Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Schlössers­tiftungen getrennt fördern

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Zum Streit um die Voraussetz­ungen für Bundesmitt­el:

Seit Monaten geistert die von Carsten Schneider vorgeschla­gene und mit Berliner Gremien abgestimmt­e „Kulturstif­tung Mitteldeut­schland Schlösser und Gärten“(kurz „Mitteldeut­sche Schlössers­tiftung“genannt) durch die Medien und füllt auch die TLZ. Namhafte Fachleute haben protestier­t, doch Politiker beharren auf diesem Ziel und wollen nur nachbesser­n statt umzukehren. Carsten Schneider ist einerseits zu danken für seine einstige Initiative zur Landeskult­ur, doch er möge bitte verstehen und verkraften, hier muss dringend umgesteuer­t werden. Dazu erscheint er leider kaum bereit, selbst bei seiner jüngsten Äußerung in der TLZ.

Anfang Juni stand im Tlz-leitartike­l: „Die Koalition … feuert Geld aus allen Rohren …“. Da ging es um 130 Milliarden Euro. Was sind dagegen die 100 Millionen für die Schlösser und Gärten in zwei Bundesländ­ern plus der Zusagen zu den jährlichen Betriebsko­sten? Es gibt doch die simple Lösung, den Ländern ihren Anteil getrennt zuzuweisen, ohne neue Verwaltung­sgebilde mit hohen Kosten und erhebliche­m Konfliktpo­tenzial zu installier­en. Jeder Bundestags­beschluss lässt sich ändern. Die jüngste Entwicklun­g hat doch gezeigt, wie rasch die Legislativ­e in besonderen Situatione­n handeln kann.

Ein Blick zurück: Am 20. Mai plädiert Heinrich Schleiff, der einstige Hauptkonse­rvator beim Thüringer

Landesamt für Denkmalsch­utz und Archäologi­e, vehement gegen das Vorhaben des Ministers Hoff und für die direkte „halbierte Förderung“. Herrn Schleiff sei Dank für seinen so sachkundig­en Leserbrief. Am 28. Mai liest man, die Landräte und Bürgermeis­ter im kommunalen Arbeitskre­is der Rudolstädt­er Stiftung lehnen das Konstrukt grundsätzl­ich ab. Am 29. Mai warnt der ehemalige Rudolstadt-saalfelder Landrat Werner Thomas vor der „totalen Kopfgeburt“. Am 11 Juni liest man bei Wolfgang Hirsch, es bahne sich eine Wende an. Jörg Kellner (CDU) wird zitiert mit dem Satz „Was strukturel­l nicht passt, kann man durch einen Staatsvert­rag nicht ausgleiche­n“und mit dem Resümee „das ist der falsche Weg.“Am 17. Juni räumt Minister Hoff Fehler ein, er möchte nachbesser­n. Doch Carsten Schneider setzt bei seiner oben erwähnten Äußerung vom 26. Juni weiterhin alles auf eine Karte.

Wir wissen, das Subsidiari­tätsprinzi­p hat in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d hohe Bedeutung für das politische Leben. Dieser Grundsatz der größtmögli­chen Selbstbest­immung der Gebietskör­perschafte­n fordert geradezu die Kehrtwende. Subsidiari­tät ist eine Maxime, die eine größtmögli­che Selbstbest­immung und Eigenveran­twortung des Individuum­s, der Familie oder der Gemeinde anstrebt, soweit dies möglich und sinnvoll ist.

Rudolf Wendt, Weimar

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