Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Scharfe Kritik am Krisenmanagement des Bundes
Thüringer Hartmannbund-vorsitzender: Gesundheitsministerium hat in Corona-krise bei Kernaufgabe versagt
Der Thüringer Vorsitzende des Ärzteverbandes Hartmannbund übt scharfe Kritik am Corona-krisenmanagement der Bundesregierung: Der im Zusammenhang mit Covid-19 zutage getretene Umgang mit Bedrohungslagen für die Bevölkerung sei „ein Sammelsurium an Fehlern, Versagen Verantwortlicher und weiteren
Peinlichkeiten“, resümiert Jörg Müller, der als Augenarzt in Gera tätig ist und für die AFD im Stadtrat sitzt. Müller macht seine Kritik unter anderem daran fest, dass ein 2012 vom Bund in Auftrag gegebener nationaler Pandemieplan nicht an die Pandemiepläne der Bundesländer angepasst worden sei und es „somit keine Ergebnisse für den ausreichenden Schutz der Menschen in unserem Land“gebe. Dadurch
sei es zu Engpässen bei Medikamenten, Desinfektionsmitteln und Schutzausrüstung gekommen. Zusätzlich sei die Situation unterschätzt worden. Selbst RKI-CHEF Lothar Wieler habe noch im Januar behauptet, dass die Gefahr einer weltweiten Ausbreitung des Virus als gering einzuschätzen sei. Aus Sicht des Thüringer Hartmannbund-vorsitzenden hat das Bundesgesundheitsministerium bei seiner
Kernaufgabe Krankheitsprävention „versagt“.
Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, Selbstverwaltung von zirka 4200 Vertragsärzten und -psychotherapeuten, möchte sich nicht zu Müllers Statement äußern. Ohne Bezug zu dessen Aussagen zu nehmen, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Hartmannbundes, Michael Rauscher, dass sich sein Verband „ausdrücklich
für eine kritische und sachliche Bewertung der Auswirkungen der Maßnahmen im Zusammenhang mit der Bewältigung der Coronakrise“ausspreche. Dieser Prozess, der zeitnah, aber gründlich erfolgen solle, müsse unter Beteiligung von Wissenschaftlern sowie gemeinsam mit Vertretern aus versorgenden Einrichtungen und relevant betroffenen gesellschaftlichen Gruppen stattfinden.