Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Für Reaktivierung von Bahnstrecken
Zur „Ohratalbahn“und weiteren stillgelegten Strecken:
Am 29. November 2004 fand im damaligen Ministerium für Bau und Verkehr (TMBV) unter Leitung des Ministers Andreas Trautvetter eine Besprechung zu Fragen des Schienenverkehrs in Thüringen mit Vertretern der Deutschen Bahn AG (DB) statt. Unter anderem wurde auch die Strecke Gotha-crawinkelgräfenroda ganzheitlich behandelt. Drei Varianten wurden diskutiert. Der Minister entschied sich mit Zustimmung der DB für die Variante „Gotha-gräfenroda-(arnstadt), da durch die DB bereits der Abschnitt Crawinkel-gräfenroda grundlegend saniert und die Durchfahrmöglichkeit in Gräfenroda nach Arnstadt geschaffen worden war. Außerdem wurde mit Landesmitteln der Haltepunkt Frankenhain neu gebaut und ein weiterer Haltepunkt in Luisenthal in Erwägung gezogen. Protokolliert wurde: „Meinung des Ministers war es, aus taktischen Überlegungen heraus, die Entwicklung des Güterverkehrs beachtend und im Ergebnis der positiven Entwicklung der Reisendenzahlen der Variante 3 den Vorzug zu geben. Dabei wurde auch unterstellt, dass das Buskonzept in der Region zu überdenken ist.“Gemeint war unter anderem die Verlagerung des Schülerverkehrs auf die Schiene. Basis bildete ein Gutachten der Fachhochschule Erfurt. Alle Bürgermeister der betroffenen Kommunen stimmten für den Erhalt der Strecke.
Die Entscheidung des Ministers führte zu einem Aufschrei der Buslobby,
angeführt durch einen Busunternehmer aus Gotha, der später mit seinen aggressiven Plänen grandios scheiterte, als die politische Unterstützung im Landkreis und Verkehrsministerium ausblieb. Er plante sogar die Stilllegung der Thüringer Waldbahn und der Strecke Fröttstädt-friedrichroda. Als Ersatz bot er seine Busse an. Diese Lobbyisten gaben ein neues Gutachten in Auftrag. Es favorisierte plötzlich die Variante „Einstellung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) und Ersatz für Busse“. Das Verkehrsministerium realisierte diese Variante, zum Schaden der gesamten Region. Die Entscheidung führte zu erheblichen Protesten.
Es wäre an der Zeit, diese traurige Geschichte aufzuarbeiten, denn die damaligen Akteure sind überwiegend nicht mehr im Amt. Dafür spricht auch, dass es jetzt viele Lippenbekenntnisse zur Stärkung der Schiene gibt. Für eine kostengünstige Lösung könnte das Musterbeispiel „Sonneberger Netz“dienen. Ähnliches erlebte die Strecke Ilmenau-rennsteig-themar (Rennsteigbahn). Über zehn Jahre wurde die Reaktivierung der Strecke hintertrieben. Erst ein Wechsel der Akteure im Ilmkreis und im Verkehrsministerium führte zur erfolgreichen Wiederbelebung der Strecke. Vielleicht gelingt auch das Wunder einer Reaktivierung des restlichen Teils der Strecke, die der schienenfreundliche Landkreis Hildburghausen damals unbedingt erhalten wollte: Die Hoffnung stirbt zuletzt.