Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Zwei Neuzugänge beim Auftakt dabei
Fußball-verbandsligist FC Wacker Teistungen startet optimistisch in die Mission Klassenerhalt
Die Miene von Volker Reinhardt verrät leichte Unsicherheit. „Ist der Platz gesperrt?“, fragt der Trainer von Fußball-verbandsligist FC Wacker Teistungen. Die Bedenken Reinhardts sind nicht ganz unbegründet, denn die Grashalme weisen eine durchaus beachtliche Höhe auf. Zwischen dem gut gewachsenen Grün schimmern die Gänseblümchen in der Abendsonne wie kleine Diamanten.
Kurz darauf gibt es Entwarnung: Reinhardt und die 18 Spieler, die mit dabei sind – sechs Spieler sind berufsbedingt verhindert –, müssen nicht die kleine Steigung in Richtung höher gelegener Kunstrasenplatz auf sich nehmen, um dort nach langen Wochen der Pause endlich wieder trainieren zu können. Die paar Meter Zusatzweg hätten aber alle gerne auf sich genommen. Schließlich „freuen sich alle, dass es endlich wieder losgeht“, betont der Teistunger Coach.
Wenn man so will, ist es für den gebürtigen Gerbershäuser mehr als ein Neustart. Die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs ist vielmehr die Intensivierung einer Kennenlernphase. Reinhardt hat den Trainerposten beim FC Wacker erst in der Winterpause übernommen. Mehr als ein paar Wochen samt sechs Vorbereitungs- und zwei Meisterschaftsspielen, in denen es keine Niederlage setzte, waren es bisher nicht.
Da verwundert es nicht, dass der Mittfünfziger so vital und motiviert wirkt, als wolle er Teistungen höchstselbst zum Klassenerhalt schießen. Routinier André Hackethal interpretiert die Vitalität seines Trainers etwas anders. „Du siehst aus, als ob du zwölf Wochen Erholung hinter dir hast“, sagt der Rechtsverteidiger, der es auch im Mittelfeld kann, schelmisch. Reinhardt pariert den gut gemeinten Spruch, indem er ausführt, was er zuvor bei seiner Ansprache von seinen Jungs gefordert hatte: er lächelt.
Zwei Neuzugänge sind an diesem Abend des Aufgalopps auf der Anlage am Klosterholz mit dabei. Torwart Niklas Rausch stand zuletzt in der Kreisliga für den SV Viktoria Kirchworbis zwischen den Pfosten. „Er ist ein Superjunge mit einer Supereinstellung“, lobt Reinhardt. Mit dem abgebenden Verein müssen noch letzte Details geklärt werden, verrät Teistungens Sportdirektor Michael Böduel. Der bisherige Stammkeeper Norbert Baran, gesegnet mit einigen Lebensjahren und reichlich fußballerischer Erfahrung, soll Rausch dabei helfen, sich weiterzuentwickeln.
Der zweite Neue ist ein alter Bekannter: Offensivmann Philipp Kühne war bereits für den FC Wacker aktiv, ist nach einem kurzen Gastspiel beim niedersächsischen Bezirksligisten SV Bilshausen wieder mit im Teistunger Boot.
Der Youngster wirkt genau wie alle anderen motiviert und engagiert. Hängen oder gar gehen gelassen hat sich in der Pause offensichtlich niemand. Coach Reinhardt hat bei seiner Crew erfolgreich auf die eigene Motivation gesetzt. „Alle sollten sich in Eigenregie fit halten. Aber Vorgaben oder Kontrollen gab es keine“, verrät er.
Zwei Siege in den einzigen beiden Meisterschaftsspielen nach der Winterpause bedeuten aktuell in der 16er-liga zwar Platz 12, aber 18
Punkte sind nun wahrlich kein Ruhekissen. „Man hat aber gesehen, dass sich die Mannschaft vor keinem verstecken muss“, zeigt sich Sportdirektor Böduel optimistisch, während Reinhardt gerade eine Übung vormacht und gekonnt um eine Stange dribbelt. In Testspielen soll weitere Praxis gesammelt werden. Anfragen laufen, unter anderem beim hessischen SV Adler Weidenhausen.
Da die coronabedingten Einschränkungen etwas gelockert wurden, müssen sich die Teistunger bei der Wiederkehr auf den Platz nicht zurückhalten, sondern können gleich voll zur Sache gehen. Zweikämpfe sind erlaubt, nur das Duschen muss zu Hause erfolgen.
Daniele Galluzzi verfolgt das Treiben an diesem Abend in Begleitung seines Sohnes in Zivil. Die Protagonistenrolle übernimmt der Italiener, der in der Winterpause kam und sich umgehend als Torschütze und Antreiber profilierte, aber während des Training trotzdem – allerdings anders, als sich die Spieler und Verantwortlichen gewünscht hätten. Galluzzi teilt seinen Kollegen und dem Trainer- und Betreuerstab in einer kurzen Pause mit, dass er den Verein wieder verlassen und kein Spiel mehr im Wacker-trikot bestreiten wird. Die Mission Klassenerhalt müssen die Teistunger künftig ohne den ehemaligen Oberliga-akteur angehen.