Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Fleischsommelier berät Mühlhäuser Schlachthof
Einzige Firma der Branche im Unstrut-hainich-kreis engagiert Experten für Feinschmeckerware
Der Mühlhäuser Schlachthof hat sich für die Umsetzung seines neuen Konzepts einen ausgewiesenen Experten als Partner geholt – als einzige fleischverarbeitende Firma in der Region. Der Greizer Fleischsommelier Andreas Malz (41) kommt einmal pro Woche nach Mühlhausen, um in der Zerlegung gemeinsam mit Geschäftsführer Jörg Zimmermann und Produktionsleiter Tobias Funke die besten Fleischteile auszuwählen. Die werden dann im Reifeschrank veredelt und den Kunden in den Filialen angeboten. Malz ist gelernter Fleischermeister und Gewürzsommelier und kennt sich auch in der Verarbeitung aus. „Was nützt das beste Fleisch, wenn es schlecht zubereitet ist“, sagt er.
Weil sich auch andere Fleischereien aus der Region von der Mühlhäuser Fleisch Gmbh, bekannt als Mühlhäuser Schlachthof, beliefern lassen, werden auch für gewerbliche Kunden Seminare mit dem Fleischexperten aus Ostthüringen angeboten. Ende vergangenen Jahres hatte der Schlachthof auch
Workshops für Privatleute veranstaltet. Die Kurse sollen nach Corona fortgesetzt werden.
„Unsere Kunden sind anspruchsvoller geworden“, sagt Jennifer Müller. Gemeinsam mit Kerstin Herold leitet sie die Hauptfiliale des Mühlhäuser Schlachthofes in der Thomas-müntzer-straße.
Viele wüssten genau, welche speziellen Fleischteile sie kaufen möchten, wollten wissen, wo das her kommt, was sie in die Pfanne oder auf den Grill legen. Manchmal benötigen sie auch einen Tipp für die Zubereitung. Der Mühlhäuser Schlachthof will dem mit seinem neuen Konzept gerecht werden.
Drei der insgesamt sechs Filialen wurden modernisiert, erklärt Geschäftsführer Georg Eisenhardt.
Seit Ende vergangenen Jahres schon präsentiert sich die Hauptfiliale in einer neuen Optik.
Natürlich verspricht sich der Schlachthof mit der Investition einen Umsatzschub, wenngleich in einigen Geschäften ohnehin Renovierungsbedarf war. Die Coronapandemie habe zeitweise für einen Umsatzrückgang gesorgt. Um bis zu 25 Prozent sei der Absatz zu Beginn der Krise eingebrochen, sagt Eisenhardt. Doch das habe sich binnen zwei, drei Wochen wieder stabilisiert.
Neben der neuen Präsentation in den umgebauten Filialen gibt es ein zusätzliches Angebot regionaler Produkte – Mühlhäuser Pflaumenmus, Faulunger Brot, Eichsfelder Schmand oder Hainich-gurken.
Hauptsächlich sind es aber Produkte aus Schweinefleisch, die, täglich frisch verarbeitet, angeboten werden. 600 bis 800 Tiere würden wöchentlich geschlachtet, so Eisenhardt. Die Schweine kämen aus einem Umkreis von nicht mehr als 30 Kilometer um Mühlhausen. Der Schlachthof setzt zudem vermehrt auf hochwertiges Rindfleisch. Mit etwa fünf geschlachteten Tieren pro
Woche sei dieser Bereich allerdings noch relativ klein. Die Rinder kommen aus der Inselsberg-region, erklärt Jörg Zimmermann. „Die Tiere stehen ganzjährig auf der Weide und werden waidgerecht erlegt.“Das erspare Transportstress.
Unternehmen bildet Verkäuferinnen und Fleischer selbst aus
Mit dem erweiterten Angebot geht auch die Schulung der Mitarbeiter einher. So steht neben Verkauf und Fleischqualität auch die Tierhaltung auf dem Themenplan, sagt Verkäuferin Jennifer Müller.
Die Frage, ob der Mühlhäuser Schlachthof auch in andere Städte expandieren wolle, beantwortet Eisenhardt deutlich: „Größe ist nicht alles.“Mühlhausen soll der Schwerpunkt bleiben. Eine der großen Herausforderungen sei, gutes Personal zu bekommen. Deshalb bildet der Schlachthof selbst aus. Unter anderem machen gerade zwei Lehrlinge ihre Fleischer-ausbildung aus. Etwa ein Drittel der Verkäuferinnen hätten ebenfalls im Unternehmen gelernt, sagt Eisenhardt. Mit den Beruflichen Schulen habe man einen guten Partner vor der Haustür.
„Was nützt das beste Fleisch, wenn es schlecht zubereitet ist?“Andreas Malz, Fachmann für besonders qualitätvolle Fleischzubereitung