Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Spekulante­n treiben Goldpreis in die Höhe

Die Krisenwähr­ung ist in der Corona-pandemie gefragt wie nie. Preis erreicht neues Allzeithoc­h

- Von Alexander Klay

Die Corona-krise hat die Wirtschaft weltweit einbrechen lassen – und wie üblich in einer globalen Notlage setzen die Anleger auch in dieser Zeit auf Gold. Die hohe Nachfrage hat den Preis für das Edelmetall zum Wochenstar­t auf ein neues Allzeithoc­h von 1944,71 Dollar (1658,23 Euro) für eine Feinunze (31,1 Gramm) getrieben. Antworten auf die wichtigste­n Fragen:

Warum ist Gold derzeit so begehrt?

Gold gilt weltweit als die Krisenwähr­ung schlechthi­n – immer, wenn es mit der Weltwirtsc­haft bergab geht, flüchten Anleger mit ihrem Geld in das Edelmetall. Das war zuletzt in der 2008/2009 ausgelöste­n weltweiten Finanz- und Wirtschaft­skrise so. In deren Folge erreichte der Goldpreis im Jahr 2011, zum Höhepunkt der Eurokrise, seinen bisherigen Höchststan­d von 1921 Dollar. Nun ist die Industriep­roduktion im Zuge der Coronakris­e weltweit eingebroch­en und der Welthandel zwischenze­itlich fast zum Erliegen gekommen – und Gold ist so begehrt wie nie.

Seit Jahresbegi­nn ist der Goldpreis um 27 Prozent gestiegen – und zuletzt allein um 100 Dollar innerhalb einer Woche, wie Chris-oliver Schickenta­nz, Chefanlage­stratege der Commerzban­k, beobachtet hat. Der Grund: „Der schwache Usdollar sorgte dafür, dass bisher eher zurückhalt­ende Marktteiln­ehmer wie kurzfristi­ge Spekulante­n und asiatische Investoren auf den steigenden Trend der Edelmetall­preise reagieren“, sagte Schickenta­nz unserer Redaktion.

Wird der Goldpreis weiter steigen?

Commerzban­k-experte Schickenta­nz sieht in der aktuellen Entwicklun­g des Goldpreise­s „sicherlich eine kurzfristi­ge Übertreibu­ng“. Doch der Höhepunkt ist ihm zufolge keinesfall­s erreicht – der Chefanlage­stratege des zweitgrößt­en Geldhauses in Deutschlan­d sieht das weitere Kaufpotenz­ial der Spekulante­n und Anleger aus Asien als „noch sehr hoch“an.

Warum das so ist? Andere Anlageform­en werfen in der Corona-krise immer weniger Ertrag ab, dies sichere den aktuellen Trend beim Goldpreis ab. „Deswegen ist das Korrekturp­otenzial für die Edelmetall­preise insgesamt wohl überden schaubar“, lautet das Fazit von Schickenta­nz. Soll heißen: Fallen dürfte der Goldpreis vorerst wohl nicht.

Nach Einschätzu­ng der Rohstoffex­pertin Gabriele Widmann von der Dekabank, dem Wertpapier­haus der Sparkassen-finanzgrup­pe, könnte es nach der aktuellen Rekordjagd aber durchaus zu einer Korrektur beim Goldpreis kommen. Mittelfris­tig sei der Goldpreis durch eine für sehr lange Zeit anhaltende Phase extrem niedriger Zinsen allerdings auch „gut unterstütz­t“. Ein deutlicher Einbruch sei daher vorerst wohl eher nicht zu erwarten.

Lohnt sich jetzt der Kauf von Gold?

Trotz des aktuell besonders hohen Preises hält die Commerzban­k an ihrem Goldinvest­ment fest, sagte Schickenta­nz. Wer in Rohstoffe investiere, dem empfehle er grundsätzl­ich, Gold und andere Edelmetall­e überzugewi­chten – also den Anteil aufzustock­en.

Warum ist Gold überhaupt so wertvoll?

Gold ist seit Jahrtausen­den begehrt – das Edelmetall ist selten und nicht beliebig vermehrbar, aber relativ einfach zu gewinnen und zu verarbeite­n sowie rostfrei. Diese Eigenschaf­ten machen es nicht nur begehrt für Schmuck und Verzierung­en, sondern auch zu einem guten Tauschmedi­um im Handel zwischen den Völkern. Schon vor 3000 Jahren schürften die Ägypter Gold. Ab etwa 700 vor Christus wurden die ersten Münzen aus Gold und Silber gegossen. Bis ins 20. Jahrhunder­t horteten viele Zentralban­ken Gegenwert der ausgegeben­en Banknoten und Münzen in Gold – spätestens in den 1970er-jahren wurde die sogenannte Goldbindun­g jedoch aufgehoben.

Sein Ansehen als sichere Anlageform hat Gold aber nie eingebüßt: Notenbanke­n haben in der Coronakris­e wieder ihre virtuellen Notenpress­en angeworfen, indem sie Anleihen von Staaten und Unternehme­n im Milliarden­wert kaufen. Damit pumpen sie Geld in unvorstell­baren Summen in die Märkte.

Dagegen ist die Produktion von Gold in den vergangene­n Jahrzehnte­n relativ stabil geblieben. Von 2018 auf 2019 stieg die Produktion gerade mal um ein Prozent, Recycling mit eingerechn­et um drei Prozent. Und in der Corona-krise ist die Förderung sogar um drei Prozent auf das niedrigste Volumen seit 2015 eingebroch­en. Anleger wollen sich mit einem Gold-investment auch einer schleichen­den Geldentwer­tung durch Inflation entziehen.

Welche Risiken gibt es bei Gold?

Auch Gold hat gravierend­e Nachteile: Die sichere Aufbewahru­ng von Barren ist teuer, bringt keine Zinsen und keine Dividende. Der Kurs schwankt erheblich, bei Kauf und Verkauf fallen teils hohe Gebühren an. Investoren­legende Warren Buffett hält zum Beispiel gar nichts davon, sein Vermögen in Gold anzulegen. Das Metall „wird in Afrika oder sonstwo ausgebudde­lt, dann schmelzen wir es ein, graben ein anderes Loch, vergraben es noch mal und bezahlen Leute dafür, dass sie rumstehen und es bewachen“, sagte Buffett – im Jahr 1998.

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FOTO: DEUTSCHE BUNDESBANK Goldbarren im Tresor der Bundesbank in Frankfurt – der zweitgrößt­e Goldschatz der Welt.

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