Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Die Einfachheit des Fußballs
Schieb den Ball! Noch heute klingeln dem Autor diese Worte in den Ohren, wenn er an seinen leider schon verstorbenen Jugendtrainer denkt. Unzählige Male wurden sie ihm gesagt, bei jeder sich bietenden Chance im Training hinterhergerufen. Statt mit brachialer Gewalt das Runde irgendwie im Eckigen unterzubringen, sollte der vom Verteidiger zum Mittelstürmer umfunktionierte Teenager in der Cjugend-kreisliga den Kopf hochnehmen, den Torwart ausgucken und das Spielgerät gefühlvoll in den Kasten schieben, um endlich die bescheidende Torquote aufzubessern. „Wie der Gerd Müller!“
Lange zu suchen, wer dieser Müller eigentlich war, brauchte man nicht. In zahlreichen Büchern wurde über die Spielweise des „Bombers der Nation“geschrieben. Er sah so gar nicht nach einem großen Fußballer aus, war weder besonders schnell und auch nicht als überragender Techniker bekannt. Parallelen zum Nachwuchskicker also durchaus erkennbar.
Aber Müller hatte eines, einen Torriecher wie kein Zweiter. Er wusste jederzeit, wo der Ball hinmusste. Und er tat alles, damit er auch dorthin kam – ob mit dem Rücken zum Tor, im Liegen, Fallen, Stolpern, mit dem Kopf oder sogar mit seinem Allerwertesten. Vielleicht nicht die spektakulärste Art, Fußball zu spielen. Aber in jedem Fall die effektivste. Müller brauchte kein Abitur, um das Spiel zu durchschauen. Er hat verstanden, dass der Stürmer am erfolgreichsten ist, wenn er einfach spielt.
Eine Erkenntnis, die auch dem Teenager damals half, seine Torquote ein bisschen aufzubessern. Danke Gerd Müller!