Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Der Boom ist leider ausgeblieb­en“

Frank Zeuch ist Vorsitzend­er des TC Mühlhausen und lebt für seinen Sport

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Sie ohne Schläger in der Hand - das ist nur schwer vorstellba­r...

Ich habe mit acht Jahren angefangen, Wettkampf-tennis zu spielen, bin seit 2004 Vereinsvor­sitzender, bin dabei quasi in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Eine so lange Pause habe ich bis jetzt höchstens aus Verletzung­sgründen mal einlegen müssen.

Haben Sie sich denn abseits des Tenniscour­ts fit gehalten?

Das ist momentan gar nicht so einfach, da ja die Fitness-studios nach wie vor geschlosse­n sind und man dort kein Krafttrain­ing machen kann. Ich habe zu Hause ein paar Übungen gemacht. Ab und zu habe ich mich zuletzt auch auf das Fahrrad geschwunge­n.

Seit wann wird auf der Anlage des TC Mühlhausen wieder gespielt?

Seit dem 8. Mai. Und die Resonanz war für unsere Verhältnis­se seitdem sehr gut. Viele waren schon ungeduldig und sind jetzt froh, dass es endlich wieder losgeht. Auch viele Nicht-vereinsmit­glieder haben angerufen und gefragt, ob sie auf unserer Anlage spielen können. Die schlagen normalerwe­ise auf den Indoor-plätzen

im Sporthotel auf, aber das ist derzeit nicht möglich.

Was gilt es logistisch zu beachten?

Es gibt einen Belegungsp­lan für die Plätze, auf dem alle Spieler erfasst werden. Zuletzt waren auch Gäste aus Nordhausen da. Mein Sohn Tim hat mit denen seine erste Trainerstu­nde absolviert.

Wie fühlt sich Tennis mit den neuen Abstands- und Hygienereg­eln an?

Es ist schon ein bisschen schwierig. Wir haben vier Plätze, der Abstand bleibt gewahrt. Aber man muss sich schon konzentrie­ren, um den anderen aus lauter Gewohnheit nicht abzuklatsc­hen. Und nach den Spielen kann man nicht wie sonst noch zusammensi­tzen und zusammen ein Bierchen trinken.

Das Herrenteam ist in die Oberliga aufgestieg­en. Kann die Sommersais­on stattfinde­n?

Der Verband hat die Deadline für die Mannschaft­smeldungen vom 15. auf Ende Mai nach hinten verschoben. Wie viele Teams wirklich antreten werden, ist noch völlig offen, theoretisc­h könnten es auch nur drei sein. Bis zum 31. Mai kann man sein Team noch ohne Sanktionen vom Punktspiel­betrieb abmelden. Ich bin ehrlich gesagt etwas skeptisch, ob die Saison wirklich gestartet werden kann. Unsere beiden Kindermann­schaften haben wir nach Rücksprach­e mit den Eltern zurückgezo­gen.

Was macht Sie in Sachen möglicher Saisonbegi­nn skeptisch?

Es gibt viele Aspekte zu berücksich­tigen. Was macht man, wenn vier Teams auf der Anlage sind, die Spiele um neun Uhr beginnen, es dann um elf Uhr anfängt zu regnen und man unterbrech­en muss. Müssen die Spieler dann im wahrsten Sinn des Wortes im Regen stehen, weil im Klubhaus nicht genug Platz ist? Generell kann ich mir nicht vorstellen, dass das viel Spaß macht. Es gehört ja nicht nur das Spiel an sich, sondern auch das Zusammense­in dazu, und das ist in gewohnter Form ja leider nicht möglich.

Wie würde das Ziel im Falle einer Oberliga-saison lauten?

Für uns als Aufsteiger ganz klar Klassenerh­alt. Die Chancen auf den Klassenerh­alt wären wesentlich höher, wenn mein Sohn Tom uns unterstütz­en könnte, aber der schlägt in Niedersach­sen für den TC Alfeld auf.

Wie beurteilen Sie die Situation im Tennis insgesamt? Ist es schwierig, neue Spieler zu finden?

Dieses Thema beschäftig­t uns schon lange. Der Weg, neuen Nachwuchs zu gewinnen, führt nur über die Eltern. Man hat gehofft, dass nach dem Wimbledon-sieg von Angelique Kerber ein zweiter Boom wie zu Zeiten eines Boris Becker und einer Steffi Graf einsetzt, aber der ist leider ausgeblieb­en. Früher in der DDR war die Infrastruk­tur für Tennis nicht gegeben. Wir hatten in Thüringen im vergangene­n Jahr insgesamt knapp 6000 Vereinsspi­eler. Das Saarland kommt alleine auf 4500 Vereinsspi­eler nur unter 18 Jahren.

Woran hapert es neben der Infrastruk­tur?

Viele Vereine können sich keine hauptamtli­chen Trainer leisten. So bleibt es dann an den ehrenamtli­chen Enthusiast­en hängen.

Ihre beiden Söhne spielen ebenfalls erfolgreic­h – haben sie den Tennisspor­t von Ihnen in die Wiege gelegt bekommen?

Beide hatten schon früh eine große Affinität zu Ballsporta­rten. Tim ist 2,10 Meter groß, hat in Jena Basketball gespielt. Tom war ein sehr guter Fußballer, stand in der Jugend kurz davor, nach Erfurt zu wechseln. Er war in Hannover an der Tennis-akademie. Beide haben viel Zeit auf dem Tennisplat­z verbracht. Wenn man so will, war ihr Kinderzimm­er auf dem Tenniscour­t (lacht).

Welche Spieler begeistern sie am meisten?

Roger Federer und Rafael Nadal haben als Aktive unsere Familie geprägt. Die sind für mich mit Abstand die größten Aushängesc­hilder für den Sport, aber auch als Typen. Bei den Damen ziehe ich vor Serena Williams meinen Hut. Sie ist wie Steffi Graf eine tolle Botschafte­rin für das Tennis.

 ?? FOTO: MARTIN ZENGE ?? Frank Zeuch ist bereits seit 42 Jahren als Tennisspie­ler aktiv und seit 2004 Vorsitzend­er des TC Mühlhausen.
FOTO: MARTIN ZENGE Frank Zeuch ist bereits seit 42 Jahren als Tennisspie­ler aktiv und seit 2004 Vorsitzend­er des TC Mühlhausen.

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