Quadratmeter großen Baufläche – etwa ein
Viertel – wurde untersucht und die dortigen Funde geborgen. Mit Metalldetektoren wurde das Gelände vorher abgesucht, weshalb punktuelle Grabungen möglich waren. Durch den für beide Seiten nicht einfachen Kompromiss wurde der Bauherr verpflichtet, das Gebäude auf Pfählen zu gründen. Damit liegt die Bodenplatte künftig über der archäologisch wertvollen Bodenschicht.
Archäologen und Bauherr einigen sich auf Kompromiss
Am Ende blieb von den ursprünglich veranschlagten Kosten von 320.000 Euro noch ein gutes Drittel für den Bauherren übrig, erklärte Tupag-vorstand Johannes-werner Lange. Man hoffe nun auf die Freigabe, um mit dem Bau starten zu können. Gebietsreferent Tannhäuser sagte, man werde spätestens Mitte Juni die Grabungen beenden. Laut Lange könnte der Markt dann im zweiten Halbjahr 2021 fertig sein.
Ursprünglich sollte es schon in diesem Sommer soweit sein. Discounter Aldi hat sein Konzept verändert und betreibt nun größere und modernere Märkte. Deshalb war der Umzug innerhalb des Ammerschen Gewerbegebietes bereits seit längerem geplant.