Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Horrende Mieten lassen viele Geschäfte in Mühlhausens Innenstadt leer stehen
Baufällige Gebäude werden gekauft, um Verfall zu verhindern. An Eigentümer heranzukommen, ist oft nicht leicht
Leerstehende Geschäfte, Wohnungen und auch ganze Häuser in der Mühlhäuser Innenstadt sollen wieder mit Leben gefüllt werden. Dass sich dafür aber kaum neue Mieter oder Käufer finden, liegt nicht immer an fehlenden Interessenten.
Komplizierte Eigentumsverhältnisse, Sanierungsstau und viel zu hoch angesetzte Mieten lassen Wohn- und Geschäftsraum brach liegen und teilweise verkommen. „Es gibt hier Häuser in absolut zentraler Lage, deren Zustand aber so schlecht ist, dass sich da kein privater Investor herantraut“, sagt Mühlhausens Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD).
Erfolgreiches Prinzip der Stadt: Kaufen, entkernen, weiterverkaufen
Um solche Objekte vor dem kompletten Verfall zu schützen und so das Stadtbild in Ordnung zu halten, kauft die Stadt immer wieder Häuser auf, sichert und entkernt sie, um sie anschließend weiter zu verkaufen. Mit dieser Methode sei man bisher gut gefahren, sagt Rolf Schadeberg, Leiter des Fachdienstes Liegenschaften im Mühlhäuser Rathaus.
In den vergangenen 20 Jahren habe die Stadt bereits etwa 15 Objekte gesichert und anschließend wieder verkauft. Und auch für aktuelle Projekte, wie zum Beispiel in der Wahlstraße, gebe es bereits Interessenten.
Um allerdings an die halb verfallenen Gebäude heranzukommen, müssen die Hauseigentümer mitziehen – und vor allem müssen sie auffindbar sein. Das sei in manchen Fällen gar nicht so einfach, sagt Schadeberg.
Bei der Suche nach den Hauseigentümern stoße man zum Beispiel immer wieder auf Erbengemeinschaften. Oft wohnen die Beteiligten weit weg und nicht selten bestehe eine solche Gemeinschaft aus vielen Parteien, was bereits die Einigung untereinander schwierig gestaltet. In einigen Fällen habe es schon mehrere Jahre gedauert, bis die Verhältnisse endgültig geklärt waren und ein Kauf zustande kam.
Doch auch Gebäude, bei denen die Eigentumsverhältnisse geklärt sind, kann es Probleme geben. „Wir wollen den Leerstand so gering wie möglich halten – auch in den Häusern,
die nicht uns gehören“, sagt Oberbürgermeister Johannes Bruns. Dabei aber machen teilweise die Eigentümer Schwierigkeiten, die zum Beispiel überzogene Mieten verlangen und damit jungen Unternehmern mit individuellen Geschäftsideen die Grundlage nehmen.
Vor Kurzem trat beispielsweise eine Ukrainerin mit der Idee an die Stadt heran, ihr eigenes Restaurant am Untermarkt eröffnen zu wollen, berichtet Bruns. Die Idee scheiterte allerdings an den Mietkosten, die pro Monat etwa 2000 Euro betragen sollten. „So viel Soljanka kann niemand verkaufen, um für die Miete aufzukommen“, sagt Bruns. Er könne noch mehr solcher Beispiele nennen.
Leerstand ermitteln mit einer Analyse des Wohnungsmarktes
Dass die Mieten mitunter so hoch sind, liege auch an den Eigentumsstrukturen, sagt Jan Riemann (Freie Wähler), der mit seinem Verein Zurück in die Mitte (Zim) ebenfalls dafür kämpft, den Leerstand in Mühlhausen zu senken. „Im Westen sind die Händler meistens auch Eigentümer ihrer Geschäfte“, sagt er. Zu Ddr-zeiten seien im Osten aber viele Hausbesitzer enteignet worden und zogen fort, bevor sie ihre Immobilien wiederbekamen. Heute haben viele von ihnen keine Vorstellung mehr davon, wie der Markt sich entwickelt hat, mussten ihre Häuser teilweise sanieren und schlagen die entstandenen Kosten auf die Mieten um, erklärt Riemann.
Um einen genauen Überblick darüber zu bekommen, was in Mühlhausens Kernstadt leer steht, will die Verwaltung nun eine Wohnungsmarktanalyse in Auftrag geben. Um zumindest die städtischen Immobilien wieder vermieten zu können, soll unter anderem eruiert werden, welche Wohnungen moderner gestaltet werden können.