Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Ich liebe seltene Wörter
Dass irgendwo tief im Menschen ein Jäger- und Sammler-gen sein unheilvolles Werk verrichtet, ist völlig offensichtlich. Vertreter unserer Spezies häufen Zollstöcke und Bierdeckel an oder präsentieren aus Plastikeiern geschlüpfte Schlumpfvarianten stolz in Setzkästen.
Auch ich bin dieser Sucht verfallen. Neben Büchern, Musik und sehr seltsamen Geschenken sammle ich Sofaaufenthalte, Geräusche und seltene Wörter. Zur Zeit stöbere ich für letztere Leidenschaft in zwei schönen Quellen.
In einem Büchlein namens „Wörter, die es vermutlich nie in den Duden schaffen werden“steht unter anderem „offenriechlich“als olfaktorisches Pendant zu „offensichtlich“. Die Duden-redaktion lehnte das Wort ab. Im „Lexikon untergegangener Wörter“faszinierte mich unter anderem der „Meerschäumer“. So nannte man ganz früher mal Piraten.
Auch in Pressemitteilungen finden sich manchmal selten benutzte Wörter. So war kürzlich in einem Text des Landratsamtes zur Sanierung der Schulsporthalle in Heyerode von „Signaletik“die Rede, die ganz am Ende der Bauarbeiten stehe. Eine Recherche ergab: Die mir bislang völlig unbekannte Signaletik dient unter anderem durch Farbgebung der besseren räumlichen Orientierung in Gebäuden. Wieder was gelernt.