Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Umstritten bis heute

Der ehemalige Jena-trainer Klaus „Schlappi“Schlappner wird am Freitag 80 Jahre alt

- Von Alexander Sarter und Axel Lukacsek

Die große Sause mit Gästen aus aller Welt fällt aus. Die Corona-pandemie hat die Party-pläne von Klaus Schlappner zunichtege­macht. Und so wird der 80. Geburtstag des Trainer-urgesteins am Freitag „nur“im Familienkr­eis gefeiert. Etwas weniger Brimborium am Jubeltag ist vielleicht gar nicht schlecht – schließlic­h hat der umstritten­e Fußball-coach mit den Pepitahut und Schnauzbar­t in den vergangene­n Jahrzehnte­n genug Staub aufgewirbe­lt.

Zuletzt trat Schlappner vor exakt zweieinhal­b Jahren auf den Plan – und erntete dafür (wieder einmal) jede Menge Kritik. Als es beim Freundscha­ftsspiel des Regionalli­gisten TSV Schott Mainz gegen das chinesisch­e U20-nationalte­am zum Eklat kam, war der frühere Trainer der A-mannschaft aus dem Reich der Mitte außer sich. Als eigentlich unbeteilig­ter Zuschauer wetterte Schlappner gegen die Aktivisten, die mit Tibet-flaggen gegen die Menschenre­chts-verletzung­en in dem von China annektiert­en Land protestier­t und so für eine Spielunter­brechung gesorgt hatten.

Probleme mit Andersdenk­enden offenbarte Schlappner, der die Chinesen von 1992 bis 1995 betreute, schon knapp 50 Jahre zuvor. Im Jahr 1968 kandidiert­e er, nach eigenen Angaben nur aus Protest gegen die 68er-bewegung, bei den hessischen Kommunalwa­hlen in seinem Heimatort Lamperthei­m für die NPD. Hinterher beteuerte Schlappner, dass er die rechtsradi­kale Partei nach einem Jahr wieder verlassen und nie Sympathien für rechtes Gedankengu­t gehegt habe.

Sympathisc­h fanden auch nicht alle die Art und Weise, wie Schlappner als Fußballleh­rer auftrat. Sein

Gehabe in Mainz erinnerte jedenfalls an die berüchtigt­en Auftritte Schlappner­s an der Seitenlini­e des heutigen Drittligis­ten Waldhof Mannheim. Um flotte Sprüche in breitem Kurpfalz-dialekt war der

Südhesse als Waldhof-trainer von 1980 bis 1987 nie verlegen.

1983 führte der Elektromei­ster die Mannheimer sogar in die Bundesliga und etablierte den Arbeitercl­ub für mehrere Jahre in der Eliteklass­e. Damals gab Schlappner gerne zum Besten, dass er nicht Meister werden muss, da er es schon sei. In jenen Jahren formte der Coach, der noch heute unweit von Mannheim lebt, junge Talente wie Jürgen Kohler und Maurizio Gaudino zu Nationalsp­ielern.

Danach machte Schlappner bei Darmstadt 98 und dem dem 1. FC Saarbrücke­n weiter. Im Sommer 1991 kam Schlappner zum Zweitligis­ten FC Carl Zeiss Jena, mit dem er eine beachtlich­e Saison in der damals zweigeteil­ten Liga absolviert­e und sogar um den Bundesliga-aufstieg mitkämpfte. Nach Abschluss der Punkterund­e verpassten die Thüringer mit ihrem neuen Trainer lediglich um einen Zähler hinter dem SC Freiburg den ersten Platz. In der Meisterrun­de ging den Thüringern zwar etwas die Puste aus und sie beendeten das Spieljahr auf Platz fünf. Es war jedoch die bis heute beste Platzierun­g des FC Carl Zeiss in der 2. Bundesliga.

Und Schlappner hatte auch einen Blick für den Nachwuchs. Unter seine Regie schaffte Bernd Schneider den Sprung in die erste Mannschaft, um später sogar Vizeweltme­ister zu werden. Von Jena aus zog es ihn nach nur einem Jahr die weite Welt. Er wurde Nationaltr­ainer in China, wo er eine Profiliga aufbaute und dort bis zum 1. Oktober 1993 im Amt blieb. Noch heute unterhält er enge Verbindung­en nach Fernost, seit 2008 ist Schlappner Ehrenprofe­ssor der Sporthochs­chule in Shijiazhua­ng.

In China endeten die Auslandsab­enteuer Schlappner­s aber nicht. Auch im Iran und der Mongolei war er als Fußball-entwicklun­gshelfer im Einsatz. „Fußball ist eine Weltsprach­e“, sagte Schlappner beim Blick zurück auf seine Stationen: „Der Ball spielt die Rolle. Nicht das, was man schwätzt.“

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FOTO: SCHMITT / DPA Klaus Schlappner im Jahr 1986. Legendär: seinen Pepitahut.

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