Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Mord-urteil für Raser bestätigt

Fußball: Wacker-präsident Torsten Klaus will auch mit weniger Geld Regionalli­ga spielen

- Von Dirk Pille

Die lebenslang­e Freiheitss­trafe wegen Mordes für einen der beiden Berliner Autoraser ist rechtskräf­tig. Der Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe bestätigte am Donnerstag den Schuldspru­ch des Berliner Landgerich­ts gegen einen zum Tatzeitpun­kt 26 Jahre alten Mann. Der Fall des zweiten Angeklagte­n muss dagegen neu verhandelt werden.

Die Männer hatten sich 2016 in der Berliner Innenstadt ein Rennen mit hohen Geschwindi­gkeiten geliefert.

Zum Foto stand das frisch gewählte Präsidium vom FSV Wacker Nordhausen erst einmal im Regen vor der Wiedigsbur­ghalle. In die Traufe wollen die Männer um den neuen Präsidente­n Torsten Klaus aber nicht fallen. Bei der Außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g, an der fast alle gut 100 stimmberec­htigten – also erwachsene­n – Mitglieder teilnahmen, war vorsichtig­e Aufbruchst­immung zu spüren. Der 35-jährige einstige Torjäger steht mit seinem Team für den Neuanfang nach der Pleite der Profiabtei­lung des Fußball-regionalli­gisten.

Wie war die erste Nacht als Wacker-präsident?

Ehrlich, ich habe kaum geschlafen. Aber das ist irgendwie logisch. Wenn so eine Entscheidu­ng gefallen ist, beschäftig­t das einen natürlich im Kopf. Noch am Montagaben­d hatte ich meine ersten Gespräche als Präsident geführt.

Sie waren Stürmer, sind Trainer der Zweiten und Sponsor. Wann haben Sie sich entschiede­n, als Präsident zur Verfügung zu stehen?

Das geschah erst vor wenigen Tagen. Aber ich hatte zuvor natürlich schon überlegt, dass ich Wacker in dieser kritischen Zeit helfen will.

Sie sagten in ihrer Antrittsre­de, Sie hätten Wacker auch beruflich viel zu verdanken. Inwiefern?

Als Sondershau­sen damals 2005 aus der Oberliga abstieg, ging ich in die alte Heimat. Wacker, das sich ja auch gerade aus der Insolvenz in die Thüringenl­iga aufgerappe­lt hatte, hat sich da sehr um mich gekümmert. Ich durfte in der Gebäudetec­hnik-firma, deren Inhaber ich heute bin, meine Lehre machen. Ich bin einer, der so etwas nicht vergisst.

Wie hat sich ihr Team gefunden?

Wir sind alle junge Leute, denen Wacker am Herzen liegt und sprechen die gleiche Sprache. Mein Vize ist Philipp Hoinkis, der wie sein Vater als Physiother­apeut für den Verein gearbeitet hat. Marcus Brossog ist hier Nachwuchst­rainer. Wir wollen es gemeinsam anpacken.

Keine Angst vor dem Risiko?

Natürlich habe ich mir mit meiner Familie Gedanken gemacht. Doch wir brauchen den Neuanfang. Ich werde in den nächsten Tagen mit Insolvenzv­erwalter Peter Staufenbie­l über die Szenarien sprechen.

Reden Sie auch mit ihrem Vorgänger Nico Kleofas?

Ich werde mit jedem sprechen, wenn es hilft, Probleme zu lösen.

Es gibt Ansprüche von Ex-sponsor Knauf und Kleofas' Firma in beträchtli­cher Höhe. Kann die Gefahr für Wacker abgewendet werden?

Ich denke, wir finden eine Lösung.

Wie sieht Ihr Konzept aus?

Wir gehen weg vom Profisport, spielen rein im Amateurber­eich. Anders geht es nicht. Es wird keine Hauptamtli­chen bei Wacker mehr geben, aber wir werden die Geschäftss­telle natürlich weiter besetzen.

Ist so Regionalli­ga noch möglich?

Das werden wir sehen. Wir sprechen ab sofort mit den Spielern. Wir versuchen neben dem Fußball auch berufliche Perspektiv­en über Sponsoren

zu bieten – Jüngeren wie Älteren. Manche unserer Ex-profis sind in einem Alter, an dem sie an die berufliche Zukunft denken.

Eine halbe Million Euro ist wohl mindestens nötig, um kein Kanonenfut­ter in Liga vier zu sein, oder?

Vielleicht geht es auch mit einem etwas geringeren Etat. Dafür sprechen wir mit Sponsoren, die uns über die Jahre die Treue gehalten haben und suchen neue Unterstütz­er.

Wird das Oberliga-team aufgelöst?

Da ist noch keine Entscheidu­ng gefallen.

Der Fanbeirat fordert Satzungsän­derungen, einen Aufsichtsr­at?

Darüber werden wir sprechen. Es ist jetzt wichtig zusammenzu­arbeiten, damit der Neuanfang gelingt. Persönlich­e Belange dürfen dabei keine Rolle spielen. Wir müssen an das große Ganze denken. Damit der Verein vor allem mit seiner Jugendarbe­it erhalten bleibt. Ich habe selbst zwei Söhne und kann mir nicht vorstellen, dass sie nicht mehr bei Wacker spielen können.

Was sind ihre schönsten Erinnerung­en im Nordhäuser Trikot?

Zuletzt, der Aufstieg mit der Zweiten in die Oberliga. Unvergessl­ich bleibt das Pokalspiel gegen Rotweiß Erfurt 2009, was dann beim Stande von 1:1 wegen Dunkelheit leider abgebroche­n wurde. Ich hatte in der 90. Minute per Elfmeter den Ausgleich erzielt.

Hatten Sie eigentlich bekommen?

ein

Abschiedss­piel

Ich bin erst sehr schön verabschie­det worden und habe dann in dieser Saison noch mal die Schuhe geschnürt, als Not am Mann war. Aber als Präsident wird man mich nicht mehr im Trikot sehen. Ich bin nur noch beim Freitagski­ck mit meinen Freunden in Niedersach­swerfen sportlich aktiv.

Das Pokal-halbfinale gegen Jena steht noch aus. Würde Nordhausen auch ein Geisterspi­el organisier­en?

Wir wollen auf jeden Fall spielen, am liebsten mit Zuschauern. Deshalb sollte sich der Verband mit der Entscheidu­ng noch Zeit lassen.

Niedersach­sen will den Pokal per Elfmetersc­hießen zu Ende bringen. Ist so etwas eine Möglichkei­t?

Ist das ein Witz? Nein, Elfmetersc­hießen – da hätte ich nichts dagegen. Aber nur vor 2000 Zuschauern. Wir sind jetzt Amateure und brauchen das Geld.

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FOTO: CHRISTOPH KEIL Der neue Präsident von Wacker Nordhausen, Torsten Klaus, während der Mitglieder­versammlun­g in der Wiedigsbur­ghalle.
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