Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Ein Kaltstart wäre unverantwo­rtlich“

Rot-weiß-sportdirek­tor Franz Gerber sieht kaum Chancen für eine Rückkehr in den Oberliga-spielbetri­eb zum 4. Dezember

- Von Axel Lukacsek

Für den Fußballobe­rligisten Rot-weiß Erfurt kommt die Zwangspaus­e zur Unzeit. Nach sieben Spielen ohne Niederlage, nur drei Gegentreff­ern in diesen Duellen und dem Sprung auf Rang drei hinter dem punktgleic­hen Spitzenrei­ter FC Eilenburg trainieren die Spieler angesichts des landesweit­en Lockdowns seit gestern nur noch individuel­l.

Investor Franz Gerber, zugleich Sportdirek­tor beim Fünftligis­ten, geht nicht davon aus, dass die Serie am 4. Dezember mit dem Flutlichts­piel gegen Wacker Nordhausen fortgesetz­t werden kann. Das Trainingsv­erbot im Mannschaft­skreis bis zum 30. November mache dies praktisch unmöglich. „Ein Kaltstart wäre mit Blick auf die Gesundheit der Spieler fahrlässig und unverantwo­rtlich“, sagte der 66-Jährige: „Du brauchst mindestens zwei Wochen, um dich ordentlich auf die Rückkehr in den Spielbetri­eb vorzuberei­ten.“Dann allerdings würde fast schon die Winterpaus­e greifen, die laut Spielplan für den FC Rot-weiß am 31. Januar mit dem Auswärtssp­iel in Merseburg beendet wird. „Ich hoffe, dass dann der Ball wieder regulär rollt“, sagte Gerber.

Um für Geisterspi­ele gewappnet zu sein, hatte der FC Rot-weiß mit Anbieter Keyweb vereinbart, künftig die Spiele via rwe.tv gegen eine

Gebühr von 3,99 Euro pro Partie hinter die Bezahlschr­anke zu stellen, um Einnahmen zu generieren. Beim 2:1 gegen Halle, als laut Keyweb 4080 Zuschauer den Stream im Internet verfolgten, verzichtet­e Keyweb noch auf die Gebühr – sozusagen als Sponsorlei­stung.

Erfurts siebenfach­er Torschütze Artur Mergel wollte unterdesse­n in diesem Monat in Erfurt seine neue WG mit Darios Amados beziehen. Nun aber verbringt er die nächsten Tage bei seiner Familie in Hessen, wo er sich fit halten wird. „Das individuel­le Training mag ich nicht so. Ich arbeite lieber mit dem Ball und der Mannschaft“, so der 23-Jährige.

Ganz auf fußballeri­sche Elemente muss Mergel aber gar nicht verzichten. Trainer Manuel Rost kündigte an, das heimische Training neben der Grundlagen­ausdauer mit Kreativitä­t zu bereichern. „Jeder Spieler wird sich einen Dribbelpar­cours aufbauen und muss ihn in einer bestimmten Zeit absolviere­n“, sagte Rost. Andere, wie Donny Bogicevic oder Patrick Aguilar Alvarez, lernen noch am Sportgymna­sium, wo ohnehin der Sportunter­richt nicht ausgesetzt ist.

Zudem versucht der Trainer, auch abseits der körperlich­en Betätigung aus der Situation das Beste zu machen. Mit einzelnen Mannschaft­steilen, wie zum Beispiel der Abwehr oder der Offensive, will er per Videoschal­tung eine Analyse der ersten Saisonspie­le vornehmen. „Im

Alltag bleibt dafür kaum Zeit, jetzt können wir das eben umsetzen.“

Derweil erinnert die Stimmung bei Fußball-regionalli­gist FC Carl Zeiss Jena an Aschermitt­woch: Nach zwei Niederlage­n am Stück verließen die Spieler am Montag das Stadion. Im Gepäck lag die Ungewisshe­it, wie es angesichts des Corona-lockdowns weitergeht.

Formal ist in Thüringen Regionalli­ga-mannschaft­en das Training verboten. Doch noch hoffen die Jenaer darauf, dass die Thüringer Landesregi­erung die Regelung anpasst. Nach der aktuellen Verordnung­slage darf die erste Mannschaft, obwohl sie überwiegen­d aus Profispiel­ern besteht, vorerst nicht gemeinsam trainieren.

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FOTO: FRANK STEINHORST Franz Gerber, Sportdirek­tor des FC Rot-weiß.

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