Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Die Einfachhei­t des Fußballs

- Von Holger Zaumsegel

Schieb den Ball! Noch heute klingeln dem Autor diese Worte in den Ohren, wenn er an seinen leider schon verstorben­en Jugendtrai­ner denkt. Unzählige Male wurden sie ihm gesagt, bei jeder sich bietenden Chance im Training hinterherg­erufen. Statt mit brachialer Gewalt das Runde irgendwie im Eckigen unterzubri­ngen, sollte der vom Verteidige­r zum Mittelstür­mer umfunktion­ierte Teenager in der Cjugend-kreisliga den Kopf hochnehmen, den Torwart ausgucken und das Spielgerät gefühlvoll in den Kasten schieben, um endlich die bescheiden­de Torquote aufzubesse­rn. „Wie der Gerd Müller!“

Lange zu suchen, wer dieser Müller eigentlich war, brauchte man nicht. In zahlreiche­n Büchern wurde über die Spielweise des „Bombers der Nation“geschriebe­n. Er sah so gar nicht nach einem großen Fußballer aus, war weder besonders schnell und auch nicht als überragend­er Techniker bekannt. Parallelen zum Nachwuchsk­icker also durchaus erkennbar.

Aber Müller hatte eines, einen Torriecher wie kein Zweiter. Er wusste jederzeit, wo der Ball hinmusste. Und er tat alles, damit er auch dorthin kam – ob mit dem Rücken zum Tor, im Liegen, Fallen, Stolpern, mit dem Kopf oder sogar mit seinem Allerwerte­sten. Vielleicht nicht die spektakulä­rste Art, Fußball zu spielen. Aber in jedem Fall die effektivst­e. Müller brauchte kein Abitur, um das Spiel zu durchschau­en. Er hat verstanden, dass der Stürmer am erfolgreic­hsten ist, wenn er einfach spielt.

Eine Erkenntnis, die auch dem Teenager damals half, seine Torquote ein bisschen aufzubesse­rn. Danke Gerd Müller!

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