Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Erste direkte Leitung zwischen Ost und West
Anfang Juli 1990 werden Mühlhausen und Eschwege telefonisch verknüpft
Die erste direkte Telefonverbindung zwischen Ost und West mit insgesamt 30 Leitungen haben am 3. Juli vor 30 Jahren Mühlhausens damaliger Bürgermeister Hans-dieter Dörbaum (parteilos) und dessen Eschweger Amtskollege Jürgen Zick (SPD) offiziell eröffnet. So konnten sich Fernsprechteilnehmer aus der Region Mühlhausen von da an selbst in das gesamte Telefonnetz der Bundespost einwählen.
„Ich fand’s damals sehr spannend, obwohl ich 1000 Vorschriften verletzt habe“, blickt Karl Schäfer aus dem nordhessischen Guxhagen auf die erste funktionierende und direkte Telefonverbindung zwischen Mühlhausen und Eschwege zurück. Es habe sich bei dem damaligen Projekt um eine technische Pionierleistung gehandelt, die sich nur Experten vorstellen könnten, erinnert der Telekom-pensionär des Fernmeldeamtes Kassel bei Treffen mit einst aus Mühlhausen beteiligten Kollegen. „Wir haben die Uralttechnik aus der DDR mit der neuesten Technik in Eschwege damals zusammengeführt.“
Genau genommen habe es sich bei dem Experiment um eine Auslandsverbindung zwischen den zu jenem Zeitpunkt noch existierenden beiden deutschen Staaten gehandelt, verweist Bernd Stollberg, der damals Leiter des Post- und Fernmeldeamtes Mühlhausen war. Und es erfüllt ihn auch noch nach 30 Jahren mit einem gewissen Stolz, wie man auf unbürokratische und raffinierte Weise die digitale Siemens-technik der Bundesrepublik mit den veralteten Ddr-anlagen erfolgreich hatte verknüpfen können.
Technische Anlagen stammen oft noch von 1935
Immerhin bildeten damals im Mühlhäuser Fernmeldeamt noch Einrichtungen aus dem Jahr 1935 die technischen Säulen des Fernsprechverkehrs. Mühlhausen war somit die erste Stadt Thüringens, die über eine Direktverbindung in die Bundesrepublik verfügte.
Als weitere Vorhaben in Thüringen sollten dann Eisenach und Suhl folgen. Die digitale Übertragungsstrecke zwischen den Partnerstädten Mühlhausen und Eschwege ließ übrigens gleichzeitig bis zu 16 Gespräche in beiden Richtungen zu, was damals als großer Erfolg gefeiert worden war. Andererseits sei das legendäre Ereignis eine Vorwegnahme der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1990 gewesen, so Karl Schäfer.