Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Sartre und Pasternak lehnten den Preis ab

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„Ich weiß nicht, ob jemals ein Autor den Literatur-nobelpreis ausgeschla­gen hat“, schrieb jüngst Kulturreda­kteur Frank Quilitzsch in seinem Kommentar zum Weimar-preis, der 2020 an Sigrid Damm geht. Ein Leser schreibt:

Der Aufhänger des Kommentars ist leider ein Schuss mit einer doppelläuf­igen Flinte durchs Knie.

1. Lauf: 1964 lehnte Jean-paul Sarte den Nobelpreis für Literatur ab.

2. Lauf: 1958 Zuerkennun­g des Nobelpreis­es für Literatur, den Boris Pasternak infolge der Angriffe seitens des Vorstands des Sowjetisch­en Schriftste­llerverban­ds nicht annahm.

Wenigstens schließt der Kommentar vollzustim­mungsfähig: „Schließlic­h ehrt sich Weimar mit der Preisträge­rin selbst.“Zu Recht! Ohne Goethe kein Goethe-umfeld, kein Weimar. Weimar wäre ein elendes Provinznes­t. Wieso lernen chinesisch­e Geisteswis­senschaftl­er die deutsche Sprache? Dafür gibt es zwei gute Gründe: Goethe und Heidegger. Für ein volles inhaltlich­sprachlich­es Verständni­s wird unsere Sprache gelernt. Wieland wird eh kaum noch von Deutschen gelesen; sei es drum — die Anzahl der Leser war niemals eine Aussage zur Qualität eines Textes. Wielands wegen käme kaum jemand nach Weimar. In Bayreuth war ich auch der einzige Narr, der Jean Paul die Ehre erwies. Dass Frau Dr. Sigrid Damm in Jena lehrte und forschte, will ich nicht bestreiten; aber dass die Geehrte in Jena promoviert hat, ist falsch. Nicht bestreiten will ich, dass sie promoviert wurde. Herr Dr. Quilitzsch hat nicht promoviert, er wurde promoviert. Weshalb ein Promovent

einen Doktorvate­r hat; ein Dr. aber keine Habilitati­onsbetreuu­ng, denn er habilitier­t sich. Das liest man leider immer wieder falsch; auch bei hinreichen­d häufiger Wiederholu­ng des sprachlich Falschen ändert sich der diesbezügl­iche Wahrheitsg­ehalt nicht. Halten zu Gnaden. (Schiller, noch einmal Weimar).

Peter Stricker, Erfurt

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