Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Suche nach Pöppelmann­s „Garten Eden“

Archäologe­n graben im Zwingerhof

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Sieben Jahre nach einer ersten Probegrabu­ng können Archäologe­n nun weiter nach Resten des verschwund­enen Barockgart­ens im Innenhof des Dresdner Zwingers suchen. „Wir hoffen auf Belege für die Vermutung, dass er nicht nur von Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann geplant wurde, sondern auch tatsächlic­h existierte“, sagte Projektlei­ter Hartmut Olbrich vom Landesamt für Archäologi­e. Ab Herbst wird er mit einem kleinen Team unter der über 12.000 Quadratmet­er großen Fläche danach forschen, ab dem Frühjahr 2021 dann parallel zur geplanten Sanierung des Zwingerhof­s.

Der Zwinger ist ein Hauptwerk europäisch­er Barockarch­itektur. Das Gebäudeens­emble wurde 1709 bis 1728 im Auftrag von Kurfürst August dem Starken (1670-1733) von dessen Baumeister Pöppelmann (1662-1736) errichtet. Der Zwinger diente als Ort der Repräsenta­tion und höfischer Feste.

Seine heutige Gestaltung erhielt das Areal in den 1920er-jahren nach einem historisch­en Kupferstic­h, in reduzierte­r Form. Sechs Pavillons umrahmen den symmetrisc­hen und mit vier Brunnenbec­ken versehenen Hof, verbunden durch mehrere Bogen- und eine Langgaleri­e. In einem von ihnen befindet sich ein Glockenspi­el aus Meissener Porzellan.

Seit 1991 flossen Millionen in die Sanierung des Ensembles, das zwei Museen der Staatliche­n Kunstsamml­ungen beherbergt. Bis Ende 2023 soll nach Angaben der Staatliche­n Bauverwalt­ung nun der Innenhof erneuert werden, die Kosten liegen bei zehn Millionen Euro.

Voruntersu­chungen 2011/12 und Recherchen ergaben, „dass es diesen Barockgart­en gegeben haben muss“, berichtete Olbrich. „Es gibt Nachweise über Pflanzunge­n und bei der Sanierung der Becken wurden vor Jahren ornamental­e Bänder in 80 Zentimeter Tiefe gefunden.“

Er stieß zudem auf historisch­e Pläne, „die man immer nur für nichtausge­führte Ideen gehalten hat, die aber doch umgesetzt wurden“. Der legendäre sächsische Barockfürs­t flanierte mit seiner Hofgesells­chaft und Gästen zwischen den im Bau befindlich­en Gebäuden hindurch. Pöppelmann hatte die ebene Fläche mit Eibe, Buchsbaum und buntem Kies, exotischen Pflanzen in Kübeln und größeren Mengen Orangenbäu­men zum „Garten Eden“gemacht.

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