Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Horrende Mieten lassen viele Geschäfte in Mühlhausen­s Innenstadt leer stehen

Baufällige Gebäude werden gekauft, um Verfall zu verhindern. An Eigentümer heranzukom­men, ist oft nicht leicht

- Von Susan Voigt

Leerstehen­de Geschäfte, Wohnungen und auch ganze Häuser in der Mühlhäuser Innenstadt sollen wieder mit Leben gefüllt werden. Dass sich dafür aber kaum neue Mieter oder Käufer finden, liegt nicht immer an fehlenden Interessen­ten.

Komplizier­te Eigentumsv­erhältniss­e, Sanierungs­stau und viel zu hoch angesetzte Mieten lassen Wohn- und Geschäftsr­aum brach liegen und teilweise verkommen. „Es gibt hier Häuser in absolut zentraler Lage, deren Zustand aber so schlecht ist, dass sich da kein privater Investor herantraut“, sagt Mühlhausen­s Oberbürger­meister Johannes Bruns (SPD).

Erfolgreic­hes Prinzip der Stadt: Kaufen, entkernen, weiterverk­aufen

Um solche Objekte vor dem kompletten Verfall zu schützen und so das Stadtbild in Ordnung zu halten, kauft die Stadt immer wieder Häuser auf, sichert und entkernt sie, um sie anschließe­nd weiter zu verkaufen. Mit dieser Methode sei man bisher gut gefahren, sagt Rolf Schadeberg, Leiter des Fachdienst­es Liegenscha­ften im Mühlhäuser Rathaus.

In den vergangene­n 20 Jahren habe die Stadt bereits etwa 15 Objekte gesichert und anschließe­nd wieder verkauft. Und auch für aktuelle Projekte, wie zum Beispiel in der Wahlstraße, gebe es bereits Interessen­ten.

Um allerdings an die halb verfallene­n Gebäude heranzukom­men, müssen die Hauseigent­ümer mitziehen – und vor allem müssen sie auffindbar sein. Das sei in manchen Fällen gar nicht so einfach, sagt Schadeberg.

Bei der Suche nach den Hauseigent­ümern stoße man zum Beispiel immer wieder auf Erbengemei­nschaften. Oft wohnen die Beteiligte­n weit weg und nicht selten bestehe eine solche Gemeinscha­ft aus vielen Parteien, was bereits die Einigung untereinan­der schwierig gestaltet. In einigen Fällen habe es schon mehrere Jahre gedauert, bis die Verhältnis­se endgültig geklärt waren und ein Kauf zustande kam.

Doch auch Gebäude, bei denen die Eigentumsv­erhältniss­e geklärt sind, kann es Probleme geben. „Wir wollen den Leerstand so gering wie möglich halten – auch in den Häusern,

die nicht uns gehören“, sagt Oberbürger­meister Johannes Bruns. Dabei aber machen teilweise die Eigentümer Schwierigk­eiten, die zum Beispiel überzogene Mieten verlangen und damit jungen Unternehme­rn mit individuel­len Geschäftsi­deen die Grundlage nehmen.

Vor Kurzem trat beispielsw­eise eine Ukrainerin mit der Idee an die Stadt heran, ihr eigenes Restaurant am Untermarkt eröffnen zu wollen, berichtet Bruns. Die Idee scheiterte allerdings an den Mietkosten, die pro Monat etwa 2000 Euro betragen sollten. „So viel Soljanka kann niemand verkaufen, um für die Miete aufzukomme­n“, sagt Bruns. Er könne noch mehr solcher Beispiele nennen.

Leerstand ermitteln mit einer Analyse des Wohnungsma­rktes

Dass die Mieten mitunter so hoch sind, liege auch an den Eigentumss­trukturen, sagt Jan Riemann (Freie Wähler), der mit seinem Verein Zurück in die Mitte (Zim) ebenfalls dafür kämpft, den Leerstand in Mühlhausen zu senken. „Im Westen sind die Händler meistens auch Eigentümer ihrer Geschäfte“, sagt er. Zu Ddr-zeiten seien im Osten aber viele Hausbesitz­er enteignet worden und zogen fort, bevor sie ihre Immobilien wiederbeka­men. Heute haben viele von ihnen keine Vorstellun­g mehr davon, wie der Markt sich entwickelt hat, mussten ihre Häuser teilweise sanieren und schlagen die entstanden­en Kosten auf die Mieten um, erklärt Riemann.

Um einen genauen Überblick darüber zu bekommen, was in Mühlhausen­s Kernstadt leer steht, will die Verwaltung nun eine Wohnungsma­rktanalyse in Auftrag geben. Um zumindest die städtische­n Immobilien wieder vermieten zu können, soll unter anderem eruiert werden, welche Wohnungen moderner gestaltet werden können.

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FOTO: DANIEL VOLKMANN Das ehemalige Gasthaus „Goldener Stern“am Obermarkt (hier in der Rückansich­t) ist eines der Objekte, dass die Stadt vor dem Verfall rettete und nun für einen potenziell­en Käufer aufbereite­t.

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