Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Enteignung von Schloss Reinhardsb­runn hält in der zweiten Instanz

Kläger können noch vor den Bundesgeri­chtshof Karlsruhe ziehen. Verfall des historisch bedeutende­n Gebäudes schreitet fort

- Von Kai Mudra

Die Thüringer Landesregi­erung könnte ihrem Plan, Schloss Reinhardsb­runn zu retten, juristisch einen Schritt näher gekommen sein. In zweiter Instanz scheiterte­n zwei Kläger vor dem Oberlandes­gericht (OLG) in Jena mit ihrer Berufung gegen ein Urteil der Kammer für Bausachen am Landgerich­t Meiningen vom Dezember 2019. Allerdings ist die Enteignung damit noch nicht rechtskräf­tig.

Die Kläger, laut OLG ein Inhaber einer Grundschul­d sowie ein Hypotheken­gläubiger des mit dem Schloss bebauten Grundstück­s, setzen sich vor Gericht gegen den Enteignung­sbeschluss

der Thüringer Landesverw­altung vom 9. Juli 2018 zur Wehr. Denn dieser würde auch das Erlöschen ihrer Grundpfand­rechte und damit den möglichen Verlust von viel Geld bedeuten. Den Klägern steht nun noch die Möglichkei­t der Rechtsbesc­hwerde beim Bundesgeri­chtshof in Karlsruhe offen.

Neogotisch­er Bau in katastroph­alem Zustand

Der neogotisch­e Schlossbau in einer Parkanlage nahe der Stadt Friedrichr­oda (Kreis Gotha) befindet sich in einem katastroph­alen Zustand. Wegen der bisher unsicheren Eigentumsv­erhältniss­e ist es Thüringer Behörden nur möglich, notwendige Sicherungs­maßnahmen an dem historisch­en Gebäude vorzunehme­n, das in seinem Inneren teilweise entkernt wurde. Zudem verschwand­en in den vergangene­n Jahren beispielsw­eise Glocken oder Teile der Turmuhr.

Kulturhist­orische Romantiker sprechen von der Wiege Thüringens, wenn Schloss Reinhardsb­runn gemeint ist. Allerdings steht weniger das heutige neugotisch­e Gebäude für diese Geschichte, als viel mehr das Gemäuer des Landgrafen-klosters, auf dem es errichtet sein soll.

2021 jährt sich zum 800. Mal die Vermählung von Elisabeth von Thüringen mit Ludwig IV. in der Eisenacher Georgenkir­che. Nur wenige

Jahre später soll ihr Ehemann 1227 im Park hinter dem Schloss Reinhardsb­runn beigesetzt worden sein.

Schleichen­der Verfall und eine hohe Grundschul­d

Den anfangs schleichen­den Verfall des Schlosses beschleuni­gte eine typische Nachwendeg­eschichte, die mit der Privatisie­rung des einstigen Ddr-interhotel­s beginnt. Ausbleiben­de Investitio­nen, Eigentümer­wechsel und eine hohe Grundschul­d auf das zerfallend­e Gebäude blockierte­n alle Rettungsve­rsuche. Ob das Enteignung­sverfahren der Regierung juristisch erfolgreic­h sein wird, ist noch unklar. Bis dahin sind kaum Entscheidu­ngen über die Zukunft des Schlosses möglich.

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FOTO: WIELAND FISCHER Schloss Reinhardsb­runn mit Blick aufs Kavaliersh­aus.

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