Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Seltener Maikäfer in Heyerode entdeckt
Bote des Frühlings und des Glücks im Schaltjahr unterwegs
Seit Jahrzehnten macht sich der Maikäfer (Melolonthea ) zwischen Dün, Hainich und Heilinger Höhen rar. Darüber sind die Land- und Forstwirte froh, denn der gefürchtete Appetit der großen Käfer setzte einst den Wäldern und den Obstwiesen gehörig zu.
Wenn man heute einen der seltenen Maikäfer entdeckt, ist das schon eine kleine Sensation für zwei oder drei Generationen. Die dreijährige Lea entdeckte am Montag in Heyerode einen der äußerst rar gewordenen
Boten des Frühlings und des Glücks. Der muntere Käfer hatte vergeblich versucht, aus einem knapp 20 Zentimeter tiefen Loch zu krabbeln. Nach gelungener Rettung und einem Fotoshooting flog der Maikäfer wie ein Mini-hubschrauber davon.
Bei dem Findling handelte es sich um ein Maikäfer-weibchen, das bereits zwei seiner sechs Beine verloren hatte. Auch der rechte Fühler war verletzt. Das Leben der erwachsenen Käfer dauert etwa vier bis sieben Wochen. Maikäfer sind Insekten und gehören zur Familie der Blatthornkäfer. Das letzte große Maikäferjahr in Thüringen wurde übrigens 1968 registriert.
Der Entwicklungszyklus der Käfer dauert – je nachdem, ob sie in einer kühleren oder wärmeren Region leben – drei bis maximal fünf Jahre. Früher waren sie vor allem in Schaltjahren eine regelrechte Plage. Zwischen dem Anfang der 1950er-jahre und etwa 1970 wurde in Westdeutschland und in der DDR die massive Bekämpfung der Tiere mit inzwischen verbotenen Insektiziden vorangetrieben. Aber auch ohne den Einsatz des Giftes ist die Population auch in anderen Regionen stark zurückgegangen.
Wer in den nächsten Tagen einen Ausflug in den Nationalpark Hainich oder andere Wälder unternimmt, könnte mit etwas Glück und Spürsinn von einem Maikäfer überrascht werden. Dort und sogar in den Grünanlagen rund um die Mühlhäuser Stadtmauer hat der Käfer vermutlich auch im Schaltjahr 2020 sein Domizil. Er galt früher zudem als Symboltier für Pfingsten.