Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Stadtrat soll über Rauswurf der Hufeland-chefin abstimmen
Drei Fraktionen in Bad Langensalza fordern die Abberufung von Kerstin Haase
Die Abberufung der Hufeland-geschäftsführerin Kerstin Haase fordern drei Stadtratsfraktionen in Bad Langensalza. Zusammen wollen CDU, Wir-wählergruppe und Bürgerliste/fdp dazu einen Beschluss einbringen und haben die Einberufung einer außerordentlichen Stadtratssitzung für Donnerstag, 9. Juli, beantragt.
In der Antragsbegründung heißt es, dass die Fraktionen zahlreiche Hilferufe aus der Belegschaft des Hufeland-klinikums erreicht hätten. Daraus lasse sich ableiten, dass in den Krankenhäusern ein katastrophales Betriebsklima herrsche. Die Folge sei „eine Personalflucht bisher unbekannten Ausmaßes“.
Außerdem habe Haase strategische Entscheidungen zum Nachteil des Standortes Bad Langensalza im Alleingang getroffen. Auch die Gesellschafter – die Stadt und der Landkreis – seien nach Eindruck der einreichenden Fraktionen nicht ausreichend einbezogen worden.
Das sei in den Plänen gegipfelt, die Intensivstation in Bad Langensalza zu schließen, was laut CDU, WIR und Bürgerliste/fdp negative Auswirkungen auch auf andere Fachbereiche habe. Eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit der Stadt mit Haase und den Mitarbeitern des Hauses sei daher nicht mehr möglich, erläutern die Antragsteller.
Schon seit langem brodelt es im kommunalen Hufeland-klinikum. Es kursieren zahlreiche anonyme offene Briefe – mit Beschuldigungen, Gerüchten und vermeintlichen Fakten. Zumeist steht darin Geschäftsführerin Haase in der Kritik.
Neubauprojekt löst erregten öffentlichen Streit aus
Zuletzt kochten die Emotionen weiter hoch wegen der Debatte um einen Krankenhaus-neubau, weil einer Untersuchung zufolge die zwei Standorte in Bad Langensalza und Mühlhausen unwirtschaftlich seien. Kosten würde der Neubau mehr als 200 Millionen Euro. Als möglicher Sitz stehen Großengottern und Schönstedt zur Debatte.
„Ich bin maßlos enttäuscht, dass offensichtlich wahlpolitische Interessen über der Klinikum-zukunft stehen“, erklärte Haase am Sonntag auf Nachfrage zum Antrag von CDU, WIR und Bürgerliste/fdp. Was die Belegschaft betreffe, sei die Führung sehr schwierig, weil diese gespalten sei. Haase vermutet, dass der Grund dafür auch der gescheiterte Haustarifvertrag ist, der im April verhandelt und rückwirkend zu Jahresbeginn gelten sollte. Jetzt soll, auch auf Betreiben des Landrats, lieber ein Tarifvertrag mit Verdi ausgehandelt werden.
Wer hinter den anonymen Angriffen stecke oder was das Ziel sei, entziehe sich ihrer Kenntnis und ihrer Phantasie, sagte Haase.
Bürgermeister Matthias Reinz (parteilos) informierte auf Anfrage, Stadt und Landkreis hätten als Gesellschafter zu den Problemen aktuell bereits weitreichende Entscheidungen getroffen. Über diese solle zunächst die Belegschaft informiert werden. Am Dienstag will er mit Landrat Harald Zanker (SPD) in einem Pressegespräch öffentlich Stellung beziehen.
Inzwischen ist am zurückliegender Wochenende ein weiterer anonymer Brief aufgetaucht, in dem die Gründung einer Bürgerinitiative angekündigt wird, die sich für den Erhalt des Krankenhaus-standorts Bad Langensalza einsetzen will.