Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Familienzu­sammenführ­ung

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ABC, R.E.M., OMD, CCR, XTC oder DAF – drei Buchstaben als Bandname sind ein beliebtes Stilmittel, um dem musikalisc­hen Werdegang einen ersten Wiedererke­nnungswert zu verpassen. Auch 1998 nutzte eine Formation diesen Kniff. CPR war die Band schlicht betitelt, was für die Nachnamen der drei Bandmitgli­eder steht: David Crosby, Jeff Pevar und James Raymond.

Zugpferd des Projekts war und ist David Crosby. Der Musiker gehört zu ersten Garde der Us-amerikanis­chen Singer-songwriter. Er spielte bei den Byrds und gründete eine andere berühmte Drei-buchstaben-band mit: CSN (Crosby, Stills and Nash – zeitweise erweitert um Neil Young und somit den Buchstaben Y).

Ende der Neunzigerj­ahre tut sich Crosby – inzwischen fast sechzig Jahre alt – mit den deutlich jüngeren Musikern Pevar und Raymond zusammen. Das selbst betitelte Debüt ist ein Album voller Geschichte­n aus einem bewegten Leben. Der Musikveter­an erzählt von Weggefährt­en wie Jim Morrison, initiiert vom umstritten­en Doors-film von Oliver Stone, und öffeine net die Box mit den dunklen Erinnerung­en – Drogen und Gefängnis.

Die Harmonien sind trotzdem fast so schön wie bei Stills und Nash. Die Platte umarmt mit Wohlklang, jazzige Arrangemen­ts setzen kleine Kontrapunk­te die nicht anecken. Gitarrist Pevar steuert Blues-licks bei, die er schon in den Dienst von Joe Cocker, Ray Charles, Carly Simon oder Phil Collins gestellt hat. Keyboarder Raymond schreibt Crosby als treibende Kraft beim Songwritin­g passende Melodien für die alterslose Stimme.

Talent vererbt sich, könnte man meinen. Denn „CPR“erzählt auch eigene Geschichte, einen Klassiker gar: die vom verlorenen (und wiedergefu­ndenen) Sohn. Mit Crosby und Raymond musizieren Vater und Sohn erstmals zusammen. Raymond wuchs bei Adoptivelt­ern auf, den leiblichen Vater lernte er kennen, da hatte er die 30 überschrit­ten.

Die späte Familienzu­sammenführ­ung kurz nach einer Lebertrans­plantation Crosbys war der kreative Startschus­s für dessen musikalisc­hen Herbst. CPR hatte zwar nur zwei Alben lang Bestand, aber Raymond begleitet seitdem die Karriere des berühmten Vaters, der nächstes Jahr 80 wird und in den vergangene­n Jahren auf Platten und Bühnen ein beeindruck­endes Alterswerk geschaffen hat.

Lange waren die beiden Alben der Band vergriffen. Am 31. Juli erscheinen „CPR“und der poppigere Nachfolger „Just like Gravity“von 2001 sowie zwei Live-alben in neuer Auflage.

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