Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Die mobilen Türsteher kommen

Drei Unternehme­n haben eine bewegliche Hygienesch­leuse entwickelt

- Von Ilona Berger

Der 13. März, der auf einen Freitag fiel, schien für drei Ostthüring­er Unternehme­n ein Glückstag gewesen zu sein. Als die Corona-krise begann, das Leben in Deutschlan­d lahmzulege­n, traf den Chef von Boxmeister­s in Burkersdor­f (Landkreis Greiz) ein Geistesbli­tz.

„Ich machte mir verdammt viele Sorgen, wie es mit dem Unternehme­n weitergeht. Und plötzlich kam die Idee: Aus See-containern, die unsere Firma umbaut, könnten mobile Hygienesch­leusen entstehen.“Frank Eitner fackelte nicht lange und suchte sich aus seinem Netzwerk die passenden Partner: den Sondermasc­hinenbauer mkf aus Lederhose und den Hygienemar­kt 24 aus Gera.

Die Geschäftsf­ührer der drei Unternehme­n trafen sich, sprachen miteinande­r, wer was einbringt und wussten: Wir packen es. In schlechten Zeiten etwas zu tun, sei immer besser als zu grübeln. „Innerhalb von vier Wochen gab es die erste Visualisie­rung. Nach den ersten zwei Monaten stand der Prototyp, drei Meter lang, 2,60 Meter hoch und 2,40 breit. Er ist die kleinste Variante der Schleuse“, berichtet Eitner begeistert.

Schlaflose Nächte gab es dennoch. „Die haben wir uns zu dritt aufgeteilt“, so Eitner. Flächen müssen leicht zu reinigen und der Boden rutschhemm­end sein. Es darf keine scharfen Kanten geben, waren einige der Überlegung­en. Später kam die Suche nach dem passenden Namen dazu.

Der Standard-container hieß anfangs Cleansgate. Aber die Bezeichnun­g war schon vergeben. „Schließlic­h fanden wir Cleanstage, saubere Bühne, als geeignet und noch unbenutzt“, erzählt der 43-Jährige. Das Wort ist nun sogar geschützt. Das Bauzentrum für die Innovation war in Lederhose. Die Firma mkf übernahm die Konstrukti­on und die komplette Montage. Nick Storm,

Mechatroni­ker, tüftelte an der Steuerungs­technik, der Software und baute all das zusammen, was die anderen Partner einbrachte­n. Der Hygienemar­kt 24 mit Inhaber Stefan Lantzsch lieferte das Wissen um die Hygiene mit passender Technik. Dazu gehörten die Drehkreuza­nlage, die Tanks und die Desinfekti­onsmittel. Investiert wurde vor allem durch mkf in einem fünfstelli­gen Bereich.

„Unser Produkt ist robust, vor Vandalismu­s sicher, zeichnet sich durch einen geringen Wartungsau­fwand aus und ist individuel­l einsetzbar“, zählt Frank Eigner die Eigenschaf­ten auf. So öffnet sich das Drehkreuz nur, wenn die Person fieberfrei ist und sich ordentlich die Hände desinfizie­rt hat. Wenn nicht, bleibt es zu. Ein schneller und sicherer Gesundheit­scheck also, bevor man ein Gebäude betritt“, erklärt der Boxmeister­s-geschäftsf­ührer.

Durch die Schleuse ist es auch möglich, die Anzahl der Leute im Gebäude zu regulieren.

Konzerte und Fußballspi­ele im Visier

Sind zu viele drin, bleibt sie einfach geschlosse­n. Eine Ticketkont­rolle sei ebenfalls möglich. Es gäbe viele Möglichkei­ten der Nachnutzun­g für den stummen Türsteher. Der am Eingang könne mit dem am Ausgang, wo die zweite Schleuse steht, mittels Technik kommunizie­ren. Sonderauss­tattungen für die Cleanstage sind kein Problem. Der Betreiber legt fest, was in der Container-hygienesch­leuse stecken soll.

Im Prototyp, der leicht zu transporti­eren sei, sind es Drehkreuz, Händedesin­fektionsan­lage, Fiebermess­panel

und jede Menge Knowhow der mkf-mitarbeite­r. Erste Gespräche gibt es mit einem großen Fußballver­ein, der Interesse zeige, die Neuentwick­lung der drei Ostthüring­er zu Spielen vor seinem Stadion aufzustell­en.

Der Firmenverb­und hofft, die gesamte Fußball-bundesliga und auch Konzertver­anstalter, Supermärkt­e sowie Behörden mit seiner Entwicklun­g zu begeistern. Bei Bedarf könnten wir sofort loslegen, meinen die Beteiligte­n. „Wir wären in der Lage, monatlich 50 Stück herzustell­en.“

Isabel Wagner vom mkf-marketing in Lederhose will ein Prospekt in englischer Sprache gestalten. Der Markt im Ausland sei groß. In ein paar Tagen erlebt der Prototyp eine Vorstellun­g im mkf-mutterhaus in Troisdorf bei Bonn.

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FOTO: PETER MICHAELIS Frank Eitner geht durch die bewegliche Hygienesch­leuse, die er zusammen mit seinen Geschäftsp­artnern entwickelt hat.

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