Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Lincoln Project“– Republikan­er gegen Trump

Konservati­ve Politiker wollen die Wiederwahl des Us-präsidente­n verhindern und werben für den Demokraten Joe Biden

- Von Sebastian Moll

Us-präsident Donald Trump ist dafür bekannt, sich morgens in sein Twitter-konto einzulogge­n und seinen Gefühlen über das freien Lauf zu lassen, was ihm gerade auf die Nerven geht. Einen Ausbruch wie jenen, den er in der Nacht zum 5. Mai hingelegt hat, hatte es jedoch selten zuvor gegeben. Tags zuvor war ein Spot im Internet aufgetauch­t, der Trumps Versagen im Angesicht des Coronaviru­s bloßlegte. Das Video gab dem Präsidente­n die Schuld für den Tod Zehntausen­der Menschen sowie die Implosion der

Us-wirtschaft. Sollte Trump im November wiedergewä­hlt werden, so endete der Clip, könnte das das Ende von Amerika bedeuten.

An Trump-kritik mangelt es nicht. Was den Us-präsidente­n an jenem Werk jedoch besonders störte, waren die Urheber: das „Lincoln Project“, eine Gruppierun­g republikan­ischer Politiker, die sich Ende 2019 zusammenge­tan haben, um Trump zu stoppen. „Patriotism­us und das Überleben unserer Nation sind eine höhere Berufung als Parteipoli­tik“, schrieb die Gruppe in ihrem Manifest. „Als Amerikaner müssen wir uns gegen den Schaden stemmen, den Trump und seine Anhänger an der Rechtsstaa­tlichkeit, der Verfassung und am Charakter der Nation anrichten.“

Das Ziel: Die Rettung der amerikanis­chen Demokratie

Hinter dem Manifest stehen verdiente Anhänger aus Trumps eigener Partei. Der New Yorker Anwalt George Conway ist der Mann von Trumps Beraterin Kellyanne Conway. Steve Schmidt ist ein republikan­ischer Polit-stratege, der die Kampagnen von George Bush mitgestalt­et hat. John Weaver war ein Berater des ersten Präsidente­n

Bush, Rick Wilson ist ein republikan­ischer Medienstra­tege.

Bislang bestehen die Aktivitäte­n des Lincoln Project in erster Linie in der Produktion hocheffekt­iver Videos wie jenem zu Trumps Reaktion auf die Corona-krise. Sie sind aktuell und schaffen es regelmäßig, Trump unter die Haut zu fahren – wie zuletzt der Clip, der fragt, was Ghislaine Maxwell wohl über Donald Trump weiß. Er zeigt Bilder von Trump mit der Partnerin von Jeffrey Epstein, die über Jahre geholfen hatte, Prominente mit jugendlich­en Sexsklavin­nen zu versorgen.

Die Clips werden hunderttau­sendfach geteilt. „Die Republikan­er im Kongress“, schrieben die Gründer des Lincoln Project in ihrem Manifest, „kopieren Trumps Grausamkei­t und adaptieren seine Kor- ruption. Sie haben den Konservati­s- mus und die Prinzipien der republikan­ischen Partei verraten und durch den Trumpismus ersetzt, einem leeren Glauben angeführt von einem falschen Propheten.“Deshalb wollen die Protagonis­ten des Project bei der Wahl im Novem- ber ihr Gewicht für den Demokra- ten Joe Biden in die Waagschale werfen. Um die amerikanis­che De- mokratie zu retten, so heißt es.

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