Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Musikvideo zeigt, was Kinder in der Corona-zeit bewegt
Der Mühlhäuser Tanzlehrer Miles Shane durchlebt beruflich eine schwierige Zeit. Erste Tageskurse wieder möglich
Für Künstler kommt die Corona-pandemie einer wirtschaftlichen Katastrophe gleich. Davon kann auch Miles Shane ein Lied singen, der seit Jahren in Mühlhausen eine Tanzschule für junge Menschen leitet und in ganz Thüringen Schulprojekte veranstaltet.
Von März bis Juni wurden alle Termine abgesagt, es gab keine Workshops, keine Tanzkurse.
Mit etwa 80 Prozent Einbußen rechnet der Künstler. Die Soforthilfen können nur einen kleinen Teil des Ausfalls abdecken, viele Kosten laufen weiter. „Ich dachte sogar daran, die Tanzschule zu schließen“, sagt Miles Shane. Doch wer wolle schon sein Lebenswerk so einfach aufgeben? Dabei wäre 2020 das beste Jahr des Künstlers geworden, wie er selbst sagt. Der Terminkalender sei zu Jahresbeginn so voll gewesen wie noch nie.
Nun der Lichtblick: In den Sommerferien darf er wieder die ersten Tagesfreizeiten anbieten. Und seit Anfang Juli dürfen auch wieder Kinder unter strengen Auflagen zu den Kursen in die Tanzschule kommen. Viele Kinder und Jugendliche seien aber sehr vorsichtig und zurückhaltend, würden kaum reden. Er habe den Eindruck, die vergangenen vier Monate hätten einige sehr verändert. Aber es gibt dabei große Unterschiede. Manche Kinder hätten von Corona fast nichts mitbekommen – außer, dass sie nicht in die Schule gehen konnten.
„Ich wollte wissen, was diese Zeit mit den Kindern gemacht hat“, sagt Shane. Nun hat der Künstler neun Kinder aus seinen Kursen in langen und intensiven Gesprächen über ihre Erfahrungen während der Corona-zeit und nach ihren Wünschen für die Zukunft befragt. Die Gespräche wurden aufgezeichnet und finden sich in einem eindringlichen Musikvideo wieder. Es geht um die Frage der Systemrelevanz von Kindern, um Vereinsamung, Mitspracherecht.
Traurig, weil es keine richtige Jugendweihefeier gab
Ein Junge sagt, die Jüngsten seien in dieser Krise zu wenig beachtet worden. Themen sind auch die verlorene Zeit, ausgefallene Jugendweiheveranstaltungen oder ein abgesagter Schüleraustausch. Am Ende steht der Wunsch nach Zusammenhalt
und mehr gegenseitiger Rücksichtnahme – Kernaussagen, die auch bei „Kinder an die Macht“schon eine Rolle spielten. Der Song von Miles Shanes ist als Akustikversion auch diesmal die Grundlage des Videos, spielte bereits vor vier Jahren eine große Rolle im gleichnamigen Video „Kinder an die Macht“.
Das aktuelle Video, das in Shanes Musikschule in Mühlhausen gedreht wurde, zeigt auch die Zeit vor dem Shutdown – ausgelassene Kinder
und Jugendliche bei gemeinsamen Projekten. Dann abgesperrte, leere Kinderspielplätze, wie der neben Shanes Tanzschule.
Drei Tage lang wurde das Set aufgebaut und gedreht. Unterstützung kam von Filmemacher und Mediendesigner Michael Kaufmann (Mikamedia) aus Mülverstedt, mit dem Shane schon lange zusammenarbeitet, und von Veranstaltungstechniker Robert Berger von Creativ Sound in Mühlhausen. „Wir haben viel Zeit zum Nachdenken gehabt“, sagt Kaufmann, „und viel Herzblut in das Projekt investiert.“Denn Manpower und Technik seien in der Branche gerade verfügbar. Auch bei Kaufmann, der viel für Messeveranstalter arbeitet, ist der Terminkalender leer. Keiner plant dieses Jahr noch eine Veranstaltung, sagt er.
Das entstandene achtminütige Musikvideo soll demnächst veröffentlicht werden.