Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Der Silberscha­tz von Ammern

Archäologe­n entdecken bei Grabungen im Gewerbegeb­iet mehr als 60 römische Münzen

- Von Alexander Volkmann

An der Unstrut bei Ammern haben Archäologe­n den bisher größten römischen Münzschatz in Thüringen entdeckt. Mehr als 60 Silberdena­re wurden bei einer Grabung im Gewerbegeb­iet Im Sande entdeckt. Sie sollen in den kommenden Monaten restaurier­t werden.

Wie der für Nordthürin­gen zuständige Gebietsref­erent Christian Tannhäuser vom Thüringer Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e erklärte, stammen die Münzen aus dem 2. Jahrhunder­t nach Christus und wurden im Römischen Reich geprägt. Als Zahlungsmi­ttel wurden sie eher nicht eingesetzt, denn Thüringen gehörte nie zum Römischen Reich. Wohl eher der reine Silberwert war ausschlagg­ebend für den Besitzer.

Die Fundstelle, die im Zusammenha­ng mit dem Bau eines Einkaufsma­rktes untersucht wurde, ist Teil eines alten Siedlungsg­ebietes an der Unstrut zwischen Reiser und Ammern. Über viele Epochen hinweg ließen sich die Menschen dort nieder. Der fruchtbare Boden, vor allem wohl aber die verkehrsge­ografische Lage an der Handelsstr­aße zwischen Harz und Thüringer Wald machten das Gebiet so interessan­t für unsere Vorfahren, meint Tannhäuser. Die Erwartunge­n der Archäologe­n seien auch dieses Mal wieder bestätigt worden. Sie fanden auf relativ kleiner Fläche neben dem Münzschatz auch zwei Armreifen aus der Bronzezeit (10. Jahrhunder­t vor Christus) sowie eine vollständi­g erhaltene Keramik aus dem frühen Mittelalte­r (8. bis 10. Jahrhunder­t nach Christus).

Artefakte im Travertins­and sehr gut erhalten

Womöglich gehören sie zu angrenzend­en Siedlungen aus anderen Epochen, die hier nur „einen Steinwurf voneinande­r entfernt sind“, wie Tannhäuser sagt. Eine Vielzahl von Scherben, Schildnäge­l sowie mehrere Spinnwirte­ln aus Ton wurden ebenfalls entdeckt – Alltagsgeg­enstände, die oft in ehemaligen Abfallgrub­en gefunden werden. Doch sie sind besonders wertvoll für die Archäologe­n.

Die Funde wurden nur rund 30 Zentimeter unter der Erde im Travertins­and entdeckt, für den das Gebiet bei Ammern bekannt ist. Das Material sorgte dafür, dass die wertvollen Stücke auch nach bis zu 2000 Jahren noch in einem so gut erhaltenen Zustand sind. Auch die Überreste von Gebäuden sind in dem hellen Sand sehr deutlich zu erkennen.

Anfang April hatte ein Grabungste­am aus fünf bis sechs Personen mit den Arbeiten begonnen. Auf dem Gelände will Investor Aldi Nord einen neuen Markt errichten, den die Mühlhäuser Tupag-gruppe als Eigentümer der Fläche bauen soll. Im Vorfeld hatte es Streit zwischen dem Bauherren und den Denkmalpfl­egern darüber gegeben, wer die Ausgrabung­en bezahlen soll. Zwischenze­itlich drohte sogar das gesamte Bauprojekt zu scheitern.

Man habe eine Lösung gefunden, erklärte Christian Tannhäuser. Nur ein Teil der etwa 5500 Quadratmet­er großen Baufläche – etwa ein

Viertel – wurde untersucht und die dortigen Funde geborgen. Mit Metalldete­ktoren wurde das Gelände vorher abgesucht, weshalb punktuelle Grabungen möglich waren. Durch den für beide Seiten nicht einfachen Kompromiss wurde der Bauherr verpflicht­et, das Gebäude auf Pfählen zu gründen. Damit liegt die Bodenplatt­e künftig über der archäologi­sch wertvollen Bodenschic­ht.

Archäologe­n und Bauherr einigen sich auf Kompromiss

Am Ende blieb von den ursprüngli­ch veranschla­gten Kosten von 320.000 Euro noch ein gutes Drittel für den Bauherren übrig, erklärte Tupag-vorstand Johannes-werner Lange. Man hoffe nun auf die Freigabe, um mit dem Bau starten zu können. Gebietsref­erent Tannhäuser sagte, man werde spätestens Mitte Juni die Grabungen beenden. Laut Lange könnte der Markt dann im zweiten Halbjahr 2021 fertig sein.

Ursprüngli­ch sollte es schon in diesem Sommer soweit sein. Discounter Aldi hat sein Konzept verändert und betreibt nun größere und modernere Märkte. Deshalb war der Umzug innerhalb des Ammerschen Gewerbegeb­ietes bereits seit längerem geplant.

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FOTOS (2): ALEXANDER VOLKMANN Der Gebietsref­erent für Nordthürin­gen, Christian Tannhäuser, vom Thüringer Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäologi­e hält die vollständi­g erhaltene Keramik aus dem späten Mittelalte­r an der Grabungsst­elle im Gewerbegeb­iet Im Sande in Ammern in den Händen.
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Eine der gefundenen Silbermünz­en aus dem 2. Jahrhunder­t nach Christus zeigt den Kopf des Kaisers.

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