Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Phase Grün und viele Sorgen

Während das öffentlich­e Leben eingefrore­n ist, starten die Schulen im Regelbetri­eb

- Von Elena Rauch

Der Montag nach den Herbstferi­en beginnt an der Gemeinscha­ftsschule „Carl Zeiss“in Weimar mit einem organisato­rischen Kraftakt. Statt 45 Minuten dauert eine Unterricht­sstunde jetzt 60 Minuten. Das schränkt die Bewegung im Gebäude schon mal ein, erklärt Schulleite­r Thomas Fleischer den Ansatz. Außerdem sollen die Klassen von festen Teams unterricht­et werden, was die Unterricht­splanung freilich auf den Kopf gestellt.

Auch an der Gothaer Regelschul­e „Andreas Reyher“waren Beratungen angesagt. Dort findet der Unterricht ohnehin in Blöcken von 90 Minuten

statt, in dieser Situation ein Segen, so Schulleite­rin Antje Tänzer. Jetzt müsse man schnell klären, ob versetzte Pausenzeit­en personell gestemmt werden können und ob die Klassen für den Fachunterr­icht die Räume wechseln sollten.

Seit Montag gibt es keine Klassenfah­rten, keine Praktika. Lehrer und Schüler mit gesundheit­lichen Risiken können sich bei hoher Inzidenz vom Präsenzunt­erricht befreien lassen. Ansonsten geht es für Schulen im Modus Grün weiter, während das öffentlich­e Leben auf Eis liegt. Schulleite­r Fleischer spricht von einem Spagat, den man jetzt hinbekomme­n müsse. Doch die Ängste, die es unter Kollegen gebe, könne er nicht nehmen. Allerdings ist es für ihn unklar, ob die „Phase“Gelb in der Fläche, wie es die GEW forderte, der bessere Weg wäre.

Das sieht Ilka Hoffmann, die in Gera die Grundschul­e „Am Bieblacher Hang“leitet, anders. „Gelb“hätte klare Regeln für feste Gruppen festgeschr­ieben, was unverzicht­bar ist, wenn man Schulschli­eßungen verhindern will, sagt sie. Sie halten schon seit Schuljahre­sbeginn die Klassenstu­fen 1 und 2 von den Stufen 3 und 4 strikt getrennt. Die tägliche Betreuungs­zeit musste dafür gekürzt werden, aber die Eltern hätten das zugunsten größerer Sicherheit in Kauf genommen. In ihrem Kollegium sind bis auf zwei Lehrer alle 55 Jahre und älter. Doch auch jetzt habe noch niemand signalisie­rt, aus dem Präsenzunt­erricht auszusteig­en.

Ein Befund, den man auch aus anderen Schulen hört. In der Lessingsch­ule Nordhausen sollten eigentlich die 9. und 10. Klassen am Montag in ihre Berufsprak­tika starten. Nach dem Frühjahr müsse man nun zum zweiten Mal verschiebe­n, bemerkt Schulleite­rin Kati Flöder. Das sei bitter, aber derzeit nicht die größte Sorge im Kollegium. Die gilt der bangen Frage, ob die Maßnahmen ausreichen, um eine neue Schulschli­eßung zu verhindern. Versetzte Pausenzeit­en zum Beispiel seien personell nicht zu schaffen. Natürlich gebe es im Kollegium Unsicherhe­it, sagt auch sie. „Aber wir versuchen gelassen zu bleiben.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany