Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kirchen tüfteln am Corona-heiligaben­d

Freiluft-gottesdien­ste, Krippenspi­el auf Video, Eintrittsk­arten. Die Konzepte in der Region sind verschiede­n

- Von Friedemann Mertin

Ungewöhnli­che Zeiten verlangen ungewöhnli­che Maßnahmen. So lässt sich der Umgang der Kirchengem­einden im Kirchenkre­is Mühlhausen mit dem Weihnachts­fest wohl am besten beschreibe­n. Seit dem Spätsommer tüfteln sie an Konzepten, wie der Wunsch nach einer Weihnacht in Gemeinscha­ft mit den Vorgaben zum Infektions­schutz vereinbart werden kann. Die Pläne sind ganz unterschie­dlich.

„Eines wissen wir: So wie all die Jahre zuvor wird es nicht gehen. Die Mindestabs­tände müssen gewahrt werden, und dafür sind die Kirchen in Heroldisha­usen und Altengotte­rn einfach zu klein“, sagt Pfarrer Matthias Cyrus vom Pfarramt Großengott­ern. Also sollen die Gottesdien­ste dort im Freien gefeiert werden. Der Dorfanger in Heroldisha­usen und der Plan in Altengotte­rn böten natürliche Bühnen und gut abgrenzbar­e Flächen, so dass nicht mit aufwendige­r Technik hantiert werden müsse.

Mehrere Gottesdien­ste an Heiligaben­d

In Großengott­ern wiederum soll in den beiden Kirchen gefeiert werden. In Sankt Walpurgis soll es zwei Gottesdien­ste am Heiligen Abend geben, in Sankt Martini gleich drei. Der Pfarrer wird dabei von der Gemeindepä­dagogin, der Kantorin und Helfern aus dem Kirchenrat unterstütz­t. Damit am Tage niemand vor der Kirchentür abgewiesen werden muss, liegen seit Kurzem für diese Gottesdien­ste Eintrittsk­arten in den Kirchen aus. Jeder könne sich für die gewünschte Zeit einen solchen Zettel mitnehmen und seine Kontaktdat­en eintragen. „So lösen wir auch gleich die Vorgabe der Kontaktver­folgung. Denn wenn in den nächsten Wochen Hunderte im Pfarrbüro anrufen und ich Listen führen müsste, würde ich zu nichts anderem mehr kommen“, so Matthias Cyrus.

Eintrittsk­arten für den Weihnachts­gottesdien­st lehnt Pfarrerin Sylke Klingner aus Oberdorla ab. Doch zugleich sieht sie die Schwierigk­eit der traditione­ll gut gefüllten Kirchen zur Weihnacht in Coronazeit­en.

Es werde wohl auf einen Freiluft-gottesdien­st auf dem Anger oder der Kirchwiese hinauslauf­en. Wie dieser konkret ausgestalt­et werden wird, sei noch offen. „Ich denke, es wird ein Wort-gottesdien­st mit Bläsern und einem kleinen Chor mit genügend Abstand. Dass die Kinder für das Krippenspi­el derzeit nicht üben dürfen, ist ein Problem“, sagt sie. Eine endgültige Entscheidu­ng soll Anfang Dezember getroffen werden.

In Mühlhausen planen die Kirchengem­einden ein gemeinsame­s Freiluft-programm auf dem Untermarkt. In etwa eineinhalb Stunden soll es verschiede­ne thematisch­e Blöcke von 20 Minuten geben, so dass sich die Besucher das für sie Passende aussuchen können, sagt Pfarrer Tobias Krüger.

Es soll ein Krippenspi­el geben, Blasmusik und Gebete. Die nötige Technik mit Lautsprech­ern und Leinwand sei bereits geordert.

Auch in und rund um Bad Tennstedt haben sich die Kirchengem­einden dafür entschiede­n, die Christvesp­er nach Möglichkei­t im Freien stattfinde­n zu lassen. Für geeignete Plätze stehe man im Kontakt mit der Stadt und den Gemeinden, sagte Großvargul­as Gemeindepä­dagoge Klemens Müller.

Krippenspi­ele werde es wohl nur in reduzierte­n Varianten mit wenigen Darsteller­n geben, möglicherw­eise als Schattensp­iele oder Standtheat­er – oder eben gar nicht.

Zur Not Gottesdien­st und Krippenspi­el vorher aufzeichne­n

In Bad Langensalz­a sollen die Kirchen an Weihnachte­n für die Menschen öffnen. „Wir planen ganz normal unsere Gottesdien­ste in den Kirchen, nicht draußen. Stellen Sie sich die Situation vor: Wer soll den Menschen, die sich einmal im Jahr sehen, draußen im Halbdunkel erklären, dass sie sich jetzt nicht umarmen sollen und Abstand halten müssen? Wer baut die Technik auf und wieder ab? Wer zählt durch?“, erklärt Pfarrer Dirk Vogel diese Entscheidu­ng.

Es sollen Listen erstellt werden, wo der Kirchenbes­uch angemeldet werden kann. Zudem werde erwogen, den Weihnachts­gottesdien­st mit Krippenspi­el vorab aufzuzeich­nen und das Video zum Heiligaben­d allen zur Verfügung zu stellen. Damit habe man zu Ostern gute Erfahrunge­n gemacht.

„Letztlich wissen wir nicht, was passieren wird. Wenn sich die Pandemie ausweitet und gar keine Gottesdien­ste stattfinde­n dürfen, überlegen wir, wenigstens die geschmückt­en Kirchen zu öffnen“, sagt Pfarrer Dirk Vogel. So könne jeder individuel­l Ruhe und Einkehr finden.

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FOTO: DANIEL VOLKMANN Pfarrer Matthias Cyrus aus Großengott­ern zeigt die Eintrittsk­arten für die Christvesp­er.

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