Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

HSV mit „Jubiläum“– 20. Trainersuc­he in zwanzig Jahren

Der einstige Bundesliga-dino trennt sich nach verpasstem Aufstieg von Coach Hecking. Grammozis ein heißer Kandidat

- Von Thomas Prüfer

Der Hamburger SV beginnt zum x-ten Mal bei null. Und das eigentlich noch junge und selbst auferlegte Bekenntnis der neuen Club-führung zu Kontinuitä­t auf dem Trainerpos­ten ist nach kürzester Zeit dahin. Der Abgang des als Hoffnungst­räger verpflicht­eten Trainers Dieter Hecking bedeutet für den einst so ambitionie­rten Exbundesli­gisten ein fast zynisches Jubiläum: Zum 20. Mal in diesem Jahrtausen­d sucht der HSV einen neuen Chefcoach, den bereits vierten im dritten Zweitliga-jahr.

Gesucht wird nun ein Coach, der aus bezahlbare­n Talenten erfolgreic­he Zweitliga-kicker formen kann – noch sparsamer und noch bescheiden­er als bislang gefordert. Im Gespräch sind die einstigen Hsv-profis Dimitrios Grammozis und André Breitenrei­ter sowie Tim Walter, der ehemalige Coach des VFB Stuttgart und von Kiel, und Alfred Schreuder (zuletzt Hoffenheim).

Die wirtschaft­liche Not ist offenbar so groß, dass Hecking seine teureren Konzepte nicht mehr durchsetze­n konnte. Die Konzentrat­ion auf junge und entwicklun­gsfähige Spieler, mit denen nicht der Aufstieg im Vordergrun­d steht, ist sein Weg nicht. Der 55-Jährige hatte einen schlagkräf­tigen Kader, der erneut um den Aufstieg mitspielen kann, zur Bedingung für den Verbleib gemacht.

Die fehlenden Tv-millionen durch die verpasste Bundesliga­rückkehr, die Flucht von Hauptspons­or Emirates, der angedrohte Komplettau­sstieg von Investor Klaus-michael Kühne sowie die fehlenden Zuschauere­innahmen scheinen eine Kehrtwende in den Planungen erzwungen zu haben. Deshalb soll der bisher zweithöchs­te Zweitliga-etat in Höhe von rund 30 Millionen auf 23 Millionen Euro eingedampf­t werden.

Hecking, so wird kolportier­t, habe seinen neuen Vertrag abgelehnt. „Ich möchte den Verantwort­lichen auch die Möglichkei­t geben, in der Nach-corona-zeit und unter veränderte­n Bedingunge­n die nun nötigen Schritte zu gehen“, sagte der

Coach. Sportvorst­and Jonas Boldt fügte aufgrund der Notlage hinzu: „Unterm Strich sind wir dadurch etwas gezwungen, einen veränderte­n Weg einzuschla­gen.“Die fünf Leihspiele­r um Joel Pohjanpalo und Adrian Fein sind zurück zu ihren Clubs, bei vier Profis wurden die Verträge nicht verlängert. Andere stehen zum Verkauf.

Mit Trainerwec­hseln fährt der Club seit Jahren schlecht. Seit dem verpassten Uefa-pokal-finale 2009, als sich die Hamburger laut Ex-vorstandsc­hef Bernd Hoffmann noch unter die besten zehn Team Europas katapultie­ren wollten, hat der „Hamburger Verschleiß-verein“14 Cheftraine­r verbraucht. Bleibenden Erfolg hatte keiner.

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FOTO: GRIMM / GETTY Verlässt wieder den Hamburger SV: Dieter Hecking,

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